Motivationsbooster

Alles auf Anfang

Hatten Sie das auch als kleines Kind? Dieses wohlige Gefühl, sicher und geborgen zu sein, wenn Sie in der Nähe von Pferden sind? Die Zeit verging dabei rasend schnell und die Stille in meinem Kopf ließ die Welt da draußen irgendwie verschwinden. Die alten Wände mit den Backsteinmauern, das aufgetürmte Stroh und Heu um mich herum und die Geräusche vermittelten mir Sicherheit. Ich war einfach ganz bei mir und meinem Pony. Vereint durch eine Sprache, die nur wir zu sprechen schienen.

Heute ist einer dieser grauen, regnerischen Tage, die man, ohne Tiere versorgen zu müssen, ganz sicher zuhause verbracht hätte. Lustlos ziehe ich mich warm und wetterfest an und fahre zum Stall. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit der letzten Monate ist es schon spät, als ich heute dort ankomme. Viele der Miteinstaller kommen mir mit dem Auto entgegen, während ich mit auf höchster Stufe laufendem Scheibenwischer an ihnen vorbeifahre. Draußen ist es schon lange dunkel und der Stall ist hell erleuchtet, als ich meinen Wallach an den Waschplätzen anbinde. Routiniert beginne ich, ihn zu putzen und jeder Strich mit der Bürste vertreibt meine Gedanken mehr. Ich höre das Streichen durch sein Fell, das Kauen der Pferde, die ihr Heu um mich herum fressen, ein Schnauben von einem Wallach und… sonst nichts. Ich höre nicht meine Sorgen, die in meinem Kopf umherschwirren und sich melden wollen, ich höre nicht, was ich noch dringend erledigen muss und ich höre keine anderen Einstaller, die sich unterhalten. Ich bin ganz bei mir und meinem Pferd, beschäftigt mit dieser subtilen Routine, die ich schon 25 Jahre kenne und die sonst nur die Vorbereitung auf etwas Wichtigeres ist, das Reiten, das in aller Regel der „Hauptakt“ ist. Heute gibt es für mich keine Abstufung, welche Arbeit ich nun gerne mache und welche nur nötiges Beiwerk ist. Ich bin einfach in diesem Moment an diesem Ort mit meinem Tier und mehr zählt nicht – ein Moment der Achtsamkeit und der Dankbarkeit für das, was dieser Abend uns zeigt: Die gemeinsame Sprache, die wir immer noch sprechen, wenn wir genauer hinhören, während um uns herum Stille ist.

Als ich den Stall verlasse, bin ich entspannt und fühle mich wie nach einem Kurzurlaub. Als hätte jemand für ein paar Stunden die Pausetaste für mein restliches Leben gedrückt. Ist es nicht genau der Grund, weshalb wir uns als Kind so sehr für Pferde und das Zusammensein begeistern konnten und was wir nie so ganz verloren haben? Man sollte nie ganz das Kind in sich verlieren und wahrscheinlich auch nicht die Achtsamkeit für den Moment.

Aber die Pausetaste ist immer noch da, Sie müssen nur lernen sie zu drücken.

Ich wünsche Ihnen viele Momente der Verbundenheit und viel Spaß beim Lesen!

Lara Wassermann

Leitende Redakteurin Mein Pferd

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