Text: Kerstin Niemann     Foto: Caroline Diederich

Es ist mittlerweile ein gängiges Bild in vielen Dressurprüfungen: der zu weit zurückgelehnte Oberkörper. „Liege-Schiebesitz“ wird er treffenderweise genannt. Er hat massive Auswirkungen auf die Gesundheit von Pferd und Reiter. Was im Körper abläuft und wie man wieder lernt, im Lot zu sitzen, haben Experten für Sie zusammengefasst

Ist die fehlerhafte Sitzhaltung erst einmal eingenommen, wird es zunehmend schwieriger, sie langfristig und nachhaltig zu verändern. Aus der Sportwissenschaft weiß man, dass etwa tausend Wiederholungen einer Bewegung erfolgen müssen, damit das Gehirn eine Bewegung abspeichert – und der Reiter damit das Gefühl hat: So ist es richtig, so fühlt es sich gut an. „Es dauert also nicht lange, bis sich der Reiter nur beim Liege-Schiebe-Sitz wohlfühlt. Will man das verändern, fühlt sich der Reiter zunächst instabil und wackelig – damit sinkt natürlich beim Training auch die Bereitschaft, den Sitz nachhaltig zu verändern“, sagt

Katrin Eschenhorst. Dies bestätigt auch Ludger Schulze-Niehues, der im westfälischen Freckenhorst einen großen Ferien- und Lehrgangsbetrieb mit hunderten Gästen jährlich leitet. „Ich stelle in den Trainingseinheiten häufig fest, dass den Reitschülern das richtige Verständnis von Sitz und Einwirkung fehlt. Weiterhin kann ich beobachten, dass für die Ausbildung flächendeckend nicht genügend geeignete Lehrpferde zur Verfügung stehen. Auch hat sich leider eine Tendenz entwickelt, dass sich schon Einsteiger gern schnell spezialisieren wollen auf eine bestimmte Sparte wie die Dressur oder das Springen. Diese Einseitigkeit in der reiterlichen Grundausbildung fördert ganz generell Sitzprobleme, zu denen auch der Liege-Schiebesitz zählt.“ Nach Meinung von Schulze-Niehues kommt hinzu, dass in der Grundausbildung des Reiters nicht immer ausreichend Wert auf einen ausbalancierten und unabhängigen Sitz gelegt werde. „Ich halte es für wesentlich, jeden Reiter, egal ob er Einsteiger oder weit fortgeschritten ist, immer wieder mit allen uns bekannten Sitzformen zu konfrontieren. Hier ist im Training noch Luft nach oben!“

Raus aus eingefahrenen Bewegungsmustern – so lernen Sie, wieder im Lot zu sitzen

Tipp 1

Mehr Sitzvariationen einbeziehen für ein besseres Körpergefühl

Tipp 2

Möglichst viele verschiedene Pferde reiten

Tipp 3

Durch Videoaufnahmen die eigene Wahrnehmung verbessern

Tipp 4

Bewusst das Becken vor- und zurückkippen

Tipp 5

Übungen zur Verbesserung der eigenen Balance – z. B. einhändig reiten oder freihändig an der Longe

Tipp 6

Einsatz von Franklin-Bällen: Rolle für mehr Bewegung in der Mittelpositur; kleine Bälle zwischen Adduktoren und Sattel für weniger Klemmen

Tipp 7

Neue innere Bilder entwickeln – nicht „schwerer einsitzen“, sondern „absacken ins Pferd“, „das Gewicht /die Beine rechts und links am Pferd vorbeifließen lassen“, „den Brustkorb an einem Sei hochzuziehen“

Mehr Tipps und Informationen finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe. 

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