Text: Julia Schay-Beneke     Foto: www.Slawik.com

Die Atemwege sind ihre Achillesferse. Mehr als ein Drittel aller Pferde leidet an Husten. Am Anfang der Erkrankung steht häufig ein vereinzeltes Hüsteln zu Beginn der Reitstunde oder des Trainings, später treten die Symptome immer häufiger auf, vor allem im Stall oder bei der Aufnahme von Heu. Der Beginn der kalten Jahreszeit tut nun sein Übriges: Nasses und kaltes Wetter, Zugluft, weniger Bewegung, Sonne und Aufenthalt im Freien schwächen das Immunsystem und reizen die empfindlichen Bronchien zusätzlich. Dabei kann der Pferdehusten nicht mit einer klassischen ­Erkältung beim Menschen verglichen werden. Nur in den seltensten Fällen geht er von alleine wieder weg. Im schlimmsten Fall kann er mit einer chronischen Bronchitis oder einem Asthma verglichen werden. Handelt es sich zunächst nur um einen Schutzmechanismus, mit dem der Körper Fremdmaterial wie Staub oder Schleim loswerden will, sollte spätestens ab der zweiten Woche ein Tierarzt konsultiert werden. ­Bestimmte Faktoren ­begünstigen diesen Krankheitsverlauf. Eine ­falsche Haltung und einseitige Fütterung wirken sich nachweislich negativ auf die Atemwege aus. Deshalb gilt es, die entsprechenden Vorkehrungen zu treffen, damit Ihr Pferd gesund durch den Winter kommt.

1 – Die Gefahr von Staub & Stroh

Verschiedene Studien haben in den letzten Jahren ergeben, dass bis zu 79 Prozent aller Pferde in Reitanlagen unter Atemwegsproblemen leiden. Davon wiederum sind über 50 Prozent von der chronisch-obstruktiven Bronchitis betroffen, der häufigsten nichtinfektiösen Erkrankung der Atemwege. Diese ist vor allem durch Leistungsabbau, Husten und eine vermehrte Schleimproduktion in den Atemwegen gekennzeichnet. Der Hauptauslöser ist Staub, de die Pferde umso mehr einatmen, je länger sie sich drinnen aufhalten. Die Staubpartikel verschließen nach und nach die kleinsten Atemwege, was zunächst von den noch nicht betroffenen Lungenbereichen kompensiert werden kann. Vor allem in Ruhe zeigen die Pferde noch keine Symptome. Später sind mehr und mehr Bereiche der Lunge betroffen, weswegen das Pferd zunehmend unter Einsatz der Bauchmuskulatur atmen muss. Hier gilt es, zeitig und effektiv gegenzusteuern. Die Haltungsbedingungen kurbeln in vielen Ställen die Staub­entwicklung an, deshalb sollte hier zuerst umgedacht werden: Späne, Torf, Pellets oder Papierschnitzel sind bestens als Boxeneinstreu geeignet und eine staubärmere Alternative zu Stroh. Wer dennoch nicht auf Stroh verzichten will, sollte darauf achten, es nicht so stark aufzuschütteln und es keinesfalls vor der Box zu lagern. Das Fegen der Stallgasse sollte so organisiert sein, dass das Pferd währenddessen nicht in der Box steht. Wenn keine ganztägige Weidehaltung möglich ist, muss der Stall unbedingt gut belüftet sein – besser zu kalt als zu warm!

2 – Einwandfreies Futter

Es ist unstrittig, dass Raufutter den Löwenanteil im Pferdefutter ausmachen sollte. Es muss jedoch unbedingt einwandfrei, sauber und ohne Schimmel sein, da die Schimmelsporen Gift für die Pferdelunge sind. Weißer oder gräulicher Belag auf den Halmen, zusammengeklebtes Heu oder ein muffiger Geruch sind verdächtige Anzeichen für einen Schimmelbefall. Außerdem sollten Futtertrog und Tränke regelmäßig gereinigt werden, damit sich auch hier kein Schimmel bilden kann. Allerdings sind auch in qualitativ hochwertigem Heu immer noch jede Menge Staubpartikel enthalten, die Pferdehusten auslösen oder gar verschlimmern können. Idealerweise hat ein hustendes oder hustenanfälliges Pferd überhaupt keinen Kontakt zu trockenem Heu. Deshalb sollte – konsequenterweise bei allen Pferden im Stall – auf Silage oder gewässertes Heu ausgewichen werden. Dabei wässert man alle Schichten eines Heuballens bis in die Tiefe – nur so kann der Staub effektiv gebunden werden. Dafür füllt man einen großen Bottich mit Wasser und tunkt das Heu hinein, bis es vollständig mit Wasser bedeckt ist. Dann 30 Minuten ziehen lassen.

3 – Bausteine Luft, Licht & Bewegung

Nur ein intaktes Immunsystem kann Krankheitserreger effektiv bekämpfen oder Krankheiten möglichst schnell ausheilen. Kein Pferd bleibt gesund, wenn es den ganzen Tag im Stall verbringt und nur stundenweise in der Reithalle bewegt wird – Staub inklusive. Mit Spaziergängen oder regelmäßigem Auslauf auf der Weide oder dem Paddock schlägt man gleich drei Fliegen mit einer Klappe: Das Pferd kann sich – wie in freier Wildbahn – kontinuierlich im gemächlichen Schritt fortbewegen. Lange Ausritte mit ausgedehnten Schritt- und einigen Trab- oder Galoppphasen bringen den Kreislauf in Schwung und fördern die Selbstreinigung sowie Durchblutung der Lunge. Wechselnde Temperaturreize stärken zusätzlich die Abwehr. Im Stall sollte man unbedingt für Luftzirkulation sorgen, also Fenster oder Tür öffnen. Die Temperatur spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Ein feuchtwarmes Stallklima entspricht im Winter zwar unseren Bedürfnissen, lässt aber Keime und Pilze sprießen. Aber: Unbedingt darauf achten, dass keine Zugluft entsteht! Zugige Ritzen schließen; auch sollte das Pferd nach dem Training nicht im kalten Wind stehen.

…alle weiteren Tipps finden Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 11/18.

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