Text: Kerstin Wackermann Foto: www.Slawik.com
Rosen, um Koliken vorzubeugen, Thymian gegen Husten oder Klettenlabkraut für eine bessere Immunabwehr – Heilpflanzen unterstützen den Pferdekörper bei den unterschiedlichsten Krankheiten. Wie man sie verabreicht und welche Pflanzen wann helfen, erfahren Sie hier
Die Phytotherapie, also die Lehre der Verwendung von Heilpflanzen als Arzneimittel, hat auf der ganzen Welt eine lange Tradition. Und sie ist wieder im Kommen. Möglichst natürlich heilen – das ist der Wunsch vieler. Manche der Wirkstoffe, die in Medikamenten verwendet werden, stecken in ähnlicher Form in Pflanzen. So hat man zum Beispiel schon in der Antike die Weidenrinde eingesetzt, um Fieber und Schmerzen zu senken. Jahre später extrahierte man aus der Weidenrinde Salicin, aus der erst Salicylsäure und später Acetylsalicylsäure entwickelt wurde – einer der bekanntesten Wirkstoffe, der zum Beispiel in Aspirin steckt. Der Vorteil der isolierten Wirkstoffe, wie sie in Pillen und Co. vorkommen: Sie wirken schnell! Das ist bei akuten Problemen entscheidend. Der Pflanzenheilkunde sind hier Grenzen gesetzt. „Kräuter eignen sich für vieles, aber nicht für akute Geschehen als Hauptmittel. Sie helfen aber gut bei länger andauernden Krankheiten, bei chronischen Problemen oder vorbeugend sowie unterstützend“, gibt Ute Ochsenbauer zu bedenken.
Der Vorteil der „grünen Medizin“ gegenüber Medikamenten: Heilpflanzen enthalten eine Art Wirkstoffkomplex – neben dem Hauptwirkstoff, der das Problem beheben oder lindern soll, sind noch weitere Substanzen enthalten, die dazu führen, dass der Wirkstoff vom Körper besser aufgenommen wird als in seiner isolierten Variante. Er ist zudem verträglicher und zeigt weniger Nebenwirkungen. „Das ist die Stärke von Kräutern. Sie wirken sanfter“, betont Ute Ochsenbauer. Ausgenommen sind natürlich Pflanzen, die Giftstoffe enthalten. Außerdem sollte man eine Heilpflanze nicht länger als zwei Wochen füttern, da sie sonst Allergien auslösen könnte – nach dieser Zeit am besten zu einer anderen Heilpflanze greifen.
Was wirkt in der Pflanze?
Die „Hauptwirkstoffe“ der Heilpflanzen, die man sich auch in Medikamenten zunutze macht, sind vor allem Gerbstoffe, Saponine und Bitterstoffe.
Gerbstoffe schmecken unangenehm und sollen die Pflanze vor dem Gefressenwerden schützen. Außerdem verhindern sie eine mikrobielle Zersetzung oder Fäulnis der Pflanze. Sie wirken unter anderem zusammenziehend, entzündungshemmend, hemmen das Wachstum von Mikroorganismen (antimikrobiell) und sorgen dafür, dass sich Darmbewegungen reduzieren. Daher werden Gerbstoffe in Medikamenten gegen Durchfall und Hauterkrankungen verwendet.
Auch Saponine (lat. Sapo = Seife) sind Abwehrstoffe der Pflanze gegen Pilzbefall und Insektenfraß und schmecken sehr bitter. Ihnen wird eine entzündungshemmende, antibakterielle und antimikrobielle Wirkung zugeschrieben. Sie fördern die Durchblutung und schützen vor Pilzen. In Zahnpasta oder Shampoos sind Saponine genauso zu finden wie in Hustenmitteln.
Bitterstoffe regen die Verdauung an – das beginnt schon im Mund: Durch den bitteren Geschmack werden Magen, Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse dazu angeregt, vermehrt Verdauungssäfte und -enzyme zu produzieren. Der Darm wird auf diese Weise besser durchblutet, und die Darmbewegung wird gefördert. Wichtige Nährstoffe aus dem Futter können besser aufgenommen und verwertet werden, außerdem wird die Leber entgiftet. Bitterstoffe helfen somit bei Krämpfen, wirken entzündungshemmend, antibakteriell sowie gegen Pilze.
Sammeln oder kaufen
Heilpflanzen kann man bei Kräuterexperten ebenso wie bei Futtermittelherstellern kaufen. Manche werden einzeln angeboten, andere als Mischung aus vielen verschiedenen Kräutern, die gegen ein spezielles Problem helfen sollen – zum Beispiel Brennnesselkraut, Birkenblätter, Gänsefingerkraut, Goldrutenkraut, Ackerschachtelhalm und Ginkgo gegen Hufrehe. „Kräutermischungen haben den Vorteil, dass man die Stärken der verschiedenen Pflanzen kombinieren kann“, weiß Ute Ochsenbauer.
Den kompletten Text finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.