So finden Sie Ihr Traumpferd
Eile mit Weile“ oder „Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut“ – Sprüche, die jeder kennt, die aber häufig im Umgang mit dem Pferd nicht zum Tragen kommen. Hektik und überstürztes Handeln sind auch bei der Arbeit mit dem Pferd nicht von Erfolg gekrönt. Für Menschen, die sowieso ein wenig zur Hektik neigen, stellt das ruhige und gelassene Handeln bei bedachtem Vorgehen eine besondere Herausforderung dar. Auch ich kam kürzlich wieder zu dieser Erkenntnis. Ein Sattlertermin stand an, und ich war spät dran. Nachdem ich das Pferd noch schmutzig und nass von der Weide geholt hatte, wollte ich es in der Stallgasse fertig machen, sodass es zum Termin ordentlich geputzt parat steht. Leider kam es anders: In der Stallgasse wurden Handwerkerarbeiten durchgeführt, weshalb neben einem extrem lauten Summen auch noch die Funken sprühten. Nachdem mir meine Stute ganz deutlich zeigte, was sie davon hielt, nämlich gar nichts, „ging“ ich mit ihr in eine der Reithallen, um dem Geräusch zu entfliehen. Leider war auch das kein Ausweg aus der für sie stressigen Lage, denn das Geräusch war auch dort noch zu hören, weshalb sie mir fast über die Bande sprang. Ich entschied mich also dazu – in Anbetracht der Tatsache, dass wir nun nicht nur zu spät dran waren, also an Putzen nicht mehr zu denken war, sondern nur noch das Pferd beruhigt werden musste – in die andere Halle zu gehen, da man dort das fiese Geräusch aus der Stallgasse nicht mehr hörte. Mit verstörtem, dreckigem und nassem Pferd an der Hand wartete ich also auf den Sattler, wobei mir auffiel, dass ich selbst auch noch keine Reitkleidung trug. Als ich dann endlich im neuen Sattel saß, bekam ich die Quittung für meine Hektik: Mit einem kurzen Sprint verdeutlichte mir Jeanne Dark, dass auch sie mittlerweile völlig neben der Spur war. Der Einzige, der nicht genervt und hektisch zu sein schien, war der Sattler. Völlig tiefenentspannt und ruhig stand er in der Halle und sah uns zu: „Einfach reiten, nicht so viel denken“, sagte er überzeugend genug, dass ich mich wieder darauf besann, was ich dort eigentlich vorhatte. Viel ruhiger und dadurch scheinbar überzeugender, sodass auch die Stute einen Gang runterschaltete, probierte ich den Sattel in jeder Gangart aus. Da es sich um einen Springsattel handelte, musste dieser auch auf dem Außenplatz über Hindernissen getestet werden. Die Rapp-Stute verhält sich auf dem Springplatz allerdings so übereifrig und schwer zu händeln, dass ich spaßeshalber den Sattler fragte, ob er nicht eine Runde springen möchte. Kurz darauf sah ich meine Stute über dem ersten Sprung, dann über dem zweiten … Keine Spur von Hektik war bei Reiter oder Pferd zu sehen. Lag dies nun an dem Profi-Reiter, oder vielleicht doch daran, dass er einfach unglaublich ruhig und gelassen war? Ich denke, es war eine Mischung aus beidem. Jedoch bestätigte sich an diesem Tag wieder ganz klar, dass die Kraft – auch mit dem Pferd – in der Ruhe liegt.
Viel Spaß beim Lesen, und schalten Sie zwischendurch auch mal einen Gang runter!
Lara Wassermann
Leitende Redakteurin Mein Pferd
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