Text: Aline Müller       Foto: www.Slawik.com

Senkrücken, Durchtrittigkeit und Co. – Auch ohne das perfekte Exterieur können Pferde unter dem Sattel glänzen. Entscheidend ist, mögliche Probleme zu erkennen und das Training entsprechend sinnvoll aufzubauen

Mit vollem Ponystolz trabt Geckmo über den Reitplatz und wächst regelrecht über sich hinaus. Mit seiner Reiterin Dana konnte er schon Platzierungen in Dressurprüfungen der Klasse L sammeln. Im Training springt er erste Wechsel, und auch die Traversalen sind kein Problem für ihn. Vor ein paar Jahren hätte keiner gedacht, dass der 1,41 Meter große Wallach es mal so weit schaffen würde – und das auch noch mit solcher Freude. „Als er zu uns kam, war er sehr schmal und hat sich nur im Rücken festgehalten. Er ist zudem etwas überbaut und hat für seine Größe einen recht schweren Kopf bei einem damals noch wirklich dünnen Hals“, erinnert sich Danas Mutter. Sie kaufte Geckmo als Freizeitpony. Als sich ihre Tochter beim Skifahren verletzte und eine Zeitlang nicht laufen, geschweige denn reiten konnte, begann sie, mit dem Ponywallach an der Hand zu arbeiten. Begleitet wurde sie dabei zweimal in der Woche von einer Trainerin. Durch die Seitengänge und die ruhige Schrittarbeit wurde Geckmo immer kräftiger. Der Spanische Schritt gab ihm ein ganz neues Selbstbewusstsein. „Auf einmal wurde er viel freier in der Schulter und war richtig motiviert“, sagt seine Besitzerin. „Klar bringt er äußerlich gesehen erst einmal nicht die optimalen Bedingungen mit, um ein Top-Dressurpony zu werden, aber ich bin der Meinung, wir sind alle nicht perfekt, und an Geckmo habe ich erlebt, was eine gute Ausbildung ausmacht.“

Ein Kaltblut wird nicht zum Araber

Als Dana wieder gesund ist, beginnt sie auch vom Sattel aus mit Seitengängen und weiteren Übungen, um ihren Wallach weiter zu gymnastizieren und zu stärken. „Ich habe mein Pony wirklich kaum wiedererkannt nach der Pause“, berichtet sie. „Und auch das Gefühl beim Reiten war ganz anders. Er wollte auf einmal fleißig traben und war viel aufmerksamer. Er ist auch nicht mehr im Kreuzgalopp angesprungen, was er anfangs durch das fehlende Gleichgewicht oft gemacht hat.“ So wie Geckmo hat jedes Pferd seine persönliche Geschichte, geprägt von schönen oder auch nicht so schönen Erlebnissen.

Hat das Pferd beispielsweise durch eine Verletzung länger Schmerzen gehabt oder eine Schonhaltung eingenommen, können sich muskuläre Defizite bilden. Auch Geckmo hat, bevor er zu seiner neuen Familie kam, einiges erlebt, und er hatte eine sehr hohe Muskelspannung. Hinzu kommt, dass bestimmte Exterieurmerkmale durch die Genetik vorgegeben sind. So wird ein Kaltblut nie zu einem Araber, auch nicht mit Distanztraining. Das muss auch gar nicht sein. Es gibt eben bestimmte Rassemerkmale, die auch gewünscht sind und durch die sich das Pferd besser für bestimmte Disziplinen eignet.

Das heißt aber nicht, dass ein Dressurpferd nicht springen oder der eben genannte Araber keine Dressur gehen kann. Denn das Äußere des Pferdes lässt sich in einem gewissen Rahmen durch entsprechendes Training durchaus verändern. Vor allem in Bezug auf die Bemuskelung. „Und da der Zug der Muskeln wiederum die Gelenkstellung und im kleinen Rahmen auch die Formen der Knochen verändern kann, muss eine ‚steile Schulter‘ oder ein ‚gerades Sprunggelenk‘ im Laufe des Pferdelebens nicht steil oder gerade bleiben“, schreiben Barbara Welter-Böller und Claudia Weingand in ihrem Buch „Einmal überbaut, immer überbaut?“, in dem sie Tipps zur Exterieuranalyse sowie zum Training des Pferdes geben.

Den kompletten Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.

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