Manche Pferde laufen, als würden sie einem inneren Taktmesser folgen. Andere wiederum schaffen es nicht, ihren Rhythmus konstant zu halten, und zeigen Taktstörungen. Woran das liegt und was Sie tun können, um zum Gleichmaß zurückzufinden, erklärt unsere Expertin Arlette Magiera
Mögliche Ursachen für eine Taktstörung
• Falsch gewähltes Tempo (zu eilig, zu langsam)
• Versuch, das Pferd zu stark zu versammeln
• Ungünstige oder erzwungene Kopf-Hals-Position
• Zu starke Handeinwirkung, zu kurzes Zügelmaß
• Falsch verstandene Vorwärts-Abwärts-Haltung
• Mangelnde physische oder psychische Losgelassenheit
• Verspannter Pferderücken
• Ausgeprägte Schiefe
• Gleichgewichtsprobleme
• Starke Vorhandlastigkeit
• Falsche Ausrüstung (z. B. unpassender Sattel)
Taktsörung: Praktische Übungen
Übungen, um die Lastaufnahme der Hinterhand zu erhöhen, sind ebenfalls hilfreich. Dazu zählen häufige Tempounterschiede in derselben Gangart. „Das Tempo darf dabei aber nur so weit verändert werden, wie das Pferd in seinem Körper weich bleibt, sonst erreicht man das Gegenteil“, warnt die Expertin. Ebenfalls bewährt hat sich folgende Übung: Reiten Sie Ihr Pferd auf dem Zirkel im Trab mehrmals erst ein paar Meter in Innenstellung und stellen es dann leicht nach außen. Dabei führen Sie die Pferdeschulter zwischen den Zügeln etwas nach innen, während die Hinterhand auf der vorherigen Linie bleibt. Wenn das Pferd hier weicher wird, stellen Sie es wieder gerade und legen Sie ein paar Meter zu oder galoppieren an.
Der Galopp wird in Links- und Rechtsgalopp unterschieden, je nachdem, welches gleichseitige Beinpaar die weitere Bewegung nach vorne ausführt. Zuerst bewegt sich ein Hinterbein, dann das diagonale Beinpaar, zum Schluss das verbleibende Vorderbein. Dann folgt die Schwebephase. „Ist der Galopp korrekt, hört man den Dreitakt eindeutig. Reiter spüren und Zuschauer erkennen eine deutliche Bergauftendenz und klar voneinander abgegrenzte Sprünge. Ist der Galopp eher gelaufen, flach und wenig dynamisch, verschiebt sich der Dreitakt in Richtung Viertakt“, erläutert die Schiefen-Therapeutin. Das ist d , wenn sich das diagonal fußende Beinpaar nicht synchron bewegt und zeitgleich auf dem Boden auffußt, sondern erst das Vorderbein und danach das Hinterbein. Dazu kann es durch einen eiligen oder schwerfälligen, verlangsamten Ablauf, durch Verspannungen des Pferderückens oder durch Anlehnungs- und Gleichgewichtsprobleme kommen.
„Für die Qualität des Galopps ist entscheidend, wie sorgfältig er vorbereitet wurde. Je besser man das äußere Hinterbein vor dem Angaloppieren beugen kann, umso besser werden die ersten Galoppsprünge“, so Magiera. Sie empfiehlt, das Pferd an der kurzen Seite nach außen zu stellen und die Hinterhand nach innen weichen zu lassen und in der zweiten Ecke das Pferd umzustellen und anzugaloppieren. Alternativ können Sie auch auf dem Zirkel rechte Hand gehen, dann bei X eine Volte nach links einbauen und danach im Rechtsgalopp angaloppieren. Wichtig hierbei ist, das Pferd vor dem Handwechsel bei X kurz ganz gerade zu machen. Fortgeschrittenen rät sie, das Angaloppieren einmal aus dem Travers im Trab oder, um es noch effektiver zu machen, aus dem Schritt zu probieren.
Generell gilt: Um beim Reiten nicht noch mehr Gewicht in Richtung Vorhand zu verschieben und die beschriebenen Taktfehler zu provozieren, ist immer ein zum Pferd passendes Tempo bei angemessener Kopf-Hals-Position zu wählen. „Ein effektives Training sollte zum Ziel haben, die Lastaufnahme der Hinterhand zu verstärken, um das Pferd zu befähigen, seine Vorhand mehr anzuheben und zu entlasten. Je mehr sich die Tragkraft der Hinterhand verbessert, umso eher werden Taktfehler verschwinden“, ist sich Magiera sicher. Dennoch gibt es Vierbeiner, die aufgrund ihrer Rasse bzw. des Zuchtziels eher zu Taktverschiebungen neigen als andere. Dazu gehören Pferde, die vorhandlastig sind (u. a. Kutsch- und Zugpferde) oder über viel Schub verfügen, erklärt die Expertin. Ähnliches gilt für Pferde mit kompaktem Exterieur und massigen Hälsen (z. B. Iberer, Norweger) oder überbaute Pferde. „Bei eher phlegmatischen Pferden hat man es oft schwer, ihnen im Trab und Galopp die nötige Energie abzugewinnen, um keine Taktstörung entstehen zu lassen. Für hektische, nervöse Pferde hingegen ist das Risiko für Fehler im Schritt am höchsten, da sich hier Verspannungen am deutlichsten auf den Takt auswirken“, so die Ausbilderin abschließend.
Text: Inga Dora Schwarzer Foto: www.Slawik.com