Eine winzig kleine Wunde ist im Normalfall kein Grund zur Sorge – allerdings kann sie die Eintrittspforte für Bakterien sein und so die Ursache für eine Phlegmone darstellen. Bei der Phlegmone – umgangssprachlich oft als „Einschuss“ bezeichnet – handelt es sich um eine plötzlich auftretende, schmerzhafte Schwellung, die häufig mit Fieber einhergeht. Dr. Matthias Bangen (www.tierarzt-bangen.de) erklärt, was es mit einer Phlegmone auf sich hat und warum sie meistens eine tierärztliche Behandlung erfordert.

Wie entsteht eine Phlegmone?

Eine Phlegmone ist per Definition eine sich flächenartig ausbreitende, zunächst subkutane (unter der Haut) Entzündung des Bindegewebes und der Lymphgefäße und entwickelt sich meist innerhalb weniger Stunden. Die Entzündung kann auch auf tiefer gelegene Gewebsschichten übergreifen. Durch kleinste Verletzungen, beispielsweise durch einen Tritt, Schnitt oder Insektenstich, kann eine Phlegmone – auch als Einschuss bekannt – durch eindringende Bakterien, meist Streptokokken, hervorgerufen werden. Es entsteht eine Infektion der Unterhaut, die gleichzeitig zu einer Lymphgefäß- und Lymphknotenentzündung führen kann. Theoretisch kann eine Phlegmone überall im subkutanen Bindegewebe vorkommen – am häufigsten sind die Gliedmaßen betroffen. Eine Ausbreitung an Kopf, Hals oder Unterbauch ist jedoch ebenfalls möglich.

Wie erkennt man eine Phlegmone?

Klinisch wird eine Phlegmone durch das Anschwellen des betroffenen Bereichs sichtbar. Insbesondere die Stelle um die Eintrittswunde ist vermehrt warm und schmerzhaft, was man beim Abtasten oft schon an der Abwehrreaktion des Pferdes sieht. Die regionalen Lymphknoten sind vergrößert. Mit zumeist erhöhter Körpertemperatur kommt es zudem zu Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit. Kurz gesagt, das Allgemeinbefinden des Pferdes ist bei einer Phlegmone gestört. Bei Ausbreitung an den Gliedmaßen kommt es zur Lahmheit, das Pferd möchte das betroffene Bein nicht belasten. Am Ort der Primärinfektion, also an der Eintrittsstelle, kann sich ein Abszess bilden. Dann kommt es erst mit Entleerung des Eiters zur Normalisierung der Körpertemperatur und schließlich zur Heilung.

In der Regel kann man bei einer Phlegmone eine günstige Prognose stellen. Wird die Phlegmone jedoch nicht behandelt und besteht sie über einen längeren Zeitraum, kann es zu einer chronischen Verdickung der Haut und der Unterhaut kommen – man spricht dann von einer Sklerodermie oder Elephantitis. Die Prognose hierbei ist nicht mehr so positiv: Bei Lahmfreiheit kann das Pferd noch im Trab bewegt werden, was eine gute Durchblutung fördert. Auch können Kompressionsverbände hilfreich sein. Im Ruhezustand sollten betroffene Gliedmaßen einbandagiert werden. Ein vollständiger Rückgang des zugebildeten Gewebes ist jedoch kaum zu erreichen.

Wie werden Phlegmone behandelt?

Um die Ausbreitung der Erreger einzudämmen, sollte ein Antibiotikum über einen Zeitraum von mindestens acht bis zehn Tagen verabreicht werden. Gleichzeitig werden Entzündungshemmer eingesetzt, die das Fieber senken und zudem die Schmerzen lindern.

Lokal hilft Wärme beim Abtransport der Entzündungsprodukte, was ebenfalls schmerzstillend für das Pferd wirkt. Hierzu legt man am besten einen Verband an, der regelmäßig mit warmem Wasser angegossen wird. Für eine zusätzliche Oberflächendesinfizierung empfiehlt es sich, dem Wasser ein Antiseptikum zuzusetzen. Ist ein Verband an der betroffenen Stelle schwierig anzubringen, kann man auch eine Paste aus einer Acetatmischung auftragen – diese sollte ebenfalls regelmäßig befeuchtet werden.

Bewegung ist bei einer Phlegmone nur begrenzt anzuraten: Sofern das Pferd fieberfrei ist, kann das Führen im Schritt zur Verbesserung der Durchblutung und zur Beschleunigung der Resorption des Entzündungsproduktes führen.

Wie kann man Phlegmonen vorbeugen?

Anfälliger für Phlegmone sind Pferde, deren Umgebung viele Verletzungsmöglichkeiten bietet, deren Immunsystem schwach und/oder durch Vorerkrankungen belastet ist. Ein leistungsfähiges Immunsystem schützt das Pferd vor dem Eindringen von Keimen und Bakterien – eine ausgewogene Fütterung, artgerechte Haltung und ausreichend Bewegung sind daher grundsätzlich wichtig. Zudem sollte auf ein möglichst sicheres Umfeld Wert gelegt werden.

Interview: Nicole Audrit     Fotos: www.slawik.com

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