Der Magen ist ein sensibles Organ, in dem eingespielte Abläufe schnell ins Wanken geraten. Warum selbst Kraftfutter negativ auf die Verdauungsvorgänge im Magen wirkt, weshalb Rohfaser so wichtig ist und was man gegen Magengeschwüre tun kann, lesen Sie im folgenden Special. Außerdem: Melone, Salat oder Brot – was darf aus der heimischen Küche auch im Futtertrog landen?
Verborgene Vorgänge
Im Magen finden Verdauungsvorgänge statt, die ganz genau einem bestimmten Schema folgen sollten. Wird Heu gefüttert, läuft alles nach Plan. Bei Kraftfutter hingegen gibt es schon die ersten kleineren Abweichungen.
Säure – das klingt erstmal aggressiv. Und auch wenn Magensäure unabdingbar für eine gute Verdauung ist, verbindet man mit ihr doch eher negative Auswirkungen wie etwa Magengeschwüre. Wie bei so vielem kommt es auf die richtige Balance an. Und darauf, dass die Säure dort bleibt, wo sie hingehört.
Erst keine, dann viel Magensäure
Mit 15 bis 20 Litern Fassungsvermögen ist der Magen eines Pferdes relativ klein und darauf ausgelegt, Futter in kleinen Portionen aufzunehmen. Dieses gelangt – durch Zähne zerkleinert – zunächst in den vorderen Teil des Magens. In diesem vorderen, dem sogenannten drüsenlosen Teil, gibt es noch keinen sauren Magensaft. Leicht verdauliche Kohlenhydrate wie Stärke oder Zucker werden hier durch Mikroorganismen abgebaut. Da das Milieu in diesem Teil des Magens sehr basisch ist, finden die Mikroorganismen hier gute Bedingungen vor. Wird zu viel Zucker gefüttert, kommt es zu einer sprunghaften Fermentation. Die Folge: Es wird sauer im ersten Teil des Magens, dies ist nicht erwünscht. Über Transportbewegungen gelangt der Futterbrei als Nächstes in den drüsenhaltigen Teil des Magens. „Hier werden Salzsäure und Pepsinogen, die Vorstufe von Pepsin gebildet. Die Salzsäure senkt den pH-Wert, dies ist wichtig um den Nahrungsbrei zu „desinfizieren“ und mit Hilfe des Pepsins beginnt die Eiweißverdauung. Dies erfolgt nur bei einem niedrigen pH-Wert. Die Enzyme arbeiten immer nur bei einem bestimmten pH-Wert richtig“, erklärt Fütterungsexperte Otfried Lengwenat. Da Raufutter etwas lockerer ist und nicht so eng zusammenklebt, kann es im hinteren Teil des Magens von der Magensäure sehr gut durchtränkt werden. Der pH-Wert sinkt ab.
Kraftfutterbrei wird schlechter verarbeitet
Kraftfutter hingegen klebt meistens als Brei dicht zusammen und kann nicht so gut durchtränkt werden. Bei diesem Futter sinkt der pH-Wert nicht so weit ab. Das hat zur Folge, dass die Mikroorganismen nicht so zahlreich abgetötet werden und das Futter keimhaltiger ist, wenn es im Dünndarm ankommt. Dort steigt das Risiko für Fehlgärungen mit Aufgasungen, die sich als Kolik äußern. Ein weiteres Problem: Da die Magensäure nicht ausreichend gebunden werden kann, kann sie in den vorderen, drüsenlosen Teil des Magens laufen. Es kann zu Veränderungen sogar zu Magengeschwüren kommen.
Text: Kerstin Wackermann Foto: www.Slawik.com