Text: Dominique Wehrmann Foto: www.Slawik.com
Kälte ist in der Human- wie auch in der Veterinärmedizin seit Jahrhunderten eine bewährte Soforthilfemaßnahme. Angelaufene Beine? Überanstrengte Sehnen? Kaltes Wasser ist (fast) immer gut. Was geschieht im Körper, und was sagen die Experten zu dieser Behandlungsmethode?
Grundsätzlich kommt die Kälte- oder Kryotherapie (Kryo = Griechisch für Eis) in zwei Bereichen zum Einsatz: für medizinische Zwecke und im Sportbereich.
Letzteres kennt man allerdings vor allem bei zweibeinigen Athleten. In den letzten Jahren gibt es zunehmend mehr Sportler, die die Kälte- bzw. Eistherapie nutzen, um nach großen Belastungen möglichst schnell wieder einsatzbereit zu sein. Malte Krüger von der Sporthochschule Köln berichtet, dass Fußballer nach anstrengenden Spielen oder intensiven Trainings regelmäßig wahlweise die Kältekammer oder die sogenannte Eistonne (Kaltwasserimmersion) aufsuchen. Letzteres ist zumeist eine handelsübliche Regentonne, aufgefüllt mit Wasser und Eiswürfeln. Das ergibt eine Temperatur von ca. acht bis zehn Grad, in der es der Athlet vier bis fünf Minuten aushalten muss. Die Kältekammer ist ein Raum, mit einer Temperatur von minus 110 Grad Celsius. Das klingt unerträglich. Da es sich aber um eine sehr trockene Kälte handelt, ziehen die meisten Sportler einen bis zu dreiminütigen Aufenthalt in der Kältekammer dem in der Eistonne vor.
Muskelkater, ade!
Wie aber wirkt sich Kälte im Körper aus? Wieso erholen Sportler sich schneller, wenn ihre Körperkerntemperatur nach einer intensiven Belastung um einige Grad abgesenkt wird? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich erst einmal vergegenwärtigen, was muskuläre Beanspruchung im Körper auslöst. Das weiß Malte Krüger: „Bei wirklich intensivem Training, welches die Muskulatur stark fordert, entstehen kleine Risse im Muskelgewebe und lokale Entzündungen.“ So wie bei einer äußerlichen Wunde das Blut herausläuft, sich Schorf und schließlich Narbengewebe bildet, laufen Blut und Gewebeflüssigkeit bei inneren Verletzungen in das Gewebe hinein. Es schwillt an, so wie das auch eine äußerliche Wunde tut.
Außerdem entstehen bei großen körperlichen Belastungen Mikroentzündungen, die dem Körper signalisieren, dass an dieser Stelle etwas zu reparieren ist. Malte Krüger erklärt nun: „Der Kältereiz hemmt einerseits die Ausschüttung pro-inflammatorischer Zytokine (also entzündungsfördernder Botenstoffe, Anm. d. Red.). Andererseits reduziert die Kälte den Einstrom von Gewebsflüssigkeit in die Mikrowunden der Muskulatur. Auf diese Weise kann ein Druckschmerz vermieden werden.“ Allerdings funktioniert das nur, wenn die Eistherapie direkt im Anschluss an die Anstrengung angewendet wird, der Körper also noch erhitzt ist. In normal temperierter Umgebung versucht der Körper nach dem Kälteschock, seine Normaltemperatur wieder herzustellen, und kurbelt dafür die Durchblutung an. Malte Krüger: „Dadurch werden Stoffwechselendprodukte aus der beanspruchten Muskulatur schneller abgebaut. Der berühmte Muskelkater, Steifheitsgefühle und Kraftlosigkeit treten weniger stark auf. Der Athlet ist schneller wieder einsatzbereit.“ Man kann sich leicht vorstellen, dass es nicht immer gut ist, den Körper daran zu hindern, notwendige Reparaturmaßnahmen durchzuführen. Es gibt daher auch unter Experten eine rege Diskussion, ob bzw. unter welchen Rahmenbedingungen die Kältetherapie für Sportler sinnvoll ist oder nicht. „Fakt ist aber: Wenn’s nötig ist, ist man schnell wieder fit!“ Zukunftsmusik sind derzeit noch Kältekammern für Pferde. Allerdings soll es auch die in absehbarer Zeit geben. Die Industrie berichtet, dass es im arabischen Raum, wo bekanntlich auch viele Rennställe ansässig sind, bereits eine große Nachfrage gibt.
Kälte hilft gegen:
- Arthritis
- Schleimbeutelentzündungen
- Sehnenscheidenverletzungen
- Sehnenmuskelverletzungen
- Fesselträgerverletzungen
- Prellungen
- Stauchungen
- Allergische Reaktionen, z.B. Nesselfieber
Den kompletten Text finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.