Der Reiterrücken muss stabil und mobil zugleich sein. Nur dann gelingt es, den Oberkörper im Sattel mühelos auszubalancieren, optimal aufzurichten und zu drehen. Übungen für mehr Kraft und Beweglichkeit können dem Reiter dabei helfen

Fällt es Ihnen schwer, sich beim Reiten aufzurichten, den Ober­körper in Balance zu halten oder eine positive Grundanspannung aufzubauen? Dann sollten Sie die Bewegungsspielräume Ihres Körpers ausloten

Übung 1: Sitze ich mittig?

„Die Stellung des Beckens und die Aufrichtung des Oberkörpers stehen in einem funktionalen Zusammenhang. Nur mit einer mittleren Beckenstellung kann sich der Reiter entlang einer gedachten Senkrechten ausbalancieren“, erklärt Ausbilderin Susanne von Dietze in „Rücksicht auf den Reiterrücken“. So gelingt auch eine symmetrische Gewichtsverteilung auf beide Gesäßknochen. „Je gerader der Reiter sitzt, desto einfacher ist es für ihn, den eigenen Schwerpunkt zu kontrollieren und beständig über dem Schwerpunkt des Pferdes auszubalancieren“, sagt die Expertin. Die Beckenstellung und die Position des Oberkörpers wiederum beeinflussen die Beinhaltung aus den Hüftgelenken heraus. Diesen Zusammenhang können Sie selbst erfühlen, indem Sie Ihren Oberkörper beim Schrittreiten mehrmals langsam nach vorne und nach hinten beugen. Am Ende der Pendelbewegung sollten Sie eine mittige Position eingenommen haben.

„Beim Beugen nach hinten rutschen die Unterschenkel automatisch nach vorne, und die Knie gleiten nach oben. Beim Vorbeugen verlieren die Gesäßknochen den Kontakt mit dem Sattel; man sitzt vermehrt auf der Oberschenkelmuskulatur, und die Unterschenkel rutschen zu weit nach hinten“, erklärt die Expertin. Die Muskeln reagieren jeweils reflektorisch auf die sich verändernde Gleichgewichtssituation. „Das tun sie aber nur, wenn die Wirbelsäule dabei gerade gehalten wird und das Beugen in der Hüfte stattfindet“, ergänzt die Physiotherapeutin. Sitzt der Reiter nicht mittig, wird dadurch seine Einwirkung behindert.

Übung 2: Ausbalancierter leichttraben

Das Gefühl für Ihre Mitte können Sie im Trab weiter sensibilisieren. Die folgende Bewegungsaufgabe, die sich am Bild einer Uhr orientiert, hilft zudem, das Becken in alle Bewegungsrichtungen zu mobilisieren und die Hüftmuskulatur zu lockern. „Dafür stellt man sich unter den Gesäßknochen flach auf dem Sattel das Ziffernblatt einer Uhr vor mit der Zwölf vorne am Sattelzwiesel. Bei jedem Hinsetzen kann man versuchen, eine andere Uhrzeit zu erreichen“, erläutert die Physiotherapeutin. Vielen Reitern würde die Seitbewegung (abwechselnd hinsetzen in Richtung drei Uhr und neun Uhr) am leichtesten fallen. Andere wiederum würden sich besser in die Bewegungsrichtung einfühlen, wenn sie ihr Becken jeweils von der Mitte aus ein- oder mehrmals hintereinander erst zur einen, dann zur anderen Seite bewegen. Probieren Sie aus, welche Abfolge Ihnen mehr zusagt.

Noch anspruchsvoller für die Balance sei der Wechsel zwischen zwölf und sechs Uhr. Später könne man auch diagonal gegenüberliegende Uhrzeiten bzw. Kreisbewegungen (z.B. alle zwei Stunden mit oder gegen den Uhrzeigersinn) einbeziehen, ergänzt Susanne von Dietze.

Übung 3: Aufrichtung verbessern

Der Reiter soll sich vom Pferd bewegen lassen. Das bedeutet konkret: „Während die Hüftgelenke die Bewegung des Pferderückens in allen drei Bewegungsdimensionen zulassen, braucht der Oberkörper eine gute Grundspannung, um aufrecht zu bleiben. Keinesfalls darf er dabei in naheliegenden Gegenbewegungen ausweichen und gegen die Pferdebewegung arbeiten“, erklärt die Physiotherapeutin.

Damit dies nicht geschieht, empfiehlt die Ausbilderin folgende Übung zur Verbesserung der Aufrichtung: Lassen Sie sich so passiv wie möglich auf dem Pferd im Schritt durchschaukeln und den Rücken (ausnahmsweise) ein wenig rund werden. Dann beginnen Sie, die Arme ein Stück vor dem Körper nach außen zu drehen. „Als Folge werden die Schultern nach hinten und die Schulterblätter etwas dichter am Rücken zusammengeschoben. In der weiterführenden Bewegung werden die Arme mit den Handflächen nach oben vor dem Körper getragen“, so von Dietze. Diese vermehrte Grundspannung dürfe aber das Gefühl der Losgelassenheit des unteren Rückens und der Hüften nicht verändern. „Führt man die Hände dann in die Position der Zügelfäuste zurück, kann man fühlen, dass man die Fäuste regelrecht tragen muss – und zwar mithilfe der Bauchmuskulatur, die den Brustkorb von unten stützt.“

Text: Inga Dora Schwarzer     Foto: www.Slawik.com 

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