Text: Aline Müller Foto: Anna Auerbach/Kosmos
Treten Sie in einen wertfreien Dialog mit Ihrem Pferd und schaffen Sie eine völlig neue Basis für eine gute Kommunikation. Mit der HarmoniLogie-Methode von Anne Krüger-Degener lernen Sie, die körpersprachlichen Signale richtig zu lesen und Missverständnisse zu vermeiden, damit Ihr Pferd motiviert ist und die gewünschten Reaktionen beim Training zeigt
Jeder ist seines Glückes Schmied, und wir tragen Verantwortung dafür, dass es unseren Pferden gutgeht und dass sie glücklich sind. Unsere Vierbeiner wollen uns verstehen, sie sind bemüht, alles richtig zu machen, ihren Menschen zu gefallen, und auch sie brauchen Anerkennung und Lob. Wenn Pferde uns die Emotionen und die Liebe widerspiegeln, die wir ihnen entgegenbringen, ist das ein unbeschreibliches Gefühl und eine starke Grundlage für die gemeinsame Arbeit. Dabei ist Kommunikation alles. Doch die Menschen und Tiere kommunizieren auf unterschiedliche Art und Weise.
Räumliches Kommunizieren
„Wir Menschen haben die Sprache, Worte als Synonyme. Ein verschlüsseltes System, das wie eine Geheimsprache auf die Tiere wirken muss“, gibt Anne Krüger-Degener zu bedenken. Die von ihr entwickelte HarmoniLogie-Methode ist ein einzigartiges Konzept zum vertrauensvollen Umgang mit Pferden. Als Autorin des Buches „Glücksschmiede für Pferde“ zeigt sie, wie Kommunikation gelingt. Beobachten Sie in verschiedenen Situationen, wie Sie selbst kommunizieren. Als Menschen sind wir in der Lage, Dinge, Emotionen und Eindrücke zu beschreiben. Wir können sogar Eigenschaften, Farben, Töne oder Träume beschreiben. Pferde können das nicht. Sie kommunizieren überwiegend räumlich. „Das bedeutet, dass sie Raum und Zeit exakt bedienen können“, erklärt unsere Expertin. „Sie wissen genau, wie viel Abstand sie zu einem anderen Pferd halten müssen, wann es klug ist, den Kopf zu senken oder die Schulter zu präsentieren, was Abkauen oder Platz machen bedeutet.“
Unsere Vierbeiner haben also stets einen guten Überblick über den Raum, der ihnen zur Verfügung steht, was vielen Menschen meistens eher schwer fällt. Lange bevor wir eine Bewegung ausführen, erkennt unser Pferd schon unsere Bewegungsabsicht. Es ist uns sozusagen mehr als einen Schritt voraus, denn so kann es in Sekundenschnelle den Fluchtweg und die Laufgeschwindigkeit bestimmen oder die Möglichkeit der offensiven Verteidigung in Betracht ziehen. Menschen sind Meister im Diskutieren und können ewig um eine Sache herumreden. Pferde benutzen keine Worte und erst recht keine Synonyme. Das kann zu erheblichen Missverständnissen führen.
Sinnvoll und fair
Nur wenn wir uns auf den Sprachgebrauch des Pferdes einlassen, können wir lernen, mit ihm zu kommunizieren und zu einem Team zusammenzuwachsen. Unabhängig vom Alter oder Ausbildungsstand des Pferdes sind die Naturgesetze der Sprache immer gleich. Wenn Sie selbst zum Glücksschmied werden, lernen Sie also, die Kommunikationswege anzuwenden, eindeutig zu sein und das Ausdrucksverhalten Ihres Pferdes einzuordnen. „Dann ergibt Kommunikation Sinn und führt über den fairen Austausch an Informationen in manifeste Lösungen und tiefes Vertrauen“, betont Anne Krüger-Degener. Wiederum führt vor allem unzureichendes Zuhören zu den häufigsten und größten Problemen in den Partnerschaften zwischen Mensch und Pferd. „Lesen bedeutet beobachten mit allen Sinnen, alle Signale wertfrei aufnehmen und offen sein für die Antworten der Tiere. Lesen bedeutet, das Ausdrucksverhalten des ganzen Pferdes zu erfassen, ohne es zu bewerten oder mit der eigenen Wirklichkeit zu füllen“, so unsere Expertin. Dabei definiert
sich gutes Lesen nicht über Geschwindigkeit, sondern über Gründlichkeit. Bleiben Sie ruhig, achtsam und gehen Sie sorgfältig vor. Ein gewisser Abstand ist wichtig, Stellen Sie sich vor, Sie sitzen mit Freunden in einem Restaurant: Es wird Ihnen leichter fallen, die vorbeigehenden Menschen oder ein Paar an einem anderen Tisch zu beobachten als Ihre Freunde. Pferde lesen ist eine großartige Beschäftigung und wie das Lernen einer Fremdsprache. Bei dieser Sprache gehe es laut Anne Krüger-Degener um mehr Raum, um Dominanzen, um Zuneigung, um Spur und Sicherheit. Es gehe um Überlebensprinzipien und klare Grenzen, auch innere Grenzen. „Ein Pferd redet niemals an einer Sache vorbei. Es sagt seine Meinung, es be- schreibt seinen Zustand, ohne sich darüber Gedanken zu machen, was es damit auslösen oder auch anrichten kann. Ein Pferd ist immer bei sich. Und es kommuniziert ausschließlich mit den Möglichkeiten, die ein Pferd hat. Es spricht unverblümt nur eine Sprache und ist bewundernswert ehrlich dabei“, sagt unsere Expertin.
Den gesamten Artikel finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.