Text: Aline Müller           Foto: www.slawik.com

Sie werden jeden Tag geritten, und dennoch wird ihnen oft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt: Korrekte Übergänge sind ein wichtiger Prüfstein auf dem gesamten Ausbildungsweg und tragen maßgeblich zur Losgelassenheit des Pferdes bei. Was dabei zu beachten ist, erklärt Ruth Giffels.

In der Kommunikation mit dem Pferd können Bruchteile von Sekunden entscheidend sein. Gute, geschmeidige Übergänge gelingen nur mit der entsprechenden Vorarbeit und der korrekten Hilfengebung im richtigen Moment. Im Wechsel zwischen den Gangarten zeigt sich, wie gut Reiter und Pferd aufeinander abgestimmt sind. Ist die Hinterhand aktiv genug? Schwingt der Rücken locker mit, und bewegt sich das Pferd ausbalanciert unter dem Sattel? Auch der Sitz des Reiters spielt eine entscheidende Rolle. Paraden auf den Punkt gelingen nur, wenn die Feinabstimmung stimmt. Ist dies nicht der Fall, dann sind die Anzeichen meist unübersehbar: Das Pferd hebt sich raus oder rollt sich ein, drückt den Rücken weg, kann die Balance nicht mehr halten und fällt auf die Vorhand. Die negative Spannung wirkt sich auf die Losgelassenheit und die Durchlässigkeit des Pferdes aus. „Übergänge sind das Salz in der Suppe, sozusagen der Prüfstein für korrekte Reiterei – und zwar die gesamte Ausbildungsskala rauf und runter“, betont die Ausbilderin Ruth Giffels.

Geduld und Konzentration

Übergänge können innerhalb einer oder von einer Gangart zur nächsten erfolgen. Betrachten wir als Beispiel den Übergang vom Trab zum Schritt: In der Vorbereitung ist der Reiter in der Lage, den letzten Trabtritt aufzunehmen. Das Pferd nimmt die halben Paraden willig an, und der Reiter kann mühelos in den Schritt hineinreiten. Der erste Schritt ist sofort geregelt, mühelos und fließt durch den gesamten Körper des Pferdes, das sich vertrauensvoll an die Hand des Reiters dehnt. Dieser kann die Nickbewegung zulassen. Das Pferd bleibt aufmerksam, behält seine Haltung bei und reagiert im Anschluss prompt auf weitere treibende Hilfen. Bei allen Übergängen sind Geduld und Konzentration gefragt. Der Reiter muss in der Lage sein, die entsprechenden Hilfen korrekt zu geben, und das Pferd muss bereit sein, diese anzunehmen. Werfen wir zunächst einen Blick auf den Reiter: Eine feine Hilfengebung ist nur aus einem korrekten Sitz heraus möglich. Dabei ist das Becken des Reiters als Bewegungszentrum ein wahrer oder Sitzfehler kann es schnell zu Blockaden kommen. Konzentrieren Sie sich beim nächsten Training nicht nur auf die Reaktionen des Pferdes, sondern achten Sie auch bewusst auf die eigene Spannung. Wenn das Becken blockiert, können die Bewegungen des Pferdes nicht mehr durch den Körper fließen. Infolgedessen geht die feine Verbindung zum Pferdemaul verloren.

Timing und Gespür

„Bei allen Hilfen ist es wichtig, ein Gespür für den idealen Moment zu entwickeln“, sagt Ruth Giffels. Allerdings fällt es vielen Reitern nicht leicht loszulassen, wenn sie hoch konzentriert sind. Bevor Sie den richtigen Moment für einen Übergang erspüren können, müssen Sie lernen, Spannungen wahrzunehmen und diese zu lösen. Nehmen Sie sich im Schritt Zeit, eine gute Anlehnung herzustellen. Dabei spüren Sie immer wieder in Ihren Körper hinein: in die Arme, die Beine, das Becken und auch in den Kiefer. Lassen Sie bewusst los. Loslassen heißt allerdings nicht, völlig ohne Spannung im Sattel zu sitzen. Eine positive Körperspannung ist unerlässlich. Gezielte Übungen am Boden können helfen, den Sitz und die feine Hilfengebung zu verbessern. „Übergänge werden aus dem Sitz heraus geritten“, betont unsere Expertin und erklärt: „Wenn Sie aus dem Galopp durchparieren möchten, machen Sie die Galoppbewegung nicht mehr mit, sondern sitzen Sie so, als würde das Pferd bereits traben oder Schritt gehen. Dabei müssen die Koordination und die Dosierung der Hilfen je nach Pferd individuell gestaltet werden.“ Während also der eine Vierbeiner bereits mit nahezu unsichtbarer Hilfengebung geritten werden kann, ist bei einem anderen Pferd eine deutlichere Einwirkung nötig. „Wie viel von welcher Hilfe nötig ist, was nutzt oder was stört, gilt es mit Gefühl herauszufinden“, sagt Ruth Giffels. Denken Sie immer an den Leitsatz: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Die Feinabstimmung zu verbessern sollte stets Ihr Ziel sein.

Sitz und Atmung

Übergänge verlangen eine hohe Mobilität des Reiterbeckens, da sich das Muskelspiel des Pferderückens bei allen Wechseln innerhalb einer oder von einer Gangart zur nächsten verändert. Der Reiter muss sich diesen Veränderungen anpassen. Wenn das Pferd auf die Gewichtshilfen und Paraden nicht zurückkommt, wird häufig die Handeinwirkung verstärkt, was zu Problemen führt. Doch der eigentliche Hintergrund ist das zu geringe Kippen des Beckens nach hinten. Das kann durch das Einziehen des Bauchnabels erzeugt werden. Dabei atmet der Reiter aus. Luft anhalten führt hingegen zu Verspannungen. „Der Sitz des Reiters muss so elastisch sein, dass die Bewegungen weich und fließend bleiben können, auch in die neue Gangart hinein“, erklärt Ruth Giffels. „Die Atmung spielt eine entscheidende Rolle: zum einen das Weiteratmen, zum anderen das gezielte Ein- oder Ausatmen zur Veränderung der Körperspannung.“ Probieren Sie aus, wie Ihr Pferd auf die Veränderung Ihrer Atmung reagiert. Lassen Sie sich Zeit und bringen Sie Ihrem Vierbeiner bei, auf die Veränderung Ihrer Atmung und Körperspannung zu reagieren. Im Training können Sie dabei zu Beginn Stimmhilfen hinzunehmen und diese mit der Zeit wieder ausschleichen.

Takt und Tempo

Übergänge sollten flüssig und geschmeidig sein. Dabei nimmt das Pferd Last auf der Hinterhand auf, während die Anlehnung erhalten bleibt. Machen Sie sich immer wieder bewusst, dass Übergänge geritten und aktiv vorbereitet werden. Es bringt nichts, das Pferd plötzlich zu überfallen. Ohne das passende Tempo und Taktsicherheit wird der Übergang nicht gelingen. Wenn Ihr Pferd davoneilt oder sich eher verhalten bewegt, wird es die Gangart nicht optimal wechseln können. Verwechseln Sie Tempo nicht mit Schnelligkeit. Eine aktive Hinterhand wird nicht durch aufwendiges Treiben erreicht. Vielmehr muss das Pferd durch entsprechendes Training gelöst und gestärkt werden, um aktiv mit der Hinterhand unterzutreten. Zu beachten ist auch, dass jedes Pferd sein eigenes Wohlfühltempo hat, in dem es loslassen kann. Im Training haben Sie alle Zeit der Welt. Selbst wenn Sie eine Prüfungsaufgabe üben, sollten Sie Wert darauf legen, die Übergänge ausreichend vorzubereiten und korrekt zu reiten. Es bringt wenig, sich durch die Aufgabe zu quälen und anschließend frustriert zu sein. Neigt Ihr Pferd dazu, nach dem Übergang zum Schritt auf die Vorhand zu fallen, dann vermeiden Sie es, noch mehr zu treiben. Vielmehr sollten Sie darauf bedacht sein, die entsprechende Balance durch eine ruhige Einwirkung und einen aufrechten, gefühlvollen Sitz wiederherzustellen. „Wer die Schritt-, Tritt- oder Sprungfrequenz seines Pferdes verändern möchte, muss arrhythmisch treiben“, rät Ruth Giffels, „also nicht in der Frequenz, in dem Rhythmus, in dem sich das Pferd bereits bewegt.“

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