Text: Laura Schmidl Foto: www.Slawik.com
Unrittigkeit wie Triebigkeit und Abwehrverhalten beim Aufsitzen wird häufig als Ausbildungsmangel beurteilt. Dahinter steckt jedoch häufig ein gesundheitliches Problem: eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis)
Was ist eine Gastritis?
Bei einem gesunden Magen schützt die Schleimhaut die tiefer liegenden Schichten der Magenwand. Bei einer Gastritis jedoch ist die Magenschleimhaut entzündet, und diese Schutzfunktion ist so nicht mehr gegeben. Magensäure kann dann die Magenwand schädigen. Wie beim Menschen auch ist eine Gastritis, die sowohl akut als auch chronisch auftreten kann, eine schmerzhafte Erkrankung, die sich auch zu einem Magengeschwür (Ulkus) entwickeln kann. Im schlechtesten Fall durchbricht ein Magengeschwür die Magenwand – und das kann lebensbedrohlich sein.
Wie zeigt sich eine Gastritis?
Eine Gastritis wird häufig nicht erkannt, da die Symptome vielschichtig bis unspezifisch sind. Dazu zählen Gewichtsverlust, geringer Appetit, Koliken, stumpfes Fell, häufiges Gähnen, Leerkauen, Zähneknirschen und vermehrte Speichelbildung. Einige Hinweise werden oftmals erst gar nicht wahrgenommen oder als Eigenarten interpretiert: Aggressionen oder Isolieren gegenüber Artgenossen, eine veränderte Trinkwasseraufnahme und insbesondere auch das intensive Belecken von Metallgegenständen. Bei einigen Pferden tritt durch eine anschließende Darmentzündung immer mal wieder Durchfall und Kotwasser auf. Einen Hinweis auf Schmerzen liefert das Pferdegesicht: Nach hinten gestellte Ohren, gekräuselte Nüstern, angespannter Kiefer, ein stumpfer Blick: das sogenannte Schmerzgesicht. Ein weiterer Grund, weshalb viele Pferde unbemerkt ein Leben lang unter Gastritis leiden: Die Diagnostik gestaltet sich als schwierig. Ein Blutbild ist hierbei nicht eindeutig genug. Eine Gastroskopie, also eine Magenspiegelung, ist zwar sicherer, allerdings ist die Entzündung nicht immer sichtbar. Eine Gastroskopie ohne Ergebnis heißt also nicht zwingend, dass keine Gastritis vorliegt!
Wo liegen die Ursachen einer Gastritis?
Das Tückische: Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüre treten extrem häufig auf. Studien in zahlreichen Ländern wiesen sie bei bis zu 90 Prozent der Rennpferde, 60 Prozent der Sportpferde und 40 Prozent der Freizeitpferde nach. Ursächlich ist ein falsches Fütterungsmanagement mit langen Fresspausen oder zu hohen Kraftfuttermengen.
Pferde sind Dauerfresser und produzieren ständig Magensäure, egal ob sie etwas fressen oder nicht. Futterpausen sollten daher nicht länger als vier Stunden sein – gemeint ist hier allerdings hauptsächlich Heu. Als Faustregel gilt: Etwa 1,5 bis zwei Prozent des Körpergewichts in Raufutter, dafür das Kraftfutter reduzieren.
Ein weiterer Faktor ist Stress, ausgelöst beispielsweise durch nicht artgerechte Haltung oder Überforderung im Training. Zu wenig freie Bewegung und zu wenig Kontakt mit Artgenossen kann dem Pferd dabei genauso auf den Magen schlagen wie dauerhafter Zoff in einer unpassend zusammengestellten Herde. Hier muss also auf die individuellen Bedürfnisse und Eigenschaften des Pferdes geachtet werden.
Aber auch Zahnprobleme, Parasiten, andere Grunderkrankungen und die längere Gabe von Medikamenten können die Magenschleimhaut schädigen.
Wie lässt sich eine Gastritis behandeln?
Die Behandlung sollte vor allem darauf abzielen, die Ursachen abzustellen. Ansonsten ist die Gefahr eines Rückfalls hoch. Neben magenschützender Medikamente wie Omeprazol muss dem Pferd viel Heu und eine stressarme Umgebung sichergestellt werden. Auch Leinsamen kann sich positiv auswirken. Die genannten Symptome sollten Pferdebesitzer unbedingt aufhorchen lassen. Je früher eine Gastritis behandelt wird, desto besser ist auch die Prognose. Eine artgerechte Haltung und faires, stressarmes Training sollten ohnehin Ziel eines jeden Halters sein.
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