Es wäre zu schön, wenn es eine Möglichkeit gäbe, komplett auf die Chemiekeule der Wurmkur zu verzichten. Auf dem Markt werden immer wieder Alternativen, beispielsweise auf Kräuterbasis, angeboten.
Die Werbung verspricht, dass durch die Kräuter ein Darmmilieu entsteht, das für die Würmer unattraktiv ist. Jedoch gibt es in diesem Bereichen bislang kaum Studien über die Wirkung der Kräuter auf verschiedene Würmer und besonders zur Dauer der Wirksamkeit der „Entwurmungs-Kräuter“. Aus diesem Grund sollten alternative Entwurmungsmittel aus den Bereichen der Homöopathie oder auf Basis von Kräutern immer hinterfragt werden. „Ansonsten gilt bei der Verwendung von Kräutern als Entwurmung: Die Wirksamkeit muss überprüft werden und zwar wesentlich häufiger als bei erforschten chemischen Wurmkuren. Generell gilt jedoch, dass ein gesundes Immunsystem die beste Wurmabwehr ist. Daher kann eine ausgesuchte Kräuterkur bei der Gabe über einen kurzen Zeitraum nicht schaden und bei einer Stärkung der Darmflora und des Immunsystems möglicherweise unterstützend wirken“, erklärt Dr. Anne Becher.
Kostenfrage
Natürlich sind auch die Kosten nicht ganz unwichtig, weiß auch Dr. Anne Becher: „Im ersten Jahr der Zeitgemäßen (+Selektiven) Entwurmung muss ungefähr mit Kosten zwischen 150 und 180 Euro gerechnet werden. Der genaue Betrag ist abhängig vom Eiausscheider-Typ des Pferdes sowie von den angewandten Diagnosemethoden.“ Um eine faire Aufteilung der Kosten zu erhalten, empfiehlt Dr. Anne Becher eine sogenannte Entwurmungskasse für Stallgemeinschaften. Die Besitzer von Pferden, die massiv Eier ausscheiden, haben generell höhere Kosten, da häufigere Wurmkuren und Untersuchungen notwendig sind. Da aber die Entwurmung dieser Pferde den Infektionsdruck auf den Koppeln und in den Ställen nachhaltig senkt, profitieren alle Pferde und deren Besitzer davon.
„Heutzutage führt kein Weg mehr an der Überprüfung der Wirksamkeit einer Wurmkur vorbei. Aus diesem Grund sollten auch die Personen, die auf die Gabe von vier Wurmkuren jährlich bestehen, die Effizienz der Behandlung durch eine Kotanalyse untersuchen“, resümiert Dr. Anne Becher. „Für eine reelle Aussage über die Wirksamkeit benötigt man einen Vergleichswert vor der Wurmkur.“ Wenn also bereits in der ersten Kotprobe keine Eiausscheidung nachweisbar ist, wäre eine Wurmkur und die Überprüfung der Wirksamkeit verschwendetes Geld, da keine Reduzierung der Eiausscheidung möglich ist. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, sich mit dem Konzept der Zeitgemäßen (+Selektiven) Ent- wurmung auseinanderzusetzen.
Text: Nicole Audrit Foto: imago images