Text: Alexandra Koch     Foto: imago images/ Frank Sorge

In der Regel ist der häufig bei Jungpferden auftretende Gelenkchip keine große Sache – und doch steht er häufig im Mittelpunkt des Interesses. Sei es auf Körungen oder bei Ankaufuntersuchungen: Der Knochensplitter kann über höchste Geldbeträge entscheiden. Dr. Kai Kreling stand uns bei einem schwierigen Thema Rede und Antwort. Denn häufig ist die Frage nach der Entfernung eines Gelenkchips nicht nur eine nach dem gesundheitlichen Wohlergehen des Pferdes

Operation als „Kosmetik“?



Für das Pferd bedeutet dies eine Operation. Diese ist zwar mittlerweile ein Routineeingriff und kann auf einen für das Jungpferd optimalen Zeitpunkt, etwa nach dem Anreiten, wenn es ohnehin noch einmal eine Ruhezeit auf der Weide bekommt, gelegt werden.

Doch bei aller Routine sollte niemals vergessen werden, dass ein invasiver Eingriff unter Vollnarkose stets ein gewisses Risiko mit sich bringt. Auf keinen Fall sollte die OP erfolgen, wenn sich das Skelett des Jungpferdes noch im Wachstum befindet und der Chip gleichzeitig keinerlei Probleme verursacht. „Immerhin bringt die Operation zwei Läsionen am Gelenksack mit sich, die durch die Arthroskopie verursacht werden. Außerdem kommt dem operierenden Tierarzt nicht jeder Gelenkchip gleich entgegen, auch wenn viele sich dies so vorstellen. Nicht selten muss der Chip ausgeschält werden, was einen noch erheblicheren Eingriff bedeutet“, beschreibt Kreling. Hinzu kommt das Risiko, das bei jeder Vollnarkose bedacht werden sollte, selbst wenn mittlerweile die Narkotika hervorragend bemessen werden können. „Es ist ein sehr geringes Risiko, dass durch die Narkose etwas passiert. Schäden an den Gelenken können jedoch trotz aller Routine auftreten. Im Verlauf der Abheilung kann es zu Schwierigkeiten kommen. Daher gehört zu jedem Chip die Abwägung der Notwendigkeit einer Operation.“

Kein genereller Grund zur 
Preisminderung



Kreling bezieht dazu eindeutig Stellung: „Wenn der Gelenkchip eine Schwellung oder Lahmheit verursacht, sollte er zeitnah operiert und entfernt werden. Die Regeneration kann in diesen Fällen auch länger dauern als bei einer prophylaktischen Entfernung. Es gibt zudem bestimmte Stellen im Körper – wie etwa das Knie –, an denen er häufiger Schwierigkeiten verursacht. Ist der Gelenkchip reaktionslos und ein Zufallsbefund, ist die Operation nicht unbedingt notwendig. In solchen Fällen handelt es sich bei dem Eingriff eher um Kosmetik, was immer hinterfragt werden sollte.“

Die Beurteilung der Notwendigkeit sollte durch einen erfahrenen Tierarzt erfolgen. Wenn ein Chip sich nicht bewegt und an keiner problematischen Stelle liegt, kann ein Pferd damit ein gesundes Leben führen und problemlos im Sport eingesetzt werden. „Häufig hört man in diesem Zusammenhang, dass ein Pferd mit Gelenkchip sich nur noch als Freizeitpferd eignen würde. Dem kann ich nur inständig widersprechen“, betont Kai Kreling. „Zunächst muss ich dabei anführen, dass es den Unterschied zwischen Freizeit- und Sportpferd so überhaupt nicht gibt. Denn wenn man unterscheiden möchte, kann man nur Hochleistungssportler der höchsten Leistungsklasse als Sportpferde titulieren. Ein Pferd, das bis Klasse M im Sport geht, wird nicht mehr beansprucht als das Freizeitpferd, das über den Acker galoppiert. Und selbst bei vielen Hochleistungspferden gab es von der Beanspruchung her bei Untersuchungen keinen nennenswerten Unterschied.“ Kreling weiß von zahlreichen Sportpferden, die mit Chip auf allerhöchstem Niveau im Viereck und Parcours unterwegs sind. „Bei diesen Pferden würde dann niemand in Frage stellen, dass sie einen hohen Preis wert sind“, merkt er an. „Sie haben ja bereits bewiesen, dass sie der Chip nicht negativ beeinflusst und keinerlei Problem darstellt. Dieses Wissen hat man bei einem Jungpferd natürlich nicht, weshalb die verkaufspolitische Entscheidung zur Entfernung nachvollziehbar ist. Ein Gelenkchip fungiert eben nicht selten als Preisdrücker, auch wenn dies von Experten kritisch hinterfragt wird und es eine Vielzahl von Käufern gibt, welche die Qualität des Pferdes weit über das Vorhandensein des Gelenkchips stellen.“

Den kompletten Artikel finden Sie in der April-Ausgabe der Mein Pferd.

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