Text: Nora Dickmann Foto: www.Slawik.com
Ohne Muskulatur geht nichts. Das kennen wir von uns selbst. Doch wer sein Pferd lange leistungsbereit und gesund erhalten möchte, sollte sich mit dem Muskelaufbau auseinandersetzen. So werden Sie zum persönlichen Fitness-Coach für Ihr Pferd!
Heutzutage kennt man Pferde vor allem als Reit- und Lastentiere. Aber das sind sie von Natur aus gar nicht. Um das Gewicht des Reiters tragen zu können, müssen komplexe Abläufe im Pferdekörper ablaufen. Kraft, die vor allem benötigt wird, kann durch Training aufgebaut werden. Muskelketten, die der Dreh- und Angelpunkt dieser komplexen Abläufe sind und für die Umformung des Pferdes in ein Reitpferd zuständig sind, drücken das Pferd gegen die Schwerkraft nach oben und vorne vom Boden. Es wird also ein Steuerungs- und Federungssystem erarbeitet. Nichts anderes ist Bewegung. Um aber zu verstehen, wie das alles funktioniert und wie dies trainiert werden kann, sollte ein Blick auf den Muskelaufbau- und mechanismus geworfen werden. Es bringt nichts, nur einzelne Muskelgruppen zu stärken und die anderen zu vernachlässigen. Ein Pferd kann nur in Funktionsketten trainiert werden, die Muskeln müssen in ihrem Gesamtzusammenhang gekräftigt werden. Denn: Wenn die Glieder der Muskelfunktionskette nicht gleich stark sind, wird das schwächste Glied der Kette überlastet. Im schlimmsten Fall kann es zu Muskelverkrampfungen und langfristig auch zu Überlastungssymptomen kommen. Diese sind beim Pferd aufgrund seiner Konstruktion als Vierbeiner besonders fatal. Natürlich fallen einigen Pferden, je nach Exterieur, einige Übungen leichter als anderen. So ist beispielsweise ein Quarter Horse mit einer ganz anderen Hinterhand ausgestattet als ein Araber. Das bedeutet nicht, dass ein Pferd besser oder schlechter als das andere ist, es bedeutet nur, dass Möglichkeiten und Grenzen individuell betrachtet werden müssen.
Dorsale und ventrale Muskelketten
Bewegungen müssen koordiniert werden. Daher arbeiten die Muskeln in Gruppen und Ketten zusammen. So können Muskeln zielgerichtete Bewegungen ausführen.
Die ventrale Muskelkette besteht aus den unteren Halsmuskeln, den Bauchmuskeln und den vorderen Oberschenkelmuskeln. Diese Muskeln dienen als Beugemuskeln des Halses, des Rumpfes und der Hüfte. Die ventrale Muskelkette sorgt außerdem dafür, dass die Hinterhand untertreten und das Pferd den Hals senken kann. Aus diesem Grund spielt diese Muskelkette auch beim Fitnesstraining des Vierbeiners eine so wichtige Rolle.
Die dorsale Muskelkette befindet sich über den Wirbeln. Neben der Muskulatur des oberen Halsabschnittes gehören auch die Rückenmuskulatur, die Muskulatur der Kruppe und die Oberschenkelmuskulatur dazu. Diese Muskeln sind Streckmuskeln der Hüfte und des Rumpfes und ermöglichen das Anheben des Halses und das Rückwärtsrichten der Vorderhand.
Faszien nicht vergessen!
Sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin erhält das Thema „Faszien“ eine immer bedeutendere Rolle. Die Faszien sind sozusagen allgegenwärtig. Sie umhüllen Muskeln, Organe und andere Strukturen im Körper und grenzen diese voneinander ab. Gleichzeitig verbinden sie alles wie eine Art Spinnennetz und fungieren als Stoßdämpfer. Deswegen hat es auch oberste Priorität, die Faszien elastisch zu halten. Um auch eine Übersäuerung zu vermeiden, werden meist nur bedarfsgerechte Kraftfuttermengen empfohlen, und von Silage wird abgeraten. Reine Boxenhaltung ist natürlich tabu, damit sich das Tier artgerecht und viel frei bewegen kann. Sind die Faszien verklebt – beispielsweise durch falsch sitzendes Equipment – kann sich das auf den ganzen Körper auswirken. Auch benötigen Faszien mit zunehmendem Alter des Tieres länger, um sich aufzuwärmen.
Den gesamten Artikel finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.