Text: Aline Müller Foto: www.Slawik.com
Die Stute Hara zeigt plötzlich diffuse Krankheitssymptome, und ihre Besitzerin hat bald eine wahre Tierarzt-Odyssee hinter sich. Bis schließlich die Diagnose HPU gestellt wird …
Schon wieder holt Annika eine Tierarztrechnung aus dem Briefkasten. Sie traut sich kaum, den Briefumschlag zu öffnen. „Bei den hohen Tierarztkosten geht mein ganzes Geld für mein Pferd drauf. Natürlich möchte ich helfen, aber ich bin mittlerweile wirklich verzweifelt, weil alle Behandlungsversuche ins Leere laufen und scheinbar keiner die wirkliche Ursache für das Leiden meiner Stute findet“, klagt die Studentin, und ihr Blick verrät, wie schlecht es ihr mit der Situation geht. Vor zwei Jahren hat sich Annika den Traum vom eigenen Pferd erfüllt. Es war klar, dass es eine Haflingerstute werden sollte. Nach mehreren Monaten intensiver Suche hat eine Freundin sie auf Hera aufmerksam gemacht. Diese war gerade sechs Jahre alt geworden, hatte eine gute Grundausbildung und war in Dressurprüfungen bis zur Klasse A platziert. Für Annika genau das richtige Pferd. „Es war wirklich Liebe auf den ersten Blick bei uns beiden. Beim Probereiten habe ich mich direkt mehr als wohl gefühlt, und Hara zeigte sich auch nach dem Umzug in den neuen Stall sehr ausgeglichen, sozial und menschenbezogen“, so die 26-Jährige. Doch das änderte sich plötzlich. „An einem Nachmittag wurde ich angerufen, weil Hara partout nicht von der Weide wollte. Sie lag dort im kühlen Gras und weigerte sich aufzustehen“, erinnert sich Annika, die zunächst an eine Kolik denkt. Ihr Tierarzt kam schnell vorbei, doch er konnte keine Kolik feststellen. Und nach wenigen Stunden schien es der Haflingerstute auch wieder besser zu gehen.
Erschöpft und weniger leistungsfähig
Doch dann zieht sich Hara immer mehr aus ihrer Herde zurück, wird zur Einzelgängerin. Unter dem Sattel hat sie kaum noch Motivation und „irgendwie immer einen so traurigen Blick“, erzählt ihre Besitzerin. Nach dem Training ist Hara erschöpft und braucht lange, um sich zu regenerieren. Annika reitet die Stute nur noch zweimal in der Woche und geht an den restlichen Tagen mit ihr spazieren. Doch es treten auch noch allergische Symptome auf, und Hara ist weiterhin sehr abgeschlagen. Eine Tierärztin macht Annika schließlich auf das Thema Stoffwechselstörungen und Zivilisationskrankheiten aufmerksam. Bei uns Menschen sind hier ganz vorne mit dabei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, aber auch Rückenschmerzen durch vermehrtes Sitzen vor dem Computer und generell ein ungesunder Lebensstil, der weit von unseren natürlichen Bedürfnissen entfernt ist. Weder bei uns Menschen noch bei unseren Pferden hat es früher solche Zivilisationskrankheiten gegeben. Sie sind das Ergebnis eines modernen, schnellen Lebens, an dem viele regelrecht gesundheitlich zerbrechen. „Beim Pferd zählen zu den Zivilisationserkrankungen Allergien der Haut und der Schleimhäute, neurologische Syndrome wie Headshaking, Ataxien oder Shivering, aber auch augenscheinliche Stoffwechselstörungen wie das Equine Metabolische Syndrom (EMS) oder Cushing. Ebenso deren schwere mögliche Folgen, wie zum Beispiel die Hufrehe“, betont Dr. Tina Maria Ritter, Autorin des Buches „Stoffwechselerkrankungen bei Pferden“. Zwar würden immer mehr moderne Auslöser diskutiert, jedoch seien die eigentlichen Ursachen für Fehlregulierungen im Körper oft unbekannt. „Zu jeder Krankheit gibt es Theorien und Annäherungen. Vollständig klar sind die Zusammenhänge, warum es zur Ausbildung der Krankheit kommt, allerdings nicht“, so unsere Expertin.
Erkenntnisse durch Umweltmedizin
Die Fachrichtung der Umweltmedizin ist in der humanen Medizin bereits vom Robert-Koch-Institut als interdisziplinäres Fachgebiet definiert, das sich in Theorie und Praxis mit den gesundheits- und krankheitsbestimmenden Aspekten der Mensch-Umwelt-Beziehung befasst. Umweltfaktoren beziehungsweise -expositionen und deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit gelten als zentraler Fachgegenstand.
Den kompletten Text finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.