Text: Nicole Audrit     Foto: www.Slawik.com

Studien zufolge hat mehr als jedes zweite Pferd leichte bis schwere Veränderungen an der Magenschleimhaut – häufig bleiben diese jedoch aufgrund der unspezifischen Symptome unerkannt. Richtiges Haltungs- und Fütterungsmanagement ist die beste Vorsorge. Unsere Experten erklären die angezeigten Behandlungsmethoden – sowohl schulmedizinisch als auch alternativ.

Die Hauptrolle bei Veränderungen an der Magenschleimhaut spielt die Magensäure, die aus Salzsäure und dem eiweißverdauenden Enzym Pepsin besteht. Pferde sind Dauerfresser, daher ist der Magen evolutionsbedingt auf permanente Nahrungsaufnahme ausgelegt und produziert kontinuierlich Magensäure. Der Magen des Pferdes ist ein ausgeklügeltes System, die Schleimhäute sind eigentlich vor Verätzungen durch die Magensäure geschützt. Besteht aber ein Überschuss an Magensäure, kann sich der Magen nicht mehr vor diesen Verätzungen schützen, es kommt zu Schleimhautreizungen und zur Ausbildung von Geschwüren. Um eine Übersäuerung des Magens zu verhindern, ist eine regelmäßige und ausreichende Aufnahme von Raufutter wichtig. Entscheidend für einen gesunden Pferdemagen ist die Balance zwischen Futteraufnahme und Säureproduktion, erklärt der Tierarzt Peter Beer: „Nur durch die Kaubewegungen beim Fressen wird Speichel gebildet. Dieser ist für einen ausgeglichenen Säurehaushalt im Pferdemagen sehr wichtig, da er Puffersubstanzen enthält, die den pH-Wert der Magensäure anheben und so die Magenschleimhaut schützen.“ Faserreiche Futtermittel wie Heu und Stroh müssen stärker eingespeichelt werden als Kraftfutter. Daher neutralisiert faserreiches Futter die Magensäure in einem höheren Maße und nimmt zudem aufgrund seiner Struktur mehr Magensäure im Magen auf– es wirkt sozusagen wie ein Schwamm. Ferner empfiehlt Peter Beer: „Da der Pferdemagen mit ungefähr 15 Liter Volumen relativ klein ist, sollte spätestens alle fünf Stunden Raufutter angeboten werden, um eine Übersäuerung des Magens zu vermeiden.“

Hohe Dunkelziffer

In Bezug auf Magengeschwüre gibt es aufgrund der unspezifischen Symptome eine hohe Anzahl unerkannter – und somit unbehandelter – Erkrankungen. Umgangssprachlich ist meist die Rede von Magengeschwüren, allerdings muss zwischen einer Magenschleimhautentzündung, der sogenannten Gastritis, und einem tatsächlichen Magengeschwür, dem Equine Gastric Ulceration Syndrome (EGUS) unterschieden werden. Häufig entwickelt sich ein Magengeschwür aus einer unbehandelten Magenschleimhautentzündung. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Magendurchbruch kommen, der meist eine Euthanasie des Patienten erfordert. Dabei können Pferde aus allen Altersklassen und Sparten betroffen sein – Freizeit-, Sport- und Rennpferde, erwachsene Tiere und Fohlen. Magengeschwüre kommen häufiger vor als viele denken und sind zugleich schwierig zu behandeln. Hat ein Pferd einmal mit Veränderungen der Magenschleimhaut zu kämpfen, bleibt es sein Leben lang anfällig dafür. Die eindeutige Diagnose eines Magengeschwürs ist nur durch eine Gastroskopie möglich. Bei dieser wird das Pferd sediert und bekommt ein Maulgatter sowie eine Nasenbremse angelegt. Anschließend wird das Endoskop vorsichtig am Kehlkopf vorbei durch die Speiseröhre in den Magen geschoben. Anhand der Bilder kann der Schweregrad festgestellt und können die Veränderungen an der Magenschleimhaut lokalisiert werden. Vor einer solchen Untersuchung sollte das Pferd ungefähr zwölf Stunden keine Nahrung und zwei Stunden keine Flüssigkeiten mehr zu sich genommen haben, da der behandelnde Tierarzt ansonsten den Magen und die Magenschleimhäute nicht genau in Augenschein nehmen kann. Anschließend werden die Befunde an der Magenschleimhaut mithilfe des EGUSScores in fünf Stufen eingeteilt, die von „Keine Veränderung“ bis zu „Ausgedehnte Läsionen mit tiefer Ulzeration“ reichen.

Schulmedizinisch oder alternativ?

Magenschleimhaut ist nicht gleich Magenschleimhaut: Die Schleimhäute im Pferdemagen sind zweigeteilt in drüsenlose und drüsenhaltige Bereiche. Aus diesem Grund ist die Lokalisierung der Veränderungen äußerst wichtig, da hiervon die Wahl des Medikaments und die Behandlung abhängen. „Ist die Schleimhaut ohne Drüsen betroffen“, so Peter Beer, „eignet sich ein Protonpumpenhemmer mit dem Wirksto Omeprazol– beispielsweise in ‚GastroGard‘ enthalten –, der auch im Wettkampf zugelassen ist. Durch dieses Medikament wird die Säureproduktion gehemmt, sodass es zu keinen weiteren Verätzungen kommt und sich der betroffene Bereich erholen kann. Zum Abpuffern der Magensäure und zur Erhöhung des Schleimhautschutzes eignen sich wiederum andere Medikamente.“ „GastroGard“ ist eine Paste, die ähnlich wie eine Wurmkur vom Pferdebesitzer selbst verabreicht werden kann. In der Regel wirken die Medikamente schnell. Dennoch sollten sie nicht direkt nach dem Abklingen der Symptome abgesetzt werden um eine vollständige Regeneration der Magenschleimhaut zu gewährleisten. Nicht nur die Schulmedizin, sondern auch alternative Heilmethoden können bei Magengeschwüren eingesetzt werden. „Allerdings sollten die Maßnahmen immer mit einem erfahrenen Therapeuten gemeinsam erarbeitet werden“, rät die Heilpraktikerin für Mensch und Tier Claudia Bergmann-Schlovien. „Dieser kann mit seiner Erfahrung und einem neutralen Abstand zum Pferd die einzelnen homöopathischen und phytotherapeutischen Therapien individuell aufs Pferd abstimmen. Generell empfehle ich im Sinne der Pferdegesundheit immer eine sinnvolle Kombination aus der Schulmedizin und der Alternativmedizin.“ Ihre vierzigjährigen Erfahrungen in allen Bereichen von Zucht, Ausbildung und naturheilkundlichen Behandlungen, so die Expertin, hätten gezeigt, dass Magenprobleme eben nicht nur mit Homöopathie und Pflanzenheilkunde anzugehen seien.

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