Text: Aline Müller Foto: Adobe Stock
Es wird viel diskutiert, und es kursieren so einige Meinungen zum Thema „Barhuf oder Beschlag?“. Dabei gibt es nicht die eine Lösung, die für jedes Pferd gilt. Vielmehr muss sachlich abgewogen und individuell entschieden werden. Diese Faktoren spielen dabei eine wichtige Rolle
Wenn ein Fohlen auf die Welt kommt, steckt es im wahrsten Sinne des Wortes noch in den Kinderschuhen. Die Hufe sind noch klein, aber ermöglichen es ihm bereits vom ersten Tag an zu laufen. Ein Wunderwerk der Natur. Anfangs sind sie im Tragrand zudem noch eng, doch mit dem Heranwachsen bilden sich die Hufe immer weiter aus. Sie sind im übertragenen Sinne wie Schuhe, die mitwachsen. Irgendwann stellt sich die Frage: Braucht mein Pferd einen Beschlag oder nicht? Diese Frage wird schnell zur Glaubensfrage, und es kursieren alle möglichen Glaubenssätze, Vorurteile und Meinungen – sowohl unter den Barhufverfechtern als auch unter den Beschlagbefürwortern. Die Meinungen gehen nicht nur unter Pferdebesitzern, sondern auch unter Tierärzten, Hufschmieden, Hufbearbeitern und anderen Experten auseinander. Doch die Realität zeigt: Nicht jedes Reitpferd muss beschlagen werden, und umgekehrt ist nicht für jedes Pferd das Leben ohne Eisen die richtige Wahl.
50 Kilometer ohne Eisen
Wenn ein Pferd angeritten wird, heißt es nicht automatisch, dass es Zeit für einen Beschlag wird. Generell sollte die Situation immer individuell und sachgerecht betrachtet beziehungsweise bewertet werden. Jedes Pferd ist anders, hat womöglich eine Vorgeschichte mit einer Fehlstellung oder anderen Problemen. Vielleicht gibt es in Bezug auf die Hufstellung dringend etwas zu korrigieren, vielleicht aber auch eben nicht. Hinzu kommt, dass es nicht auf den Bilderbuch-Huf ankommt. Die Natur hat schon ihre Tricks auf Lager. So zeigen Forschungsarbeiten über die Hufe von wild lebenden Mustangs in den USA, dass sie durchaus gesunde Hufe haben, und das, obwohl sie mit ihnen rund 20 bis 50 Kilometer pro Tag laufen. Die Böden sind teilweise sehr hart, felsig oder steinig. Meist bewegen sie sich im Schritt, aber auch Trab und Galopp lassen sie nicht aus. Es entsteht ein natürliches Gleichgewicht zwischen Nachwachsen und Abnutzung der Hufe.
Die Studien legen nahe, dass die natürlichen Mechanismen der Hufe wilder Pferde nahezu perfekt funktionieren. Die Hufe sind aufgrund der Bodenverhältnisse hart, die Beine stark und der Blutkreislauf optimal. Dabei hat der Strahl von wild lebenden Mustangs einen passiven Kontakt zum Boden und fungiert als Aufprallschutz. Zudem ist das Gewicht gleichmäßig über die tragenden Flächen der vier Hufe verteilt. Im natürlichen Zustand, also unbeschlagen, kann der Hufmechanismus seine Aufgabe am besten erfüllen. Nun halten wir keine Wildpferde, und unsere Vierbeiner sind sowohl mit wechselnden Untergründen als auch mit diversen Belastungen durch den Reiter konfrontiert. Auch die besten Hufe sind nicht unter allen Umständen ohne Hufschutz nutzbar.
Ein neues Leben ohne Eisen
Ob ein Pferd Hufeisen oder einen anderen Hufschutz benötigt, hängt unter anderem von Faktoren wie den Bodenverhältnissen (Wiese, Paddock, Offenstall, Reitplatz oder -halle), von der Art, Häufigkeit und Intensität des Trainings, von der Hufgesundheit sowie der Gliedmaßenstellung und dem Bewegungsablauf ab. Henduro ist ein achtjähriger Andalusier-Wallach. Er hat das ganze Jahr Zugang zu einer Weide mit einem kleinen Offenstall. Er wird regelmäßig auf einem Reitplatz mit gutem Boden bewegt.
„Als Henduro vierjährig zu uns kam, war er komplett beschlagen“, erinnert sich seine Besitzerin Katharina. Damals stand er in einem Ausbildungsstall und kam meist auf ein Paddock mit sehr rauem Boden. Auch die Bodenverhältnisse in der Reithalle waren nicht optimal. „Ich denke, bei der Entscheidung hat die Zeit und die Bequemlichkeit eine Rolle gespielt“, so Katharina. „Es war einfacher, ihn schnell zu beschlagen, um ihn rasch anreiten und ausbilden zu können, anstatt sich um eine entsprechende Hufbearbeitung zu kümmern und alles im Blick zu behalten.“
Den kompletten Artikel finden Sie in der Mein Pferd März-Ausgabe.