Viele Reiter haben ein und dasselbe Problem: Sie verzweifeln am Reitersitz und schaffen es nicht, ruhig im Sattel sitzen zu bleiben. Stattdessen kippen sie nach vorne über, ziehen die Beine nach oben oder halten sich wortwörtlich an den Zügeln fest – vom feinen Reiten und zügelunabhängigen Sitz fehlt leider jede Spur. Hinter einem schlechten Reitersitz können ganz unterschiedliche Ursachen stecken: Von mangelnder Fitness und fehlender Beweglichkeit, über eine ungleichmäßige Atmung oder das Anspannen der falschen Muskeln, bis hin zur Angst, runter zu fallen, oder einem nicht passenden Sattel.
Wie du es schaffst, Sitzprobleme zu lösen und deinen Reitersitz zu verbessern, verrate ich dir mit diesen 12 Tipps für einen zügelunabhängigen Sitz!
Text: Line Dubois; Fotos: IMAGO/ Frank Sorge

Reitersitz Tipp 1: Verbessere deine Fitness und eigene Beweglichkeit
Der Grund, warum viele Reiter Sitzprobleme haben, ist ganz einfach: Sie tun nicht genug für ihre eigene Beweglichkeit! Auch wenn Reiten bereits Sport ist, solltest du neben deinen Stunden im Sattel weiteren Sport betreiben. Zum einen, um deine eigene Fitness aufrecht zu erhalten, und zum anderen, um deine Beweglichkeit zu verbessern. Schließlich verlangen wir von unseren Pferden, fleißig und locker zu laufen, arbeiten selbst aber nicht an unserem Körper und unserer eigenen Geschmeidigkeit.
Dabei können dir andere Sportarten helfen, nicht nur besser im Sattel zu sitzen, sondern allgemein feiner zu reiten. Denn: Wer seinen eigenen Körper gezielt trainiert, bekommt neben mehr Kraft und Ausdauer auch ein besseres Körpergefühl. Schließlich macht ein gutes Körpergefühl dich automatisch zu einem besseren Reiter!

Reitersitz Tipp 2: Entspann dich!

Oftmals kommt es zu Sitzproblemen, weil Reiter einfach nicht entspannt sind. Kennst du das? Du verkrampfst förmlich und das hat unschöne Nebeneffekte: Du ziehst deine Beine nach oben, deine Hände, gar die kompletten Arme sind ganz unruhig, du fällst nach vorne über oder plumpst deinem Pferd unangenehm in den Rücken.
Dahinter steckt meistens die Angst, runter zu fallen und sich böse zu verletzen. Gleichzeitig ist es aber auch ein Zeichen für eine Tatsache, die keiner gerne hört: Du hast nur wenig Vertrauen zu deinem Pferd.
Und das ist ein riesen Problem, denn: Ohne Vertrauen kann aus dir und deinem Pferd kein echtes Team wachsen und du wirst wohl niemals in der Lage sein, fein über deine Hilfen mit deinem Pferd zu kommunizieren. Vertrauen ist und bleibt das A und O in der Zusammenarbeit mit dem Partner Pferd. Wenn du deinem Pferd kein Vertrauen schenkst, wird es auch dir nicht vertrauen und erst recht nicht folgen.

Reitersitz Tipp 3: Nimm Sitzschulungen an der Longe

Jeder Reiter sollte sie hin und wieder nehmen: Sitzschulungen an der Longe. Bereits zwei bis drei Sitzschulungen können ein echtes Wunder bewirken! Und wenn du nun denkst, das Unterricht an der Longe nur etwas für Anfänger ist, hast du dich mächtig getäuscht: Mehrere Runden auf dem Zirkel zu reiten und sich dabei nur auf den eigenen Sitz zu konzentrieren, ist viel anstrengender, als du womöglich denkst.
Dein Reitlehrer schaut nun wirklich nur auf dich und deinen Sitz und entdeckt auf einmal noch mehr Fehler, als je zuvor. Aber lass dich davon nicht entmutigen, sondern sieh es als eine Chance, deinen Sitz in kürzester Zeit um ein Vielfaches zu verbessern. Dabei hilft es auch, die Zügel ganz wegzulassen, die Steigbügel zu überschlagen oder die Augen zu schließen und die Bewegung deines Pferdes ganz und gar auf dich wirken zu lassen.

Reitersitz Tipp 4: Lass dich beim Reiten filmen

Oftmals fühlt es sich auf dem Pferderücken ganz anders an, als es vom Boden aus aussieht. Dir ist das bestimmt auch schonmal passiert: Dein Reitlehrer versucht dir zu erklären, was genau du falsch machst, aber du verstehst einfach nicht, was er genau meint. Hier hilft es, wenn du dich beim Reiten filmen lässt und dir das Video anschließend gemeinsam mit deinem Trainer anschaust.
So kann er dir anhand des Videos besser zeigen, wo deine Schwächen liegen und worauf du dich beim Training konzentrieren solltest. Dadurch fällt es dir wiederum viel einfacher, die Tipps deines Reitlehrers umzusetzen und dich zu verbessern. Bereits ein Video von dir beim Reiten kann dir deine Augen öffnen und deine Sitzprobleme für immer in Luft auflösen!
Sei allerdings gewarnt: Oftmals ist es wie ein kleiner Schock, wenn man sich das erste Mal selbst beim Reiten zusieht. Du vergleichst dein Video schnell mit den vielen Bildern von Grand-Prix-Reitern, die dir so im Kopf schwirren, und bist dann höchstwahrscheinlich total frustriert, weil es bei dir ganz und gar nicht so perfekt aussieht.
Lass dich aber auch hier nicht entmutigen: Schau dir das Video am besten mehrmals an und achte nicht nur darauf, was du schlecht machst, sondern auch darauf, was du gut machst. So bekommst du neue Motivation und verbesserst dich automatisch schneller!

Reitersitz Tipp 5: Reite ab und zu ohne Sattel

Um die Bewegung deines Pferdes deutlicher zu spüren und ein besseres Sitzgefühl zu bekommen, hilft es, ab und zu ohne Sattel zu reiten. Allerdings solltest du dich nicht auf den nackten Pferderücken setzen. Am besten nutzt du hierfür ein gutes Reitpad wie zum Beispiel das Brockamp Reitpad Spezial. Zudem solltest du nicht zu oft ohne Sattel reiten, da dein Gewicht ohne Sattel nicht verteilt wird, sondern punktuell auf den Rücken deines Pferdes drückt und deinem Pferd so auf Dauer Schmerzen verursacht.

Reitersitz Tipp 6: Geh öfters ins Gelände ausreiten

Die meisten Reiter gehen mit ihrem Pferd viel zu selten ausreiten, dabei bietet das Gelände viele Vorteile: Es sorgt für Abwechslung im Trainingsalltag, wirkt motivierend und bietet tolle Möglichkeiten, dein Pferd zu gymnastizieren. Und das ist noch nicht alles: Es kann dir auch dabei helfen, deinen Sitz zu verbessern!
Wenn du dich jetzt fragst warum – hier ist die Antwort: Durch die unterschiedlichen Bodenverhältnisse lernst du dich beim Ausreiten besser im Sattel zu balancieren. Schließlich ist der Boden nicht wie in der Halle oder auf dem Reitplatz eben, sondern geht mal hoch und mal runter.
Du kennst das sicherlich: Du reitest aus und nach dem Warmreiten im Schritt trabst du das erste Mal an und es fühlt sich furchtbar an. Auf einmal kannst du weder richtig Leichtraben noch im Trab aussitzen und auch der erste Galopp fühlt sich mehr wie ein holpriger Zickzacklauf, als ein gemütliches Geschaukel an. Das liegt zum einen daran, dass dein Pferd nicht ganz losgelassen läuft, zum anderen aber eben auch daran, dass die Bodenverhältnisse im Gelände ganz anders sind.

Reitersitz Tipp 7: Arbeite mit inneren Bildern

Manchmal verstehst du einfach nicht, was dein Reitlehrer genau von dir will bis er dir ein bildliches Beispiel gibt: “Du bist ein Baum und deine Beine strecken sich wie Wurzeln tief in den Boden rein” oder “An deinen Füßen befinden sich schwere Klötze aus Beton, die dich tief in den Boden ziehen” – kennst du diese Bilder?
Solche Bilder können dir ebenfalls helfen, deine Sitzprobleme zu lösen und für einen zügelunabhängigeren Reitersitz zu sorgen. Denn manchmal will das Bein einfach nicht länger werden, das Becken einfach nicht locker mitschwingen und der Absatz deines Fußes nicht nach unten schauen. Genau dann helfen symbolische Bilder, die es einfacher machen, den Körper genau so zu formen, dass er locker und dennoch aktiv mit der Bewegung deines Pferdes mitschwingt.

… die gesamten Reitertipps finden Sie im Blog „Kultreiter“!

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