Bei einer Erkältung ist die gute alte Hühnersuppe von Mama die beste Medizin. Diese ist fürs Pferd zwar nicht geeignet, jedoch gibt es auch für den Vierbeiner altbewährte Hausmittel, die häufig im Winter Anwendung finden. Der ein oder andere hat eventuell schon mal etwas von Sauerkrautumschlägen bei Hufgeschwüren oder Zahnpasta bei Strahlfäule gehört. Wir klären, was sich fürs Pferd eignet
Was haben Quark, Apfelessig und Sauerkraut im Stall zu suchen? Eigentlich gehören diese Dinge eher in die Küche, können jedoch richtig eingesetzt einen gesundheitlichen Nutzen fürs Pferd haben. Die Rezepte der altbewährten Hausmittel wurden größtenteils über Generationen von Reitern, Stallbesitzern, Tierärzten und Hufschmieden weitergegeben. Durch den medizinischen Fortschritt wird ihnen immer weniger Beachtung geschenkt – zu Unrecht. Hausmittel haben einige Vorteile: Einfach in der Anwendung, nahezu keine Nebenwirkungen und eine hohe Effektivität. Zudem kosten sie nur einen Bruchteil dessen, was teure Medikamente kosten. Teilweise gibt es für die Wirkung der nützlichen Hausmittelchen keine wissenschaftliche Erklärung, jedoch haben sich Sauerkrautumschläge bei Hufgeschwüren oder Honig zur Wundversorgung in der Vergangenheit häufig bewährt.
Kürzlich diagnostizierte mein Tierarzt ein Hufgeschwür bei meinem Pferd, und ein älterer Herr an meinem Reitstall riet mir zu einem Sauerkrautumschlag: „Ich persönlich gebe auf diesen neumodischen Kram nicht viel. Schon mein früherer Reitlehrer empfahl mir einen Sauerkrautwickel bei einem Hufgeschwür, das noch nicht reif ist. Nach einigen Tagen kann das Hufgeschwür geöffnet werden, und die Kosten für diese Behandlung liegen gerade einmal bei einem Topf Sauerkraut, auf den ich beim Abendessen verzichten muss. Die Medikamente vom Tierarzt wären um ein Vielfaches teurer gewesen.“ Grundsätzlich gilt, dass zunächst ein Fachmann – Tierarzt und/oder Hufschmied – zur Diagnostik hinzugezogen werden muss. Stellt dieser beispielsweise ein Hufgeschwür fest, kann nach Absprache ein Hufverband mit Sauerkraut anstelle eines Medikaments angewendet werden. Allerdings können und sollen Hausmittel keinen Tierarzt ersetzen, sie können lediglich teilweise statt einer Chemiekeule ausprobiert werden. Das Verschleppen einer Krankheit durch eigenständige Behandlungsversuche kann schnell auf Kosten der Gesundheit des Pferdes gehen. Alle in diesem Artikel angeführten Methoden sind daher nicht als ärztliche Handlungsempfehlung zu deuten und entbinden den Pferdehalter nicht von der Eigenverantwortung für sein Tier.
Das süße Wundermittel – Honig
Auf dem Frühstücksbrot oder in einer heißen Milch vor dem Schlafengehen schmeckt Honig sehr gut. Seine heilende Wirkung wurde bereits im Jahr 1882 entdeckt, da der klebrige Sirup neben seiner süßenden noch viele weitere positive Eigenschaften besitzt. Honig wirkt antibakteriell, entzündungshemmend und durchblutungsfördernd und wird daher gerne in der Wundheilung eingesetzt.
Anwendung: Honig kann sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden. Äußerlich kann er als Wundheilmittel auf kleine, große oder schlecht heilende Wunden gestrichen wer- den. Für diesen Zweck sollte unbedingt medizinischer Honig verwendet werden, dieser ist in Apotheken erhältlich. Bei der Herstellung dieses speziellen Honigs werden die enthaltenen Bakterien abgetötet, die „heilenden“ Stoffe wie Kohlenhydrate und Enzyme bleiben jedoch erhalten. Die Kohlenhydrate entziehen den Wunden Wasser und hemmen somit die Vermehrung der Bakterien – dies erklärt seine antibakterielle Wirkung. Selbst gegen antibiotikaresistente Keime ist medizinischer Honig wirksam und fördert somit auch bei hartnäckigen Verletzungen eine schnelle Heilung. Honig auf einer Wunde sorgt für ein ideales, feuchtes Wundmilieu und verhindert das Eindringen neuer Keime. Ein praktischer Vorteil: Die Wunde trocknet nicht aus, wodurch Verklebungen mit dem Verbandsmaterial vermieden und ein schmerzfreier Verbandswechsel ermöglicht wird. Vorsicht ist jedoch in der Fliegen- und Wespenzeit geboten, da ansonsten Stechtiere durchden Honig angelockt werden und dem Pferd schaden könnten. Aus diesem Grund sollte Honig in den Sommermonaten immer mit einem Verband abgedeckt werden, oder es sollte auf die Verwendung verzichtet werden. Zudem kann Fenchel- oder Wildblütenhonig – möglichst unpasteurisierter Honig vom Imker aus der Region – einfach übers Futter gegeben werden. Diese innerliche Anwendung kann positiv aufs Immunsystem und beruhigend bei Husten wirken. Neben seiner eigenen Wirkung kann Honig auch genutzt werden, um dem Pferd bittere Kräuter schmackhafter zu machen.
Vielschichtige Knolle – Zwiebel
Der eine liebt sie, dem anderen vergeht bei ihrem Geruch der Appetit – die Rede ist von der Zwiebel. Seit mehreren Jahrtausenden wird sie nicht nur als Nahrungs-, sondern auch als Heilmittel verwendet. Zur Verfütterung gibt es jedoch zweigeteilte Meinungen, da die Zwiebel für viele Tiere – auch Pferde – in größeren Mengen giftig ist. Die gefährliche Dosis bei Pferden ist unbekannt, wird jedoch auf etwa fünf Gramm pro Kilo Lebendgewicht geschätzt. Dies würde bedeuten, dass ein Pferd mit 500 Kilo über 2,5 Kilo Zwiebeln fressen müsste.
Anwendung: Der Geruch einer aufgeschnittenen Zwiebel kann die Stechmücken im Stall vertreiben – eventuell jedoch auch den ein oder anderen Mitmenschen. Zur Linderung des Juckreizes im Fall eines Stiches kann Zwiebelsaft auf die Stelle geträufelt werden, dies gilt sowohl für Mensch als auch Pferd. Aber auch im Beautybereich hat die Zwiebel einiges auf Lager: Wenn man die gesäuberten Hufe mit der frischen Schnittfläche einreibt, erstrahlen die Hufe nach kurzer Trocknungszeitin schönstem Glanz, ohne eine klebrige Haftfläche für Sand zu bieten. Bei Bronchialerkrankungen, beispielsweise Husten, kann die Zwiebel aufgrund ihrer antibakteriellen Wirkung einiges be- wirken. Vorweg: Husten ist eine sehr ernstzunehmende Erkrankung, die verschiedenste Ursachen und Schweregrade haben kann und somit immer in die Hände eines Tierarztes gehört. Zur Herstellung eines Zwiebelsirups wird eine halbe Zwiebel in Scheiben geschnitten und für etwa 24 Stunden in einem halben Glas Honig eingelegt. Von diesem Sirup sollte das Pferd zwei Mal täglich drei Esslöffel übers Futter bekommen, für den Menschen reicht jeweils ein Esslöffel. Beim Pferd sollte auf die Verfütterung der Zwiebelscheiben verzichtet werden.
Text: Nicole Buchholz Foto: www.Slawik.com