Text: Aline Müller      Foto: www.Slawik.com

Wir sind nicht nur über den Körper mit unserem Pferd im Kontakt, sondern auch über unsere Gedanken. Auch Sie können diese besondere mentale Verbindung mit Ihrem Pferd erreichen und erleben, wie sich Ihr Pferd Ihnen körperlich und geistig öffnet

Kopf hoch!

Viele Reiter neigen dazu, ihren Blick auf den Hals beziehungsweise den Kopf des Pferdes zu richten und dabei nicht mehr geradeaus zu schauen. Bei dieser Übung geht es darum, die Reitstunde korrekt anzufangen, um später weniger korrigieren zu müssen:

  • Zu Beginn der Trainingseinheit reiten Sie eine Runde ganze Bahn, ohne ein einziges Mal nach unten zu blicken.
  • Wenn Ihr Blick doch nach unten geht, fangen Sie von vorne an.
  • Wechseln Sie die Hand und führen Sie die Übung noch einmal genauso aus.

Vom Kopf in die Realität

„Geistige Übung kann genauso effektiv sein wie körperliche Übung“, betont Beth Baumert. Lerntheoretische Studien haben ergeben, dass es genauso effektiv ist, im Kopf zu reiten wie in echt im Sattel zu sitzen.

  • Stellen Sie sich beim geistigen Üben immer einen fehlerfreien Ritt vor, auch wenn Perfektion im echten Leben nicht leicht zu erreichen ist.
  • Malen Sie sich den Ritt genau aus und genießen Sie die perfekte Übungseinheit in vollen Zügen.
  • Denken Sie daran, dass Ihre Fantasie keine Grenzen kennt. Trauen Sie sich und Ihrem Pferd etwas zu.
  • Sie müssen sich keine komplette Trainingseinheit vorstellen. Beginnen Sie damit, sich einzelne Elemente vorzunehmen.
  • Das kann ein schwungvoller Arbeitstrab sein, den Sie ohne Probleme aussitzen können und bei dem Sie die Verbindung zu Ihrem Pferd über Ihr Becken spüren.
  • Oder aber das Überwinden eines Steilsprungs in korrekter Haltung und in einem passenden Tempo.
  • Stellen Sie sich nicht nur einzelne Lektionen vor, sondern imaginieren Sie auch, wie Sie Ihr Pferd loben und wie zufrieden Sie sind.
  • Durch das gute Üben im Kopf werden Sie auch in der Realität besser reiten.

Planen und Spüren

Am Beispiel eines Galoppübergangs zeigen wir Ihnen, wie das logische Denkvermögen hilft, die Übung zu planen, und welche Rolle dabei aber auch das Spüren spielt, um die Lektion zu perfektionieren.

  • Zunächst machen Sie sich bewusst, wie die Übung aussehen soll, die Sie reiten möchten. Sie planen also den Ablauf. Sie reiten auf der linken Hand und wenden im Trab auf die Viertellinie ab. Dann lassen Sie den linken Schenkel weichen. Ihr Pferd bewegt sich also in Richtung Bande. Sobald Sie diese erreicht haben, galoppieren Sie an.
  • Im Kopf planen Sie die einzelnen Übungsschritte – vom Abwenden auf die Viertellinie bis zum Angaloppieren.
  • Dabei machen Sie sich auch den Nutzen der einzelnen Schritte klar. So soll das flache Schenkelweichen die Anlehnung verbessern und die Hinterbeine des Pferdes in eine gute Position für den Galoppübergang bringen.
  • Zum bewussten Denken gehört auch zu wissen, wo die Beine Ihres Pferdes sind, und die diagonale Fußfolge des Trabs zu verstehen.
  • Die korrekte Linienführung müssen Sie klar im Kopf haben, damit Ihr Pferd sein Gleichgewicht behält.
  • Andererseits ist es auch wichtig, Informationen über den Gemütszustand des Pferdes zu haben. Ist es womöglich ange- spannt und nervös, oder fühlt es sich wohl? Kennt es die Übung, und möchte es den Übergang womöglich vorwegnehmen?
  • DamitalledieseInformationenabrufbarsind,müssensiebereits aus dem Bewusstsein in Ihr Unterbewusstsein gesickert sein. Nur so ist Ihr Kopf frei, um Ihr Pferd wirklich voll und ganz zu spüren.
  • Beim tatsächlichen Reiten der Übung geht es dann um Gespür und Gefühl – also darum, nicht zu denken und im Hier und Jetzt zu sein. Es ist wie eine Art dynamische Meditation mit dem Pferd.
  • Sie spüren den Zweitakt des Trabes und schwingen locker mit positiver Körperspannung mit. Dabei fällt es Ihnen leicht, den Bewegungen Ihres Pferdes zu folgen. Sie befinden sich beide im Gleichgewicht.
  • Den richtigen Moment zum Angaloppieren erspüren Sie. Der neuen Gangart passen Sie sich dann ebenso ohne nachzudenken an.
  • Was einfach klingt, ist ein Prozess. Lassen Sie sich Zeit und geben Sie sich den Raum, ins Spüren zu kommen.
  • NachderÜbungwerdenSiewahrscheinlichdarüber reflektieren: War die Ausführung gut? Braucht mein Pferd eine Pause? Es ist völlig in Ordnung, dass Sie jetzt wieder Zugang zu Ihren Gedanken haben.

Weitere Übungen finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.

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