Text: Nora Dickmann Foto: www.Slawik.com
Guckige Pferde machen dem Reiter das Leben schwer. Sie erschrecken sich, springen weg oder sehen Gespenster. Das kann auch gefährlich werden. Doch wie sehen Pferde eigentlich? Wir werfen einen Blick auf die Funktionsweise des Pferdeauges und auf das Sichtfeld der Tiere
Könnte man einmal mit den Augen eines Pferdes sehen, würde man es deutlich besser verstehen, und das Verständnis für das Fluchttier wäre größer. Auch würde man sich nicht so oft über unvorhergesehene Sprünge des Tieres ärgern. Denn welcher Reiter kennt es nicht? Seelenruhig im Trab über den Reitplatz, auf einmal springt das Pferd in der Ecke weg oder läuft los. Verzweifelt schaut sich der Reiter um: War da ein Tier im Busch? Oder hat mein Pferd schon wieder Angst vor der kleinen Pfütze hier? In solchen Situationen muss man sich immer bewusst machen, dass das Pferd Gefahren schon lange vor dem Reiter erkennt. Das liegt an den natürlichen Instinkten des Fluchttieres. In der Wildbahn hätten sie so frühzeitig Reißaus nehmen und sich in Sicherheit bringen können. (Raub-)Tiere werden auch aus großer Entfernung wahrgenommen. Damit man das nachvollziehen kann, werfen wir einen Blick auf das Sinnesorgan Auge.
Der Aufbau des Auges
Das Pferdeauge setzt sich zusammen aus dem eigentlichen Auge, das vom Augapfel gebildet wird, dem Sehnerv, der die Infos weiterleitet, und dem Sehzentrum im Gehirn, das dann die Informationen verarbeitet. Damit das Auge auch bewegt werden kann, gibt es daneben Muskeln, schützende Augenlider und den Tränenapparat. Durch die Lage in den knöchernen Augenhöhlen ist das Auge vor Druck und stumpfer Gewalt gut geschützt. Die Hornhaut wird von den Lidern vor äußeren Einwirkungen beschirmt.
Im Inneren des Auges finden sich von vorn nach hinten die vordere und die hintere Augenkammer mit Kammerwasser, die Linse und anschließend der Glaskörper. Dies ist eine klare, wasserreiche, gallenartige Masse.
Je nach Krümmung der Linse wird der durch die Sehöffnung eintretende Lichtstrahl unterschiedlich gebrochen. Dies ermöglicht es dem Pferd, einen Gegenstand in unterschiedlicher Entfernung immer klar zu sehen. Allerdings ist dies nie so scharf wie beim Menschen. Nach vorne hin ist die Linse von der Iris überzogen. Die querovale Öffnung, die Pupille, kann durch den Ringmuskel der Iris eng oder weit gestellt werden, um die Menge des Lichts, das hindurchgehen soll, zu bestimmen. So ist sie in der Dämmerung möglichst weit geöffnet, um so viel Licht wie möglich hineinzulassen. Im inneren Rand der Iris befinden sich die Traubenkörner. Diese beschützen das Auge vor zu starkem Lichteinfall.
So sehen die Augen
Das Blickfeld des Menschen ist nach vorne gerichtet. Das des Pferdes hingegen hat einen weit größeren Winkel, ähnlich wie ein Fischaugenobjektiv, das einen Rundumblick mit fast je 180 Grad ermöglicht. Hier liegt der Schwerpunkt nach unten, damit das Pferd den Boden und dort lauernde Gefahren erkennen kann. Genau deswegen reagieren Pferde oftmals auf am Boden liegende Objekte empfindlich – wie beispielsweise Sonnenstrahlen in der Reithalle oder auch Schatten. Um den Blick nach unten zu begrenzen, nutzen Trabrennfahrer bei bodenscheuen Pferden übrigens große Nasenschoner auf dem Nasenriemen.
Da die Augen seitlich am Pferdekopf liegen, ist ein Rundumblick mit Absicherung nach hinten möglich. Wollen wir so sehen wie das Pferd, müssen wir uns vor einen großen Spiegel – beispielsweise dem in der Reithalle – stellen und hineinblicken.
Den gesamten Text finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.