Nachdem sechs Minuten lang der gleiche Parcours in Schritt und Trab mit dem Sensorenpad geritten wurde, zieht der Computer einen Mittelwert aus den erhaltenen Druckwerten, ­sodass man nun die komplette Druckverteilung auf dem Pferderücken in einer Grafik sehen kann.

Rote Bereiche sind die sogenannten Druckspitzen. In diesem Bereich spürt das Pferd also die höchste Druckansammlung, die auf längere Strecken sehr unangenehm oder sogar schmerzhaft werden und gesundheitliche Schäden hervorrufen kann. An diesen Druckspitzen ist der Wert am höchsten; je niedriger der Wert, desto weniger Druck spürt das Pferd. Auf der Grafik kann man gut die Umrisse des Sattels erkennen. Die blauen Bereiche haben gar keinen Kontakt, die grünen Bereiche einen leichten. Die Skala unter dem Messfenster zeigt die Farbverläufe von niedrigem Druck zu hohem Druck (0–4).

Hartmut Schenck erklärt: „Bei jeder­ ­Gruppe – Schabracken auf der ­einen, Westernpads auf der anderen ­Seite – wurden die Farben der Sensoren deutlich im Kontrast hervorgehoben, um den Unterschied sichtbar zu machen. Man kann beide Gruppen unter­einander nicht direkt miteinander vergleichen, da es zwei unterschiedliche Pferde, unterschiedliche Sättel und jeweils ein anderer Reiter waren. Anhand des Durchschnittswertes kann die druckabsorbierende Qualität der einzelnen Sattelunterlagen jeweils verglichen werden.“

 

Schabracken und Pads: das Fazit

Bei der Auswertung ist zu beachten, dass eine Schabracke normalerweise andere Zwecke erfüllt als ein Westernpad. Sie ist dünner, mit weniger Füllung, aus einem anderen Mate­rial, dient vorerst der ausreichenden Belüftung des Rückens und nimmt den Schweiß auf. Die Ergebnisse der Schabracken ohne eine bestimmte Extra-Füllung sind deshalb druckwerttechnisch fast identisch.  Einen deutlichen Unterschied zu den „normalen“ Schabracken erhält man mit Lammfell-Schabracken der verschiedenen Firmen. Der Druck auf den Pferderücken ist damit deutlich geringer. Pads mit Gel­einlage oder Schaumstoff brachten dagegen keine beson­dere Druckentlastung. Neben jeder Betrachtung des Druckausgleichs sollte jedoch ­immer beachtet werden, dass kein Pad einen unpassenden Sattel korrigiert. Die Schlussfolgerung, dass durch das Pad der Sattel passender gemacht wird, darf nicht gezo­gen werden. Teilweise kann ein dickes Pad einen zu engen Sattel noch enger­ machen, und ­damit wird dann genau das Gegenteil von dem erzielt, was eigentlich beabsichtigt war. Ein passender Sattel und eine gute Schabracke sind aber bei einem rückenempfindlichen Pferd eine gute Kombination. Ob ein Lammfell-Pad für den eige­nen Sattel geeignet ist, sollte immer noch einmal mit dem Sattler besprochen werden.

Bei Westernsätteln sind die Pads von besonderer Bedeutung. Aufgrund des Aufbaus des Westernsattels, der keine Polsterung bietet, ist das Westernpad das einzige stoßabsorbierende Element in der Konstruktion. Ein dickes Pad bietet dem Pferd einen geringeren punktuellen Druck auf den Rücken, jedoch ist bei zunehmender Dicke die Verbindung zum Pferd gering. Die Test­reiterin merkte bei jedem getesteten Pad einen deutlichen Unterschied. So fühlte sie sich oft „zu weit weg vom Pferd“, obwohl die Druck-Ergebnisse gut waren. Hartmut Schenck: „Auch hier gilt, dass kein Pad ­einen unpassenden Sattel korrigiert, jedoch können spezielle Pads kleine Passformkorrekturen bei Sätteln als Übergangslösung korrigieren, indem man die Einlagen par­tiell dicker oder dünner macht.“

Einen guten Mittelweg zwischen zu dick und dadurch zu weit weg vom Pferd und zu dünn, um eine gute Polsterung zu gewährleisten, stellen die Lammfell-Pads dar, die sowohl Nähe und Kontakt zum Pferderücken bieten als auch sehr gute Ergeb­nisse in der Druckmessung erzielten. Lammfell hat besondere Eigenschaften, wodurch es als Sattelunterlagen gut geeignet ist: Die natürliche Standfestigkeit des Lammfells sorgt für eine optimale Druckverteilung und Stoßabsorption, sodass punktuelle Druck- und Scheuerstellen vermieden werden. Außerdem begünstigt die Beschaffenheit der Schafwolle die Luftzirkulation und sorgt so auf natürliche Weise für einen hervorragenden Temperaturausgleich. Aufgrund der guten Saugfähigkeit wird der Pferdeschweiß sofort aufgenommen. Nutzt man die Lammfellschabracken und -pads regelmäßig, so wird sich das Fell mit der Zeit etwas verändern und eventuell nicht mehr so viel Druck ausgleichen. Eine gute Pflege (regelmäßig mit spezieller Bürste auskämmen und gelegentlich mit Lammfell-Waschmittel waschen) ist daher unerlässlich.

Wichtig ist, dass das Lammfell direkten Kontakt zum Pferderücken hat und nicht etwa auf der Sattelunterlage liegt: „Die Schabracke und das Lammfellpad reiben aneinander, und es entsteht dauerhaft Bewe­gung. Das ist nicht Sinn der Sache.“ Eine weitere Erkenntnis war, dass die anatomische Form der Sattelunterlage sehr wichtig ist. „Auf lange Sicht kommt es bei einer nicht anatomisch geformten Schabracke oder Westernpad zu Druckstellen und Fell­abrieb, vor allem, wenn das Pferd einen ­ungeraden Rücken hat“, so Schenck. „Bei anatomisch geformten Schabracken und Pads sind die Herstellungskosten höher, da man mehr Schnitt hat. Die Preise dieser Sattelunter­lagen sind deshalb höher, aber es lohnt sich“, erklärt der Sattelexperte.

 

Text: Lara Wassermann, Bild: Daniel Elke

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