Text: Nora Dickmann Foto: www.Slawik.com
Nicht nur bei Menschen, auch bei den Pferden spielt der Schlaf eine große Rolle in Bezug auf Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Wussten Sie, dass Pferde am Tag aber meist nicht mehr als 20 Minuten am Stück schlafen und durchschnittlich auf etwa fünf Stunden Schlaf täglich kommen?
Wie schlafen Pferde? Manche sieht man liegend, andere stehend.
Pferde ruhen in drei verschiedenen Schlafpositionen: im Stehen, in der Brustlage und der Seitenlage. Stehen Pferde, sind ihre Muskeln entspannt, die Hinterbeine werden im Wechsel entlastet, und die Augen sind meist halb geschlossen. Befindet sich das Pferd in Brustlage, sind die Beine angewinkelt, der Kopf wird getragen. Aus dieser Position kann das Pferd bei Gefahr schnell aufstehen und fliehen. In der Seitenlage liegt das Tier flach auf der Seite, die Beine sind meistens ausgestreckt.
Neben den drei verschiedenen Schlafpositionen gibt es auch drei verschiedene Schlafphasen: das Dösen, die Leichtschlafphase und die Tiefschlafphase. Im Tiefschlaf kommen die Pferde – ähnlich wie Menschen – in die REM-Phase („REM“ steht für „Rapid Eye Movement“). Hier können Pferde träumen. In der Leicht- und Tiefschlafphase können Pferde sowohl liegen als auch stehen. Nur die REM-Phase findet ausschließlich in der Seitenlage – und im Schutz der Herde – statt. Sie ist elementar wichtig für die Gesundheit des Tieres.
Wie sieht der Schlafrhythmus von Pferden aus?
Der Schlafrhythmus der Pferde unterscheidet sich stark von dem des Menschen. Man muss immer bedenken, dass Pferde Fluchttiere sind. Würden sie sich nachts also für mehrere Stunden auf der Wiese flach ablegen und tief und fest schlafen, hätte das lebensgefährlich werden können. Darum haben sie sich angepasst: Sie haben einen mehrphasigen Schlafrhythmus: Sie haben mehrere, kurze Ruhephasen über den Tag und die Nacht verteilt. So haben sie immer die Möglichkeit, zu fliehen.
Durchschnittlich schläft ein Pferd fünf Stunden am Tag, davon etwa 70 bis 80 Prozent im Stehen. Einigen Beobachtungen konnte man entnehmen, dass Pferde in ihren Herden eigene Gewohnheiten entwickeln. So legen sich beispielsweise viele Tiere für die Ruhephase im Liegen in der Mittagszeit und in der Nacht zwischen Mitternacht und 3.00 Uhr ab.
Wieso fallen Pferde, wenn sie im Stehen schlafen, nicht um?
Trotz entspannter Muskulatur fallen die Tiere keineswegs um. Das verdanken sie einer besonderen Konstellation der Hinterhand, der sogenannten „Spannsägenkonstruktion“. Dabei schiebt sich die Kniescheibe auf den Rollkamm des Oberschenkelbeins, gleichzeitig sorgen die Sehnen für den benötigten Halt, und so wird das Stehen ohne Kraftaufwand ermöglicht. Durch diese „Spannsägenkonstruktion“ kann das Pferd auch das andere Hinterbein entlasten.
Ändern Pferde ihren Schlafrhythmus im Alter?
Genau wie beim Menschen hat das Alter auch bei Pferden einen großen Einfluss auf das Schlafverhalten. Fohlen schlafen genau wie Babys deutlich mehr als erwachsene oder alte Tiere. Sie verbringen – ebenso wie Jungpferde – rund 80 Prozent der Ruhezeit im Liegen.
Bei älteren Tieren ändert sich das Schlafverhalten eher schleichend: Liegezeiten werden kürzer und sind teilweise im fortschreitenden Alter gar nicht mehr vorhanden. Meist liegt das am körperlichen Zustand des Tieres: Oft haben sie Schmerzen beim Aufstehen und fühlen sich unsicher. Dann legen sie sich nicht mehr ab.
Generell gilt: Kommt es durch eine schmerzhafte Erkrankung, fehlende Ruhemöglichkeiten oder sonstige Ursachen zu Schlafmangel, so hat dies negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden, die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit des Pferdes.
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