Kolik
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Definition
Der Begriff Kolik stammt aus dem Mittelalter und geht auf die Bezeichnung „Kolon“ zurück, die den Teil des Dickdarms bezeichnete, indem die Krankheit vermutet wurde. Heute verwendet man den Begriff „Kolik“ als Sammelbegriff für Bauchschmerzen. Er bezeichnet also Symptome und keine spezifische Krankheit. So können neben Magen- Darmerkrankungen auch Leber- und Gallengangerkrankungen, Krankheiten an Harn- und Geschlechtsorganen, Infektionskrankheiten (Wundstarrkrampf, Tollwut, Bornavirose, Salmonellose, Milzbrand), Hauterkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates sowie Wasser und Futtermangel Koliksymptome hervorrufen.
Erscheinungsbild und Krankheitsverlauf
Der Grad der Schmerzen, die das Pferd spürt, bestimmt wesentlich die Anzeichen. Hat es wenig Schmerzen legt es sich zu ungewohnten Zeiten hin, flehmt, trippelt unruhig hin und her, scharrt mit den Hufen, sieht sich wiederholt nach seinem Bauch um, stellt die Hinterbeine zurück, um sich zu entlasten, schlägt mit den Hinterbeinen zum Bauch oder legt sich hin und steht wieder auf. Bei stärkeren Schmerzen ist das Pferd sehr unruhig, legt sich hin und wälzt sich. Im Extremfall werfen sich die Pferde zu Boden, wälzen sich heftig und schwitzen stark. Aufgrund zahlreicher, unterschiedlicher Ursachen kann jede Kolik anders verlaufen. Häufig vermindern sich die Schmerzen zwischendurch und treten dann plötzlich wieder verstärkt auf.
Ursachen
Weil die Darmtätigkeit vom vegetativen Nervensystem gesteuert wird, reagieren sensible Pferde auf Stress und Aufregung mit Koliksymptomen. Manchmal reicht auch schon ein Wetterwechsel.
Sofortmaßnahmen
Eine Kolik kann immer lebensbedrohlich sein. Deshalb muss man unverzüglich einen Tierarzt rufen und ihm Symptome, Pulsfrequenz und Temperatur mitteilen. Bis zu seinem Eintreffen darf das Pferd nichts fressen. Langsames Führen an der Longe oder am Strick kann bei niedrigen Ruhepulswerten (je nach Pferd unter 60 Schlägen pro Minute) Erleichterung bringen. Vermeiden sollte man dagegen Trab und Galopp, da der Kreislauf zu stark belastet wird und zusammenbrechen kann. Entgegen verbreiteter Vorstellungen darf sich das Pferd ruhig wälzen. Man sollte es dabei nicht plötzlich hochjagen. Eine Decke wärmt den Pferdekörper. Unter günstigen Umständen können so leichte Krampfanfälle bereits gelöst werden. Die Körpertemperatur bleibt mit der Decke stabil – somit kann der Körper seine gesamte Energie auf den Magen-Darm Trakt konzentrieren und muss nicht noch den Wärmeverlust durch übermäßiges Schwitzen ausgleichen.
Häufigste Kolikarten
Krampfkolik
Definition
Bei der Krampfkolik verkrampfen sich die Darmwände auf unterschiedlich langen Darmabschnitten mit unterschiedlicher Intensität.
Ursachen
Einzelne Ursachen sind schwer zu bestimmen, da meist mehrere Faktoren zusammenkommen, die alleine harmlos wären. Mögliche Ursachen sind Wetterwechsel, große Mengen schnell aufgenommenen, kalten Wassers, verdorbene Futtermittel, ein drastischer Futterwechsel oder auch starke Schmerzen in anderen Körperteilen, zum Beispiel bei Hufrehe.
Erscheinungsbild
Erhöhte Atem- und Pulsfrequenz, Scharren, Hinlegen, fehlende Futteraufnahme und starkes Schwitzen. Zwischen den Krämpfen ist das Pferd häufig ruhig und unauffällig.
Behandlung
Manchmal reicht einfaches Führen im Schritt. Trotzdem sollte ein Tierarzt gerufen werden. Er injiziert krampflösende und schmerzlindernde Medikamente. Bleibt das Pferd dagegen ohne Behandlung, kann sich die Kolik verschlimmern. In extremen Fällen kann sich der Darm verlagern oder der Herzmuskel mit den angeschlossenen Blutgefäßen verkrampfen – erkennbar durch das Abhören des Herzens.
Verstopfungskolik
Definition
Wenn sich Futter im Darmtrakt des Pferdes übermäßig anhäuft, spricht man von einer Verstopfungskolik. Meist ist der Grimmdarm betroffen, da hier vermehrt Wasser absorbiert wird und der Futterbrei schneller eindickt als im Dünndarm. Dabei kann er so hart werden, dass der Tierarzt ihn beim Abtasten nicht mehr mit den Fingern eindrücken kann. Diese Kolikart entwickelt sich meist langsam und über mehrere Fütterungen. Ausnahme: Eine Dünndarmverstopfung, die relativ schnell nach dem Fressen auftritt. Hierbei sammeln sich Futterreste vor einer Verengung des Darmes.
Ursachen
Auch hier ist eine spezielle Ursachenbestimmung schwierig. Manchmal wurde zuwenig Raufutter gefüttert. Andere Kolikarten, wie die Krampfkolik können der Verstopfungskolik vorausgegangen sein. Meist kommt es aber zur Verstopfung, weil das Pferd zu wenig getrunken hat.
Erscheinungsbild
Verstopfungen im Dickdarm äußern sich in langem, ruhigem Liegen. Dabei fressen die Pferde häufig noch, wenn auch wenig. Manchmal sehen sie sich nach ihrem Bauch um. Der Kot ist hart, klein und relativ fest. Weil er länger im Darm war, umgibt ihn häufig eine glänzende Schleimschicht. Dauert die Verstopfung an, kann es zur Lähmung des Darmabschnitts kommen.
Bei einer Dünndarmverstopfung zeigt das Pferd kurz nach der Futteraufnahme heftige Schmerzen. Die Frequenz von Puls und Atem steigt an, der allgemeine Zustand des Pferdes wird zusehends schlechter.
Behandlung
Der Arzt führt eine rektale Untersuchung durch, das heißt, er tastet die Darmabschnitte, die er erreichen kann, durch den After des Pferdes ab. Stellt man eine Verstopfung im Dickdarm fest, werden in der Regel krampf- und schmerzstillende Medikamente verabreicht. Zusätzlich kann der Tierarzt eine Nasenschlundsonde setzten und über diese Glaubersalz als wässrige Lösung und ein bis zwei Liter Parafinöl geben. Die Flüssigkeit soll helfen, die Futtermassen aufzulösen. Das Glaubersalz verhindert dabei, dass die Flüssigkeit vom Darm wieder aufgenommen wird. Bei schweren Koliken wird diese Behandlung alle zwei Tage wiederholt. Zur Anregung der Darmtätigkeit, kann das Pferd im Schritt geführt werden. Auch eine Massage der Bauchwand ist hilfreich. Löst sich die Verstopfung nicht, muss sie in der Klinik operiert werden.
Eine Dünndarmverstopfung ist meist schwieriger zu behandeln, da relativ schnell ein Darmverschluss eintritt. Anfangs wird über die Nasenschlundsonde Parafinöl oder Rhizinusöl gegeben und krampflösende Mittel gespritzt. Löst sich die Verstopfung nicht, muss operiert werden.
Gaskolik (auch Windkolik)
Dabei handelt es sich um eine Aufblähung von Magen, Dünn- oder Dickdarm, die durch übermäßige Gasbildung entsteht. Im Extremfall können dabei sogar die Darmwände reißen.
Ursachen
Frisst das Pferd gärfähiges Futter (junges, frisches oder welkes Gras, Klee, Obst, frisches Brot) werden verstärkt Bakterien aktiv. Dies kann bereits im Magen passieren. Dabei produzieren sie enorme Mengen an Gas. Da der Schließmuskel am Mageneingang ein Erbrechen und ein Rülpsen praktisch unmöglich macht, kann das Gas nicht über die Speiseröhre entweichen und bläht daher den Magen auf oder strömt in den Dünndarm. Meist setzt die Gasentwicklung jedoch im Dünn- und Dickdarm ein. Auch als Folge einer Lähmung der Darmtätigkeit kann sich der Darm aufblähen, da hier Futterreste vermehrt gären.
Erscheinungsbild
Bei geringer Aufblähung ist das Pferd nur leicht unruhig und hat stärkere Darmgeräusche. Bei größeren Gasmengen bläht der Pferdebauch äußerlich sichtbar auf.
Der Darm drückt in den Brustraum, erschwert die Atmung und verhindert eine ausreichende Sauerstoffaufnahme. Im Extremfall kann das Pferd einen Kreislaufzusammenbruch erleiden und sogar sterben.
Behandlung
Bewegung im Schritt lässt die Gase spontan abgehen. Der Tierarzt spritzt ein schmerzstillendes und krampflösendes Medikament. Zusätzlich kann er über eine Nasenschlundsonde Parafinöl zu besseren Darmtätigkeit verabreichen. Mit der Sonde kann er auch feststellen, ob eine Aufgasung schon im Magen vorliegt. Die Gase entweichen über die Sonde und nehmen so den Druck von den Magenwänden. Gehen die Gase nicht ab, erfolgt eine Punktierung des betroffenen Darmabschnitts von außen. Das Fell wird rasiert und desinfiziert und die Körperpartie örtlich betäubt. Dann durchsticht der Tierarzt mit einem chirurgischen Instrument den Blinddarm, damit die Gase entweichen können. Allerdings besteht hierbei die Gefahr von Entzündungen einer Bauchfellentzündung, da beim Herausziehen des Stechinstruments Teile des Darminhaltes mit herauskommen können.
Darmdrehung und Darmverlagerung
Definition
Bei der Darmdrehung dreht sich ein Teil des Darmes um seine eigene Achse oder knickt ab. Bei einer Verlagerung wechselt er von seiner ursprünglichen Lage zu einem anderen Platz innerhalb oder auch außerhalb des Bauchraums.
Ursachen
Als Folge von Krampfkoliken kann es zu Verschlingungen und Verknotungen im Dünndarm kommen. Relativ häufig dreht sich der Dünndarm um seine Gekrösewurzel. Darunter versteht man das hauchdünne Gewebe, mit dem der Dünndarm in der Bauchhöhle aufgehängt ist. Dreht sich der Dünndarm um das Gekröse, schnürt es ihn teilweise ab und unterbricht die Sauerstoffversorgung des Darms. Ändert sich nichts, stirbt der Darm ab. Je nachdem, wie lang der abgestorbene, schwarz gefärbte Bereich des Darms ist, entscheidet der Arzt, das Teilstück zu entfernen oder das Tier einzuschläfern.
Drehungen im Dickdarm entstehen häufig durch zu starke Gasbildung in diesem Abschnitt, der sich dann nach oben bewegt. Die mit Futter gefüllten, schwereren Teile des Darmes bewegen sich als Gegeneffekt nach unten. Dieser Darmabschnitt kann dann zur Seite umkippen. Schon ab einer Drehung um 180 Grad kommt es zu einem kompletten Darmverschluss mit lebensbedrohlichen Folgen.
Erscheinungsbild
Beim Dünndarmverschluss sind die Kolikanfälle des Pferdes sehr heftig. Anfangs gilt das auch für die Darmgeräusche. Später hört man sie nur noch schwach, bis sie schließlich verstummen. Der Puls steigt bis auf 120 Schläge pro Minute an, wird jedoch flach. Das Pferd schwitzt sehr stark. Zusätzlich können bereits nach wenigen Stunden Magen- und Darminhalt sowie Speichel durch die Nüstern laufen.
Bei einer vollständigen Drehung des Dickdarms wirft sich das Pferd heftig auf den Boden, wälzt sich, springt wieder auf, nur um sich erneut hinzuwerfen. Wie bei dem Dünndarmverschluss können schon nach kurzer Zeit schockartige Symptome auftreten.
Behandlung
Meist hilft nur ein chirurgischer Eingriff. Deshalb sollte das Pferd innerhalb von sechs bis acht Stunden in die Klinik gebracht werden. Bis dahin muss sein Kreislauf durch Infusionen stabilisiert werden.
Vorbeugung
Grundnahrungsmittel für Pferde ist Rauhfutter. Es sollte zum größten Teil aus Heu und nur zu einem kleinen Teil aus Stroh bestehen und dem Pferd den ganzen Tag zur Verfügung stehen. Zum einen enthält Stroh weniger Nährstoffe, zum anderen mehr Rohfasern als Heu. Deshalb besteht bei starker Strohfütterung die Gefahr von Verstopfungen im Dickdarm. Als Faustregel kann man dabei ein Kilogramm Heu pro hundert Kilogramm Lebendgewicht des Pferdes pro Tag nehmen. Heu sollte mindestens eine halbe Stunde vor dem Kraftfutter gefüttert werden. Dadurch ist das Pferd nicht mehr so hungrig und schlingt das Kraftfutter nicht so schnell herunter. Es gelangen kleinere Mengen Kraftfutter in den Magen und überlasten ihn nicht. Zudem wird die Verdauung bereits durch das Raufutter angeregt. Heu sollte vom Boden verfüttert werden. Dabei schluckt das Pferd langsamer und minimiert die Gefahr einer Schlundverstopfung. Zudem kann es Fremdstoffe im Heu besser aussortieren.
Pferde, die sehr viel Stroh aus der Einstreu fressen, sollten auf eine Alternative wie Späne umgestellt werden.
Kraftfutter sollte in möglichst vielen Portionen über den Tag verteilt verabreicht werden. Bei Pferden, die zu Koliken neigen, kann regelmäßig Mash gefüttert werden. Es regt die Darmbewegung an und sorgt mit seiner höheren Menge an Feuchtigkeit für einen leichteren Transport der Nahrung. Wie oft es gefüttert wird hängt vom Pferd ab: Von ein bis zweimal in der Woche bis zu täglicher Verabreichung ist alles möglich. Zusätzlich kann man Öl dem Futter beimischen. Es erhöht die Gleitfähigkeit des Futterbreis. Allerdings sollte man immer für jedes Pferd eine Futterberechnung durchführen, um die richtige Menge zu bestimmen. Generell sollten die Pferde genug Zeit zum Fressen haben. Frühestens eine Stunde nach der Mahlzeit darf mit der Arbeit begonnen werden. Pferde, die auf sandhaltigen Böden oder kargen Weiden gehalten werden, können regelmäßig 50 Gramm Flohsamen täglich erhalten. Flohsamen bindet den beim Grasen aufgenommenen Sand – dadurch kann er vom Pferd ausgeschieden werden.
Im Frühjahr dürfen die Pferde anfangs nur kurz auf die Weiden. Auf keinen Fall dürfen die Pferde gleich vom ersten Tag an stundenlang junges, frisches Gras fressen. Ebenso ist erhitztes (passiert schnell, wenn es aufgehäuft wird) oder welkes Gras tabu. Frischer Klee, frisches Brot oder zuviel Obst können ebenfalls zu Fehlgärungen führen und sind kein geeignetes Pferdefutter.
Pferde sollten immer ausreichend Wasser zur Verfügung haben. Daher müssen die Tränken regelmäßig auf Funktion und Sauberkeit kontrolliert werden. Allerdings dürfen Pferde nicht große Mengen kaltes Wasser aufnehmen, da es sonst zu Krampfkoliken kommen kann.
Weil Bewegungsmangel ein wesentlicher Grund für eine verringerte Darmtätigkeit und daraus folgender Verstopfungskoliken ist, brauchen Pferde ausreichend Bewegung. Stehen sie den ganzen Tag in der Box herum, fressen sie zu große Mengen der Stroheinstreu. Werden sie dann ohne Vorbereitung intensiv geritten oder longiert, braucht die Muskulatur große Mengen Sauerstoff. Also wird die Versorgung anderer Organe, auch des Darmes, auf ein Minimum beschränkt. Gerade der Darm braucht aber ausreichend Sauerstoff, um einwandfrei funktionieren zu können. Abhängig vom Pferd verhindert eine ausreichend lange Aufwärmzeit (mindestens 15 Minuten im Schritt) eine Überlastung der Muskulatur und sorgt für eine ausreichende Durchblutung sämtlicher Organe. Je länger das Pferd in der Box steht, desto länger sollte es bewegt werden. Ideal ist natürlich regelmäßiger Weidegang oder zumindest ein mehrstündiger Auslauf auf einem Paddock. So verhindert man, dass das Pferd sich aus Langeweile überfrisst, und fördert gleichzeitig die Darmtätigkeit.
Regelmäßige Wurmkuren (drei bis viermal jährlich) dämmen Verletzungen der Darmwände durch Würmer ein und verhindern Verstopfungen durch zu viele Darmparasiten.
Alternative Heilmethoden
Weil eine Kolik immer lebensbedrohlich sein kann, sollte man nicht ohne ärztlichen Rat wahllos homöopathische Mittel verabreichen. Trotzdem zeigen einige Mittel bei bestimmten Kolikformen gute Wirkung. Sie sollten jedoch mit einem Heilpraktiker abgesprochen werden.
Literatur
Dietz, Olaf und Huskamp, Bernhard: Handbuch Pferdepraxis. Enke Verlag.
Launer, Peter und andere: Krankheiten der Reitpferde. Ulmer Verlag.
Dülfer-Schneitzer, Beatrice: Pferde Gesundheitsbuch. FN-Verlag.
Wintzer, Hans-Jürgen: Krankheiten des Pferdes. Parey Verlag.
Häusler-Naumburger, Ulrike und Steinbrück-Poulet, Alexandra: Kolik. Müller Rüschlikon.
Bender, Ingolf: Praxishandbuch Pferdefütterung. Kosmos Verlag.
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