Text: Aline Müller und Kerstin Wackermann Foto: imago images/ Frank Sorge
Atemwegserkrankungen des Pferdes können zum einen von Viren oder Bakterien hervorgerufen werden, zum anderen aber auch auf eine Allergie zurückzuführen sein. Häufig liegen die Ursachen in Haltungsfehlern. Wie Sie Problemen vorbeugen können und wann ein Tierarzt hinzugezogen werden sollte, erklären Ihnen unsere Experten
Jedes vierte Pferd in Deutschland leidet mittlerweile an Husten, die Tendenz ist steigend. Bei etwa zehn Prozent ist die Erkrankung chronisch. Damit es gar nicht erst so weit kommt, müssen die Anzeichen rechtzeitig erkannt werden. Dazu gehören neben Husten auch Leistungsschwäche, Atemnot, Atemgeräusche oder Nasenbluten. Generell können Atemwegsprobleme sowohl in den oberen als auch in den unteren Atemwegen auftreten. Meist machen sich Erkrankungen der oberen Atemwege durch Kehlkopfpfeifen, Knorpelentzündungen der Stellknorpel oder Zysten unterhalb des Kehldeckels bemerkbar. Der weiche Gaumen kann sich nach oben über den Kehldeckel verlagern. Zu den Erkrankungen der unteren Atemwege zählen unter anderem die akute (infektiöse) und die chronische Bronchitis. Die Ursachen für Husten beim Pferd sind vielfältig. Neben Viren, Bakterien und Parasiten kann auch eine Allergie schuld sein. Bezüglich der Entstehung von Krankheiten sind zudem die Auswirkungen der Haltungsbedingungen nicht zu unterschätzen. Starke Staubentwicklung, hohe Luftfeuchtigkeit, Bewegungsmangel und Schadgase fördern Atemwegserkrankungen beim Pferd.
Komplexes Schutzsystem
Da über die Atemluft viele unerwünschte Fremdstoffe in die Luftwege des Pferdes geraten, hat die Natur ein Schutz- und Reinigungssystem entwickelt: Der Hustenreflex entfernt nämlich sowohl größere Fremdkörper als auch Schleim aus der Luftröhre. Kleinste Störungen des Schutzsystems können jedoch bereits zu schweren Lungenschäden führen, die dann chronisch werden.
Neben der Schutzwirkung besitzt die Lunge die Fähigkeit, sich zu reinigen: Die kleinen Bronchien und Bronchiolen sind mit Flimmerhärchen besetzt. Diese sind dazu da, Viren, Bakterien sowie Staub mit einer Staubschicht zum Rachen zu transportieren – ähnlich wie auf einem Fließband. Auch die Lungenbläschen werden von der Natur durch einen Sekretfilm geschützt. Zusätzlich gibt es besondere Fresszellen des Immunsystems, auch Makrophagen genannt, die Fremdkörper aufnehmen und sozusagen verdauen. Husten ist ein Symptom, das zunächst fast immer durch eine Erkrankung der Atmungsorgane hervorgerufen wird, gelegentlich können aber auch Herzkrankheiten oder betroffene Bauchorgane die Ursache sein. Das ist allerdings eher selten der Fall.
Harmlos oder nicht?
Besonders in der kälteren Jahreszeit hört man immer wieder Pferde, die zu Beginn des Trainings husten und anschließend kräftig abschnauben. Oft werden diese Anzeichen nicht weiter beachtet, doch jeder Husten kann bereits ein Zeichen für eine beginnende oder chronische Lungenerkrankung sein, vor allem, wenn die Symptome anhalten. Auch wenn Sie nicht bei jedem Husten sofort einen Tierarzt rufen müssen, ist es wichtig, das Pferd zu beobachten. Ein frühzeitiges Erkennen der Ursachen und eine entsprechende Behandlung können schlimmere Folgen verhindern. Weißer oder sogar gelblicher Ausfluss aus der Nase sollte immer ernst genommen werden, da es sich dann um eine Entzündung handelt. Hingegen treten Ermüdungs- oder Erschöpfungszustände nicht nur bei einer Atemwegserkrankung auf. „Eine Leistungsschwäche kann unter anderem auch auf ein Herzproblem hinweisen“, sagt Dr. Enno Allmers und fügt hinzu: „Die meisten lungenspezifischen Symptome lassen jedoch schnell eine Lungenerkrankung in Erwägung ziehen.“ Außerdem können Atemwegserkrankungen zu Fieber führen, welches jedoch auch bei Infektionen anderer Organe auftreten kann. Insektenstiche im Kehlkopf- und Rachenbereich mit Schwellung der Schleimhaut ziehen zwar häufig eine akute Atemnot nach sich, allerdings keine Erkrankung der Atemwege.
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