Text: Alexandra Koch                Foto: imago images/ Frank Sorge

PSSM2 – zugegebenermaßen haben wir alle diese Buchstaben- und Ziffernkombination schon mal im Stall gehört. Für manchePferdehalter erscheint sie wie ein großes Schreckgespenst, andere halten sie für eine Art Modeerkrankung, bei der nichts so heiß gegessen wie gekocht wird. Doch was steckt am Ende wirklich hinter PSSM2? Was bedeutet die Erkrankung für diebetroffenen Pferde? Und wie häufig kommt sie vor? Wir haben einige Erkenntnisse und Forschungsergebnisse für Sie zusammengetragen.

Wenn die Diagnose PSSM2 korrekt von einem Tierarzt gestellt wurde, wartet bereits die nächste Herausforderung auf den Pferdehalter. Denn die Therapie eines von PSSM2 betroffenen Pferdes gleicht häufig einem ganz besonderen Puzzlespiel mit der Suche nach immer neuen Teilen. „Es ist ein bisschen die Nadel im Heuhaufen, nach welcher die Pferdebesitzer oft suchen“, erläutert Dr. Melissa Cox. „Die Therapie von PSSM ist eine große Tüftelei und kann sich von Pferd zu Pferd extrem unterscheiden. Dennoch kann ich jedem Pferdehalter ein spezielles Fütterungs- und Bewegungsmanagement nur ans Herz legen, um einer Verschlimmerung vorzubeugen. Der Pferdehalter kann selbst ganz viel tun!“ Wie stark die Erkrankung tatsächlich fortschreitet, hat ganz unterschiedliche Einflussfaktoren. Zum einen gehört dazu der genetische Hintergrund des Pferdes. „Die Zahl und die Kombinationen der Risikofaktoren spielen eine entscheidende Rolle bei dieser Frage“, beschreibt Dr. Melissa Cox. „Die Genvarianten sind jedoch nur ein Risikofaktor. In welchem Maße und ob überhaupt das Pferd bei ihrem Vorhandensein tatsächlich Symptome entwickelt, ist dadurch nicht festgelegt. Die Ernährung, die Belastung des Tieres und die Bewegung durch unterschiedliche Haltungsbedingungen spielen dabei eine entscheidende Rolle.“ Einige Pferde mit hohen Risikofaktoren für PSSM2 bleiben ihr Leben lang völlig symptomfrei oder zeigen nur ganz milde Symptome. „Allerdings spielen hier optimale Haltungsbedingungen eine große Rolle“, betont unsere Expertin. „Insbesondere Spitzenpferde im Sport und in der Zucht werden derart ausgefeilt gemanagt, dass manchmal unter normalen Bedingungen keinerlei Symptome in Erscheinung treten. Diese können dann beispielsweise auch erst auftreten, wenn die Tiere durch eine längere Erkrankung oder eine Operation geschwächt sind.“

Freizeitpferde optimal halten



Dr. Melissa Cox weiß von einigen Fällen, dass Pferde die im Spitzensport nicht das gewünschte Niveau erreichten, an Freizeitreiter verkauft wurden und dann unter anderen Bedingungen Symptome entwickelten. Dabei musste die Haltung auch keineswegs schlecht sein, doch schon allein die Veränderung konnte die Symptome befeuern. „Wenn diese Pferde dann ein sehr dominantes Verhalten zeigten, steckten nicht selten Schmerzen, ausgelöst durch PSSM2, dahinter.“

Sie betont, dass alle von PSSM2 betroffenen Pferde so viel tägliche Bewegung wie irgendwie möglich brauchen. „Optimal ist meines Erachtens die Haltung in einem Aktivstall. Durch die stetige Bewegung bleiben die Muskeln locker, und das Pferd hat keine oder nur geringe Beschwerden“, so die Expertin. Allerdings ist Auslauf natürlich nicht alles. Wer ein Pferd besitzt, welches von PSSM2 betroffen ist, sollte sich unbedingt immer wieder mit dem behandelnden Tierarzt für eine optimale Therapie beraten. Hier muss genau bewertet werden, in welchem Maße die Bewegung unter dem Sattel für das jeweilige Pferd sinnvoll erscheint. „Der Trainingsplan, welcher in Zusammenarbeit mit dem Experten erstellt wurde, sollte insbesondere bei PSSM2-Pferden konsequent eingehalten werden“, betont Dr. Melissa Cox. „Ausreichend Schritt reiten und aufwärmen sind dabei insbesondere wichtig.“ Pausen beim Training und gezielte Dehnübungen können wertvolle Elemente des Trainingsplans darstellen. Hinzu kommt so viel Bewegung im Gelände wie möglich, sodass das Pferd auch auf unebenem Gelände läuft und die Muskulatur zudem durch Bergauf- und Bergabreiten beansprucht wird. Das Maß hängt natürlich vom Grad der Erkrankung ab. Viele Betroffene konnten jedoch positive Effekte aufgrund einer wohldurchdachten Intensivierung des Trainings erzielen.
Schließlich ist ein letzter wichtiger Punkt die Fütterung des Pferdes. Eiweißreiche Ernährung ist wichtig, die Kohlenhydrate sollten so gering wie möglich gehalten werden. „Wichtig ist, Kohlenhydrate einzusparen, um den Muskelstoffwechsel mit weniger Glykogen zu belasten, stattdessen mehr wertvolle Proteine zu füttern und Energie über Öle zuzuführen“, erklärt Dr. Cox. „Die Fütterung sollte unbedingt mit einem speziellen unabhängigen Futterberater und dem Tierarzt durchgeplant werden.“ Gute Proteinquellen sind Luzerne, Hanf und Esparsette, die zudem einen günstigen Rohfaseranteil besitzen. Hinzu kommen einige Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, deren Zufütterung bei PSSM2 besonders wichtig werden kann. Hierzu zählen Vitamin E und Selen. Auch zusätzliche Magnesiumgaben können sinnvoll sein. Hinzu kommen die Aminosäuren Lysin, Methionin und Threonin, deren Mangel durch spezielle Fütterung ausgeglichen werden sollte. Außerdem sollte – wie eigentlich bei allen Pferden – Stress so weit wie möglich vermieden werden.

Den kompletten Artikel finden Sie in der Mein Pferd April- Ausgabe.

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