Von Pusteln über Husten bis hin zu Koliken – Allergien treten auch bei Pferden immer häufiger auf und äußern sich ganz unterschiedlich. Genauso verschieden wie die Symptome sind dabei die Auslöser. Besteht der Verdacht einer Allergie, ist es wichtig, schnell darauf zu reagieren, bevor sich beim Tier eine chronische Krankheit entwickelt
Im Alltag begegnen uns immer wieder Hinweise auf allergene Stoffe, meist zur Information und zu unserem Schutz, denn sie können fatale Folgen haben. Ein anaphylaktischer Schock kann im schlimmsten Fall zum Tod führen, was natürlich unbedingt verhindert werden soll. Während Unbetroffene Hinweise wie „Kann Spuren von Nüssen enthalten“ oder den Pollenflugkalender gar nicht wahrnehmen, helfen sie Allergikern ungemein.
Doch was ist eine Allergie eigentlich? Das körpereigene Immunsystem schützt uns im Normalfall vor gesundheitsschädlichen Erregern wie Viren und Bakterien und sorgt so für unsere Gesundheit. Doch manchmal reagiert es überempfindlich auf körperfremde Stoffe, die im Normalfall harmlos sind. Je nach Intensität der Allergie reichen schon kleine Mengen des Auslösers, um für eine laufende Nase, juckende Augen, Ausschlag oder Atemnot zu sorgen. Dieser Ablauf ist bei allen Wirbeltieren, also bei Menschen wie bei Pferden, gleich.
Allergien erkennen
Husten, Hautveränderungen und Nasenausfluss lassen sich beim Pferd schnell erkennen und sollten unbedingt beachtet werden. Gerade einzelne Huster werden von vielen Reitern übergangen und nicht ernst genommen. Dabei ist es häufig schon zu spät, wenn das Tier hustet. Doch ob es sich um einen Infekt oder eine Allergie handelt, kann an den Symptomen nicht festgestellt werden. Leidet ihr Pferd unter einem Symptom, sollte also in jedem Fall ein Tierarzt zu Rate gezogen werden. Eine gründliche Anamnese kann dann zur Diagnostik führen. Schon vorher ist zu beobachten, ob Reaktionen wie Husten in bestimmten Situationen auftreten. Hustet das Pferd während der Fütterung oder nach dem Heufressen? Kommt es mit großen Stichen und Pusteln von der Wiese? Jegliche Veränderung im Tagesablauf kann Aufschluss über die Herkunft der Symptome führen, auch der Wechsel des Waschmittels oder ein neues Futter.
Vielfältige Auslöser
Die Symptome von Allergien sind dabei so vielfach wie die Auslöser. Die Reaktionen auf Allergien treten bei Pferde dabei meist in den Atemwegen oder auf der Haut auf. Vor allem, wenn die Atemwege betroffen sind, sollte schnell gehandelt werden. Reagiert das Pferd zum Beispiel allergisch auf Pollen oder Heustaub, kann ein starker Husten, dem menschlichen Asthma ähnlich, auftreten, der als „Recurrent Airway Obstruction“, kurz RAO, bezeichnet wird. Die Symptome hierbei sind Atemwegsüberempfindlichkeiten, Atemwegsentzündungen, Verengungen der Bronchien oder Ansammlungen von Schleim. Einige dieser Symptome können auch vom Tierarzt erst durch eine Bronchoskopie entdeckt werden.
Atemwegsreaktionen treten vor allem dann auf, wenn das Pferd gegen Milben, Schimmel- und Fäulnispilze oder Pollen allergisch ist. Schimmepilze befinden sich häufig in qualitativ schlechtem Heu, das bei der Fütterung in der Box direkt in die Atemwege des Tiers gelangt. Wie beim Menschen kann aber auch die Haut befallen werden. Häufig bilden sich Quaddeln und Pusteln, die zu starkem Juckreiz führen, sodass das Pferd sich das Langhaar abschubbert oder die Haut aufreißt. Diese geschädigten Stellen führen dann wieder zu Juckreiz, sodass das Pferd im Teufelskreis gefangen ist. Das Sommerekzem ist der Klassiker unter den Hautreaktionen. Aber auch die schmerzhafte Nesselsucht, bei der der gesamte Körper mit Pusteln übersät ist, tritt bei Pferden auf. Auslöser sind hier in den meisten Fällen Insekten, deren Bisse oder Stiche zu den allergischen Reaktionen führen. Neben Kriebelmücken, Bremsen, Hausfliegen und Gnitzen sorgen aber auch Kontaktallergien häufig für „Ausschlag“. Auslöser kann dabei sowohl Metall, zum Beispiel von der Weideumzäunung, sein, oder das parfümierte Waschpulver, mit dem Schabracken gereinigt werden. Auch andere Pflegemittel oder sogar Medikamente können solche Allergien auslösen. Weniger häufig, aber ebenfalls unangenehm bis gefährlich sind Kotwasser, Durchfall, Magenprobleme oder sogar Koliken. Diese werden in den meisten Fällen durch Futtermittel oder einzelne Bestandteile des Futters ausgelöst.
Allergietests und ihre Probleme
Fallen Unverträglichkeiten oder Allergien auf, heißt es sofort: Abhilfe schaffen! Nicht nur leidet die Leistungsbereitschaft des Pferdes unter der Allergie, gerade in den Atemwegen bilden sich schnell chronische Erkrankungen, die das Pferd für den Rest seines Lebens beeinflussen.
Zunächst heißt es natürlich, den Auslöser finden. Je nachdem, wann die Symptome auftreten, lassen sich verschiedene Allergien ausschließen. Ein Pferd mit Sommerekzem wird im Winter weniger bis gar keine Probleme haben, als ein Tier mit Futtermittelallergie, die ganzjährig auftritt. Leider ist es aktuell noch schwierig, genaue Allergietests bei Pferden durchzuführen. Der Intradermaltest gilt aktuell als zuverlässigster Test. Dabei werden verschiedene Allergene in die Haut injiziert; reagiert das Pferd mit einer Schwellung, ist es gegen den betroffenen Stoff allergisch. Da dieser jedoch nur von geübten Tierärzten durchgeführt werden und das Pferd am Hals geschoren werden muss und auch kostenintensiv ist, wird er nur selten angewendet. Häufiger werden Bluttests angewendet. Diese arbeiten mit einem biochemischen Verfahren, dem ELISA-Test, bei dem das Blut auf Antikörper gegen bestimmte Allergene untersucht wird. Standardmäßig werden hier 65 gängige Allergene, darunter Schimmel- und Fäulnispilze, Bäume, Gräser, Kräuter und mehr getestet. Auf Anfrage können auch Antikörper von Medikamenten und Futter getestet werden. Der Nachteil dieser Tests ist jedoch, dass das Pferd sehr stark allergisch reagieren muss, damit der Test anschlägt. Die Interpretation der Tests ist also schwierig.
Linderung und Vorsorge
Liegt der Verdacht einer Allergie nahe, oder wird sie sogar nachgewiesen, heißt es, Linderung zu schaffen. Das bedeutet im besten Falle, den Auslöser zu eliminieren, also auf Zusatzfutter zu verzichten oder das Waschmittel zu wechseln. Tritt ein Sommerekzem auf, gibt es passende Decken auf dem Markt, die das Pferd schützen, ohne dass es in der Sonne überhitzt. Auch ein Unterstand mit Flatterband, der Fliegen abhält, sorgt für Linderung. Schwieriger wird es natürlich, wenn das Pferd gegen Schimmelsporen im Heu allergisch ist. Hier sollte die Futterqualität überprüft werden und möglichst staubfreies Heu gefüttert werden. Je mehr Frischluft und Bewegung das Pferd erhält, desto besser. Je nach Bedarf kann auch nasses Heu gefüttert werden, um den Staub zu binden. Eine Haltung in einem Offenstall ist optimal, bei Boxenpferden sollte darauf geachtet werden, dass das Pferd während des Ausmistens und -fegens an der frischen Luft steht.
Neben diesen zu Hause durchführbaren Möglichkeiten können schwer betroffene Tiere aber auch medizinisch behandelt werden. So zum Beispiel haben Hyposensibilisierungen schon zum Erfolg geführt. Dabei wird ein individuell angepasster Impfstoff injiziert, dessen Dosis von Mal zu Mal gesteigert wird. Dies führt dazu, dass der Körper das Allergen zukünftig toleriert. Auch eine Eigenblutbehandlung kann zum Erfolg führen. Hier wird dem Pferd venöses Blut entnommen und an anderer Stelle wieder zugeführt. Der Organismus erkennt das Blut als Fremdkörper, inklusive der überschüssigen Antikörper. Diese werden vom Immunsystem blockiert und können keine Allergie mehr auslösen. Der Erfolg dieser Methode ist jedoch stark unterschiedlich. Kleinere Allergien können temporär auch mit Medikamenten behandelt werden, die jedoch teilweise auf der Dopingliste stehen. Grundsätzlich gilt es also, einzelne Huster oder Nasenausfluss nicht auf die leichte Schulter zu nehmen – denn je früher Allergien erkannt werden, desto eher kann dem Pferd auch geholfen werden!
Text: Sophia Arnold Foto: www.Slawik.com