Ursachenforschung

Wenn Sie wissen wollen, warum Ihr Pferd auf die Vorhand fällt oder unter dem Reiter wegeilt, sollten Sie stets das Gesamtbild betrachten und sich Zeit bei der Suche ­lassen. Mögliche Ursachen können sein:

 

▶ Das Pferd hat Schwierigkeiten, sich auszubalancieren

▶ Das Pferd ist noch sehr jung oder im Wachstum

▶ Das Pferd ist noch nicht gerade gerichtet

▶ Das Pferd hat schlechte Erfahrungen gemacht, und es mangelt am Vertrauen zum Reiter

▶ Gebäudeprobleme

▶ Das Pferd nimmt das Gebiss nicht an

▶ Die Ausrüstung passt nicht

▶ Das Pferd ist aufgeregt oder hat Angst

▶ Die reiterlichen Anforderungen sind zu hoch

▶ Das Pferd ist in bestimmten Lektionen unsicher

▶ Das Pferd hat gesundheitliche Probleme, beispielsweise Schmerzen

▶ Das Pferd ist verspannt

▶ Mangelnde Losgelassenheit

▶ Reiterfehler (Sitz, Hilfengebung, eigene Anspannung)

 

Vorhandlastig?

Diese 10 Tipps können helfen

1 | Suchen Sie sich Hilfe: Bei der Ursachenforschung kann neben einem guten Trainer auch die Meinung eines Tierarztes, eines Osteopathen oder eines Physiotherapeuten für Pferde helfen.

2 | Ursache und Training: Der Trainingsplan sollte immer individuell auf das Pferd abgestimmt werden. Je nach Ursache der Vorhandlastigkeit und Verfassung des Pferdes variieren auch die Übungen und Erholungsphasen.

3 | Trainieren Sie mit System: Ein Trainingsplan hilft Ihnen dabei, Ihr Pferd nicht zu überfordern und behutsam den richtigen Weg einzuschlagen.

4 | Führen Sie Tagebuch: Zusätzlich können Sie in einem Trainingstagebuch festhalten, wie Sie die jeweiligen Trainingseinheiten empfunden haben, welche Probleme auftreten und welche Erfolge sich einstellen.

5 | Veränderungen brauchen Zeit: ­Balance, Kraft, Losgelassenheit – diese Ziele lassen sich nicht von heute auf morgen erreichen. Kleine Schritte führen auf lange Sicht schneller zum gewünschten Erfolg.

6 | Am Boden beginnen: Vielen vorhandlastigen Pferden fällt es zunächst leichter, sich ohne Reitergewicht in Balance zu bewegen. Am Boden oder an der Longe können Sie durch gezieltes Training die Losgelassenheit fördern und Muskulatur aufbauen.

7 | Unterschätzte Gangart: Schrittarbeit kann ein Schlüssel für die Korrektur der Vorhandlastigkeit sein. Hier fällt es dem Pferd leichter, sich auszubalancieren und die korrekte Biegung zu erlernen.

8 | Seitwärts unterwegs: Seitengänge haben einen hohen gymnastizierenden Effekt und helfen sowohl dabei, die Losgelassenheit zu fördern, als auch das Pferd zu stärken und die Balance zu verbessern.

9 | Auch mal verzichten: Pferde, die auf die Vorhand fallen oder davoneilen, sind oft mit bestimmten Übungen überfordert. Stellen Sie diese zunächst zurück und arbeiten Sie an den Grundlagen.

10 | Motivieren Sie Ihr Pferd: Lob ist während des Trainings genauso wichtig wie Erholungsphasen. Sorgen Sie zudem für ein Umfeld, in dem das Pferd mit Freude lernen

 

 

Die Vorhand beim Springen

 

Viele Reiter denken, dass die Hinterhand beim Springen die meiste Arbeit verrichtet, und schenken der von Natur aus schwächeren Vorhand weniger Aufmerksamkeit. Doch die dressurmäßige Arbeit und die Korrektur der Vorhandlastigkeit ist für Springpferde wichtig.

Schon in der ersten Phase des Sprung­ablaufs wird die Aufgabe der Vorhand deutlich: Der Ablauf beginnt mit der Stützbeinphase des rechten oder linken Vorderbeins, während sich die Hinterbeine in der Luft befinden. Durch das folgende Heben der Vorhand bringt das Pferd seine Körperlängsachse in Richtung der Senkrechten. So bestimmt es den Absprungswinkel und zum größten Teil auch die Sprunghöhe. Je höher der Sprung ist, desto höher muss das Pferd die Vorhand anheben und zwar ohne Hilfe der Hinterhand. In dieser Phase wird der Widerrist sozusagen durch die muskuläre Feder des Schultergürtels zwischen den Vorderbeinen nach oben katapultiert.

In der Landungsphase muss die Vorhand zum Abfedern der Bewegung nahezu die doppelte Leistung erbringen wie die Hinterhand für den Absprung. Die Schultergürtelmuskulatur muss die Bewegungsenergie abfangen und wieder in Vorwärtsenergie umwandeln. Bei einem untrainierten oder falsch trainierten Pferd muss die Arbeit vom passiven Sehnen- und Bindegewebe geleistet werden. Überlastungsreaktionen sind vorprogrammiert.

Bei Pferden, die auf die Vorhand fallen, sollte zunächst die Dressurarbeit im ­Vordergrund stehen, um eine Basis für das Springtraining zu schaffen und das Pferd lange gesund zu erhalten.

 

Text: Aline Müller

Bild: slawik.com

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