Text: Nicole Audrit       Fotos: www.slawik.com, privat

An Ställen werden zu vielen Themen Halb­wahrheiten und Gerüchte als Realität dargestellt und ­verbreitet. Ist eine Aussage erst mal im Umlauf, nimmt sie ­viele verschiedene Varianten an. Auch in Bezug auf die ­Mineralstoffversorgung kursieren einige Irrtümer. Dr. Christina Fritz deckt die Wahrheit auf.

Überschüssige Mineralstoffe schaden dem Pferd nicht, da diese einfach ausgeschieden werden.

Jein! Immer wieder meinen es Pferdebesitzer sehr gut mit ihren Tieren und füttern verschiedenste Ergänzungsfuttermittel – ohne dabei die genauen Inhaltsstoffe im Auge zu behalten. In dem Glauben, dass überschüssige Mineralstoffe ausgeschieden werden, kommt es schnell zu einer Überversorgung. Generell regulieren Pferde die Mineralstoffe über den Darm und die Nieren. Dr. Christina Fritz erklärt: „Im Darm dissoziieren die Mineralstoffe zu Ionen, die über spezialisierte Transportermoleküle in den Darmwandzellen aufgenommen werden. Diese werden eng kontrolliert: Sind beispielsweise die Speicher für Eisen in der Leber voll, werden keine Eisen-Ionen mehr aus dem Nahrungsbrei entnommen, sie verbleiben im Nahrungsbrei und werden mit dem Kot ausgeschieden.“ Die Mineralstoffe, die streng kontrolliert werden, können in vielen Fällen nur schlecht über die Nieren ausgeschieden werden. Wohingegen bei anderen Mineralstoffen, wie beispielsweise Natrium und Chlorid, die Kontrolle im Darm weniger streng ist und diese daher problemlos über den Urin ausgeschieden werden können. „Der derzeitige Trend zur Fütterung von organischen Mineralstoffen ist problematisch, da dadurch der natürliche Mechanismus der Mineral­selektion im Darm über die Transportermoleküle außer Kraft gesetzt wird und das Pferd die organischen Mineralstoffe aufnimmt – ob es sie braucht oder nicht“, warnt Dr. Christina Fritz. Außerdem bedeutet der Abbau von übermäßig aufgenommen Mineralstoffen über die Niere eine hohe, zusätzliche Belastung für den Organismus des Pferdes. „Teilweise ist die Entsorgung auch praktisch unmöglich, beispielsweise bei Eisen oder Selen. Aus diesen Gründen kann es zu massiven Überversorgungen kommen, die in der Symptomatik übrigens meist genauso aussehen wie Mangelerscheinungen“, gibt Dr. Christina Fritz zu bedenken.

…in der September-Ausgabe deckt Dr. Christina Fritz weitere Irrtümer auf.

Unsere Expertin: Dr. Christina Fritz studierte Biologie an der FU Berlin und schloss mit einer Promotion in Tierphysiologie und Neurobiologie ab. Sie reitet privat seit ihrem sechsten Lebensjahr und betreibt seit mehr als zehn Jahren eine Praxis für integrierte Pferdetherapie in Berlin. Außerdem hält sie Vorträge und hat bereits verschiedene Fachbücher publiziert. www.christinafritz.de

 

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