Neues Reitgefühl
Traversalen, fliegende Wechsel oder einen ordentlichen Mitteltrab durch die ganze Bahn zu zeigen stellt für die meisten Pferd-und-Reiter-Paare an meinem Stall kein Problem dar. Ein Dressurpferd ist schöner und talentierter als das andere, und auch tolle Springpferde wissen von sich zu überzeugen. Als ich also kürzlich von unserem nächsten „Thema des Monats“, der Bodenarbeit, berichtete, taten sich viele der Reiter etwas schwer damit. „Hmm, also ich weiß nicht, ob mir das nicht etwas zu alternativ ist…“, hörte ich immer mal wieder. „Das ist ja toll für Ponys, aber ich glaube, mein Pferd würde da nicht mitmachen“, sagte eine der Reiterinnen. Trotz der anfänglichen Zweifel fanden sich einige „Mutige“, die sich dem Thema mal mit professioneller Hilfe nähern wollten. Entgegen der sonstigen Vorgehensweise beim Fertigmachen des Pferdes standen einige von ihnen jetzt etwas ratlos in der Stallgasse. „Ein Knotenhalfter? Nee, so was habe ich nicht. Und so einen langen Strick sowieso nicht.“ Zum Glück hatte die Bodenarbeitstrainerin für solche Zwecke einiges an Equipment dabei. Schließlich hieß das Thema ja „Bodenarbeit für Anfänger“, und so war Expertin Sigrid Schöpe auch auf alles, was damit zu tun hatte, vorbereitet. Ohne Sattel und Trense und nur mit Halfter, Strick, Gerte und Handschuhen bewaffnet, ging es dann los zum Dressurplatz, der jetzt zum allerersten Mal für etwas anderes verwendet wurde. Neugierig und durchaus auch etwas tollpatschig beschäftigten sich Reiter und Pferde mit den neuen Herausforderungen. Auf einmal Stangen rückwärts überqueren, wo man doch seinen Reiter sonst nur vorwärts über einen Oxer überzeugen konnte? Das erschien dem S-Springpferd irgendwie suspekt, und dass es dafür auch noch gelobt wurde, erst recht. Sofort stehen bleiben, wenn der Reiter stehen bleibt, und auf jede seiner Bewegungen reagieren und vor dem langen Strick ausweichen war den Sportlern auch irgendwie nicht so ganz geläufig.
Doch trotz anfänglicher Schwierigkeiten lief es von Minute zu Minute, von Übung zu Übung besser. Nicht mehr die fehlende Kommunikation fiel auf, sondern das immer besser werdende Zusammenspiel von Pferd und Reiter. Völlig konzentriert und wach schienen die Pferde die ihnen gestellten Aufgaben bewältigen zu wollen. Keine Spur mehr von „Das sind doch Sportpferde!“ – diese Pferde verhielten sich wie jedes andere Pferd, das geistig gefördert werden möchte und durch positive Verstärkung sehr lernwillig ist und schnell begreift. In diesen Stunden schienen mir Reiter und Pferd ganz nah verbunden und mit sich und der Welt im Reinen zu sein.
Neben der Erschöpfung nach diesem Tag und vielen neuen Eindrücken blieb bei den Reitern und Zuschauern vor allem eines zurück: die Erkenntnis, dass ein Pferd immer ein Pferd bleibt, egal ob Donnerhall-Sohn, Florestan-Tochter oder ein Haflinger von der Alm.
Viel Spaß beim Probieren!
Lara Wassermann
Leitende Redakteurin Mein Pferd
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