Text: Inga Dora Schwarzer Foto: www.Slawik.com
Warum kann ein Pferd abrupt bremsen und blitzschnell wenden? Wie beeinflusst das Reitergewicht die Vorhand? Und was bedeutet es, wenn es sich aktiv tragen soll? Alle diese Fragen und noch mehr Interessantes über die Vorhand erläutert Pferdephysiotherapeutin und -osteopathin Diana Landskron
Exterieur: „Betrachten Sie die Höhe des Buggelenks im Vergleich zur Höhe des Hüftgelenks. Überbaute Pferde weisen hier eine deutlichere Abwärtslinie von hinten nach vorne auf“, erklärt Diana Landskron. Auch ein tief angesetzter Hals oder eine steile Schulter können es dem Pferd im Training von Natur aus schwerer machen, sich im Rumpf anzuheben.
Schiefhaltungen: „Aufgrund ihrer erhöhten Flexibilität neigt die Vorhand schnell zu einseitiger Überlastung und Schiefstellung“, warnt die Expertin. Schonhaltungen durch Verletzungen oder Erkrankungen, die vor allem in einer Entwicklungsphase stattfanden, bewirken eine Schiefhaltung im Körper, zählt die Pferdeosteopathin auf. „Bei einer ungleichen Kraftentwicklung der Hinterhand, die bei fast jedem jungen Pferd und oft noch stärker bei Beckenschiefständen vorhanden ist, wird die Bewegung aus der Hinterhand schief nach vorne in den Rumpf hineingegeben. So wird eine Seite automatisch tiefer getragen“, sagt sie.
Hufstellung: Hat das Pferd ungleiche Hufe (z.B. einer flach und breit, der andere steil) oder in sich schiefe Hufe, beeinträchtigt dieser Umstand die Vorhand. „Die Hufstellung kann unter an- derem Ursache einer Schiefstellung im Brustkorb oder im Schultergürtel sein, die zu einer muskulären Dysbalance führt“, so Landskron. Hier kommt aber die Henne-Ei-Frage ins Spiel. Was war zuerst da? „Wenn eine Seite des Pferdes mehr belastet wird als die andere, dann entwickelt sich auch die Hufform unterschiedlich“, ergänzt sie.
Sattel: Eine gute Sattelpassform ist für die Funktion des Rumpftrageapparates essenziell. „Einseitigem oder beidseitigem Druck von oben wird das Pferd versuchen auszuweichen, in dem es den Rücken nach unten wegdrückt. Das kann ebenfalls bei baumlosen Sätteln passieren“, so Landskron. Eine optimale Passform sei allerdings ein Meisterwerk. „Die Sattellage des Pferdes ändert sich nicht nur durch Training und Muskulatur mehrmals pro Jahr, sondern allein durch die Körperhaltung täglich. Je nach Länge der Stehzeiten in der Box oder auf dem Paddock und auch nach Fressmenge verändert sich die Position des Rumpfes der Schwerkraft folgend. Eine regelmäßige Sattelkontrolle durch einen versierten Sattler ist daher unabdingbar“, rät sie.
Reitersitz: Wie sitzt der Reiter? Passt der Sattel zum Körperbau des Reiters oder wird er in den Stuhlsitz gesetzt? Schiebt es ihn in der Trabbewegung nach hinten heraus auf den Sattelkranz, weil sein Hüftgelenk durch die Pauschen zu weit gestreckt wird? „All das und noch viel mehr beeinflusst das gleichmäßige Durchschwingen von der Hinterhand bis in den Rumpftrageapparat“, weiß die Expertin.
Trainingsverhalten: Wie oft trainiert der Reiter auf welcher Hand? Und welche Lektionen macht er auf der linken, welche auf der rechten Hand? „Das, was das Pferd leicht ausführt, gibt dem Reiter ein schönes Gefühl. Dadurch wiederholt er es häufiger und trainiert oft unbewusst einseitig“, sagt Landskron. Aber auch durch eine reiterliche Schiefe oder eine falsche Einwirkung des Zügels können Schiefhaltungen und Probleme in der Vorhand erzeugt oder verstärkt werden, gibt sie zu bedenken.
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