Ein Grundprinzip bei dem Erarbeiten von Lektionen muss man immer im Hinterkopf haben: Zunächst sollte man sich sinnvolle Schritte überlegen, wie eine Lektion Stück für Stück entwickelt wird – wer sofort eine ganze Diagonale starken Trab reiten will, wie es später in Dressuraufgaben verlangt wird, hat die Reitlehre und die Gymnastizierungsprinzipien, nach denen Pferde ausgebildet werden, nicht verstanden!
Die drei Schlüsselbegriffe für einen sinnvollen Aufbau aller Lektionen lauten: entwickeln, steigern und durchhalten – in der Sporttheorie nutzt man dazu die drei Wörter lernen, üben und trainieren. Wählen Sie zu Beginn immer kurze „Strecken“ (ca. 20 Meter), und Linien, bei denen das Pferd es am Ende der Linie leicht hat, sich zurückführen zu lassen; zum Beispiel die zweite Hälfte der langen Seite bis zur Ecke, die Diagonale ab X, die offene Zirkelseite, wobei Sie zur geschlossenen Zirkelseite wieder aufnehmen, oder die kurze Seite als Ganzes. Im zweiten Schritt wechseln Sie die Linien und steigern die Anforderungen des Aufnehmens allmählich oder durch eine Hilfslinie. Beispiel: erste Hälfte der langen Seite zulegen, beim Aufnehmen eine Zehn-Meter-Volte zur Hilfe nehmen. Weiteres Beispiel: die erste Hälfte der Diagonale zulegen, hier eventuell durch Hütchen markieren, bis wohin man verstärkt und in welche Richtung eine Volte geritten werden könnte. Volten sind generell sehr hilfreich, damit das Aufnehmen fließender abläuft. In engen gebogenen Linien wie der Volte kommen Pferde leichter wieder zurück. Und die Volten helfen dem Reiter, dass er das Nachgeben am Ende des Tempo-Aufnehmens nicht vergisst.
Extra-Tipp: In die Ecke verstärken! Runden Sie am Ende der langen Seite die Ecke etwas ab und legen Sie zu. Das fördert das Gehorsam des Pferdes und die Sensibilität auf treibende und verhaltende Hilfen.
Geraderichten für gute Verstärkung
Damit Trab- und Galoppverstärkungen gut gelingen, benötigt das Pferd ein Mindestmaß an Geraderichtung und Balance – sonst wird es der höheren Last ausweichen, die es mit den Hinterbeinen aufnehmen muss durch das vermehrte Vorschwingen. Ein typisches „Ausweichmanöver“ im Trab ist das Breitwerden der Hinterbeine – das Pferd tritt außen an den Spuren der Vorderhufe vorbei. Typisch im Galopp ist das Ausweichen des am weitesten vorfußenden inneren Hinterbeins (siehe auch Foto rechts). Merke: In der Verstärkung selbst lassen sich diese Probleme niemals lösen, sondern nur durch Verbesserung der Balance! Eine gute Übung ist der Wechsel zwischen Schenkelweichen und Verstärkung oder bei weiter ausgebildeten Pferden Schultervor/Schulterherein und Verstärkung.
So geht’s: Reiten Sie von der Viertellinie aus im Trab Schenkelweichen bis zum Hufschlag eine Pferdelänge geradeaus, und legen Sie daraus ein paar Tritte zu. Wiederholen Sie dies mehrmals auf beiden Händen. Eine weitere Trab-Variante: Reiten Sie zu Beginn der langen Seite Schultervor, ca. drei bis vier Pferdelängen, dann richten Sie das Pferd gerade und legen zu. Diese Übung ist auch für die Galopparbeit sehr wertvoll. So lernt das Pferd, auf zwei Hufschlaglinien zu galoppieren statt mit dem inneren, am weitesten vorfußenden Hinterbein der Last auszuweichen und auf drei Hufschlaglinie zu gehen.
Text: Kerstin Niemann Foto: www.Slawik.com