Nase vor
Nötiges Beiwerk
Kommst du mit?“, frage ich beim Aufstehen von der Couch und schlüpfe schon in meine Jacke, die noch über dem Stuhl hängt. Nach einem ausgedehnten Strecken rappelt sich mein Freund auch auf und schlüpft in seine Birkenstocks, die zwar für den Spaziergang mit den Hunden geeignet waren, aber jetzt doch ziemlich unpassend wirken. Trotz meiner Bedenken lässt er sie aus „Bequemlichkeitsgründen“ an. Na ja, solange er kein Pferd führen muss, wird er schon klarkommen, und schließlich ist ja auch Sonntag, denke ich resigniert. Am Stall angekommen, starte ich direkt mit meiner Wochenendroutine. Da die Pferde abends in den Stall kommen, möchte ich die Zeit bis dahin nutzen und mich um die Box und das Futter kümmern. Also schnappe ich mir den Heusack und befülle diesen, während mein Freund neben mir steht und auf sein Handy schaut. Oh Mann … Ich glaube, hier kann ich heute keine große Hilfe erwarten. Während ich danach die Box miste, hat er zumindest schon das Futter hergetragen. Grinsend beobachte ich eine andere Einstallerin, die eine voll beladene Karre den Berg hochschiebt, während ihr Freund mit einer leeren Gießkanne daneben herläuft. Die Birkenstocks hätten vermutlich auch ihm für diesen Zweck gut gedient. Die heutige Stallhilfe habe wohl nicht nur ich mir etwas anders vorgestellt.
Als ich mein Pferd von der Wiese hole, kraule ich überschwänglich seinen Kopf, stecke ihm den obligatorischen Apfel ins Maul und betrachte den Schwarzbraunen mit seinem durch die Sonne immer heller werdenden Fell. „Wie niedlich er doch ist!“, sage ich mehr zu mir selbst und grinse den kauenden Wallach dabei blöd an. Als ich meinen Freund daraufhin, auf Zustimmung hoffend, anschaue, sieht er mich nur fragend an. Scheinbar empfinde nur ich so viel Glück in diesen kleinen Momenten des Alltags. Irgendwie schade, dass er diese Freude gar nicht teilen kann, denke ich. All die Unannehmlichkeiten, die der Stalltag so mit sich bringt, sind doch ein Klacks gegen das Glück, dass das Pferd einem schenkt. Aus diesem Grund geht das Meiste auch so easy von der Hand. Da unsere Männer diese Leidenschaft jedoch oft nicht teilen, empfinden sie das alles häufig einfach nur als nervig. Gerade will ich was dazu sagen, als mir einfällt, wie unheimlich „gerne“ ich auf dem Fußballplatz rumstehe. Vielleicht gar nicht mal sooo gerne … Das Einzige, das mich doch immer mal wieder vorbeischauen lässt, sind die doch wirklich sehr gute Currywurst und die Augen meines Partners, wenn er auf dem Spielfeld steht. Vielleicht ist also einfach nur wichtig, dass man für etwas brennt. Für was genau, das ist dann eigentlich zweitrangig. Entscheidend sind das Gefühl und die daraus resultierenden strahlenden Augen, die uns auch nach der Kindheit erhalten bleiben.
Viel Spaß beim Lesen der neuen Ausgabe!
Lara Wassermann
Leitende Redakteurin Mein Pferd
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Nase vor
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