11/2016 Galopp, Marsch!

Was ist nur los auf dieser Welt? Da geraten Zivilisten versehentlich in eine Übung der Bundeswehr, fallen unversehens von einer Klippe oder machen auf der Autobahn ungeachtet des Verkehrs eine Vollbremsung. Scheinbar haben diese Vorfälle nichts gemeinsam. Oder doch? Da ist zum einen dieser seltsam suchende Blick, der sich auf etwas richtet, was man in der realen Welt doch nicht sieht. Und natürlich das Smartphone, fest umklammert, so als hielte man den heiligen Gral in den Händen. Beides zusammen ist des Rätsels Lösung: Pokemon Go, das Spiel, das weltweit Millionen Menschen auf die Straßen, in die Parks und in die Natur treibt. Und in so manchen Schlamassel, auf den man lieber verzichtet hätte. So war ein 30-Jähriger mit einem Joint zwischen den Lippen unterwegs und so in das Spiel vertieft, dass er die Polizeistreife vor sich zu spät bemerkte – Pech gehabt. Eigentlich müsste man angesichts solcher Geschichten lachen. Und das Spiel scheint ja auch einen Nutzen zu haben: Experten frohlocken, dass sich die Menschen endlich wieder mehr bewegen und vom Sofa runterkommen. Na großartig! Und noch einen positiven Aspekt soll das Ganze haben: „Wir brauchen jetzt mehr sinnlosen Spaß als je zuvor“, schrieb ein Journalist. Was er meint: Je unsicherer die Zeiten, desto mehr hirnlosen Zeitvertreib sollten wir uns gönnen. Wirklich? Es ließe sich jetzt trefflich darüber diskutieren, ob nicht gerade zu viel Sinnlosigkeit die Welt in den Zustand gebracht hat, in dem sie sich jetzt befindet. Aber das würde mehrere Hefte füllen. Um es kurz zu machen: Ich habe nichts gegen Ablenkung und Zerstreuung. Wogegen ich aber sehr wohl etwas habe: Wenn plötzlich im Pferdestall nach irgendwelchen virtuellen Gestalten gesucht wird. Denn Pferde sind Realität pur. Sie erfordern unsere ganzeAufmerksamkeit. Pferde sind immer im Hier und Jetzt. Das sollte auch sein, wer mit ihnen umgeht, egal ob am Boden oder im Sattel. Pokemon Go oder andere Spiele dieser Art haben im Stall nichts zu suchen.

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