Beim Kehlkopfpfeifen entsteht durch einen Verengung der Atemwege das typische Pfeifen beim Atmen. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Kollaps des Kehlkopfes kommen. Tierärztin Jana Rose erklärt im Mein Pferd- Interview, wie es dazu kommtund wie die Heilungschancen des Pferdes sind
Was versteht man unter Kehlkopfpfeifen?
Beim Kehlkopfpfeifen im klassischen Sinne liegt eine einseitige Lähmung des Kehlkopfes (Hemiplegia laryngis) vor, die in den meisten Fällen auf der linken Seite auftritt. Der Kehlkopf bildet den Übergang vom Nasenrachen in die Luftröhre des Pferdes und wird durch verschiedene Knorpelstrukturen gebildet. Der Stell- knorpel kann bei einem Kehlkopfpfeifer während der Einatmung nicht mehr adäquat angehoben und das dahinter liegende Stimm- band nicht mehr aufgespannt werden. Dadurch entsteht eine Engstelle in den Atemwegen, die besonders unter Belastung des Pferdes zum Problem wird, wenn große Mengen Luft hindurch- strömen müssen. Der Druck im Kehlkopf wird dann so groß, dass die Stimmbänder zu flattern beginnen und ein pfeifendes Geräusch entsteht. In schlimmen Fällen kommt es gar zum (parti- ellen) Kollaps des Kehlkopfes.
Welche Symptome zeigt das Pferd bei der Erkrankung?
Unter Belastung ist in der Einatmungsphase ein pfeifendes bis röhrendes Atemgeräusch zu hören. Dies verstärkt sich meist, wenn der Kopf des Pferdes abgeknickt wird, etwa durch das Ausbinden oder versammeltes Reiten. Nach Ende der Belastung verschwindet das Geräusch wieder. Zusätzlich kann es zu einer Leistungsschwäche oder sogar Atemnot kommen. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Symptome je nach Grad der Lähmung sehr mild sind oder aber einen erheblichen Einfluss auf die Atemfunk- tion haben können. Die Symptome können sich bei betroffenen Pferden im Laufe der Zeit verschlimmern.
Welche Ursachen gibt es?
Die Ursache der Kehlkopflähmung ist ein Funktionsausfall des Nervus laryngeus recurrens. Dieser Nerv versorgt die kleinen Muskeln am Kehlkopf mit Impulsen, die für das Aufspannen der Stimmbänder über den Stellknorpel verantwortlich sind.
In den meisten Fällen kann keine Ursache für die Erkrankung des Nervs gefunden werden (= idiopathisch). Die idiopathischen Ausfälle betreffen fast immer die linke Seite des Kehlkopfes. Früher dachte man, der Grund hierfür sei die Anatomie des linken Nervus laryngeus recurrens. Er windet sich im Unterschied zum Exemplar auf der rechten Seite um die Aorta und ist somit ständig der Pulsation der mächtigsten Arterie des Pferdekörpers ausgesetzt. Auch Überdehnungen dieses langen Nervs (bis zwei Meter!) wurden als mögliche Ursache in Betracht gezogen. Diese Theorien konnten allerdings nie wissenschaftlich bewiesen werden. Mittlerweile wird vermutet, dass eine Störung des neuronalen Stoffwechsels an der Entstehung beteiligt ist.
Von der idiopathischen Form zu unterscheiden ist die sekundäre Form, bei der eine unterliegende Erkrankung zur Schädigung des Nervs führt. Beispiele hierfür sind Entzündungen der Halsvene, Luftsackmykosen, Abszesse, Traumata oder Tumore. Dies ist meist der Fall bei den seltener vorkommenden rechtsseitigen Kehlkopflähmungen.
Wie sieht die Behandlung aus?
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und Schwere der Erkrankung und der beabsichtigten Verwendung des Pferdes. In Fällen, in denen das Pferd nur ein Atemgeräusch aufweist und es keinerlei zusätzliche Einschränkungen hat, ist eine Behandlung nicht immer notwendig. Muss das Pferd behandelt werden, ist die einzige Option ein chirurgischer Eingriff.
In milden Fällen werden in einem minimal invasiven Eingriff mittels eines Lasers die Stimmtasche und Stimmfalte herausgeschnitten (Ventriculokordektomie).Bei Pferden, die unter Leistungsschwäche oder Atemnot leiden, ist dieser Eingriff nicht ausreichend, und dann wird in den meisten Fällen eine sogenannte Laryngoplastik (auch Tieback genannt) ausgeführt. Hierbei wird der Kehlkopf mithilfe von Implantaten auf der betroffenen Seite permanent aufgespannt, und der Atemweg wird auf diese Weise wieder erweitert.
Kann man vorbeugen?
Nein. Da es in den meisten Fällen keine bekannte Ursache gibt, lässt sich auch nicht vorbeugen. Man geht mittlerweile davon aus, dass die Erkrankung eine genetische Komponente haben könnte.
Interview: Nora Dickmann Foto: www.Slawik.com