Zur Bodenarbeit zählt auch die klassische Freiheitsdressur. Ausbilderin Bianca Rieskamp erklärt, wie man die Punkte der Ausbildungsskala auch in der Freiheitsdressur lernen kann
Dabei spielt auch der Schwung eine Rolle. „Er ist wichtig, um die Nachgiebigkeit im Genick bzw. die Aufrichtung (wie beim Reiten) nicht vorrangig durch mechanische Hilfsmittel oder Signale zu erhalten, sondern durch ein Herantreiben der Hinterhand von hinten nach vorne“, erläutert sie. Werden alle drei vorher genannten Elemente der Ausbildungsskala beibehalten, sorgt der Schwung dafür, dass durch das vermehrte Untertreten der Hinterbeine in Richtung Schwerpunkt die Gangarten an Ausdruck gewinnen. „Dieser Punkt ist aber in der Freiheitsdressur schwer zu erarbeiten, denn hier ist die Kondition des Menschen gefragt, um schwungvoll mitlaufen zu können. Außerdem besteht die Gefahr, zu schnell zu viel zu wollen und dadurch ungewollt Spannung aufzubauen. Dies zeigt sich dann darin, dass das Pferd davonläuft“, gibt die Ausbilderin zu bedenken.
Natürliche Schiefe in der Freiarbeit
Das Geraderichten, der vorletzte Punkt der Skala, dient dazu, das Pferd auf beiden Händen gleichermaßen biegsam zu machen. Er ist aber auch für den Reiter hilfreich, um mehr Verständnis für die Händigkeit des Vierbeiners im Sattel zu entwickeln. „Anatomisch gesehen ist das Pferd im Hals seitlich leicht beweglich und kann sich im Rumpfbereich nur schwer biegen. Gehen wir nun in der Freiheitsdressur in die geraderichtende Arbeit (z. B. durch gebogene Linien, Schultervor oder Schulterherein), so werden wir feststellen, dass das Pferd dazu neigt, den Hals zu stark seitlich zu biegen. Diese fehlerhafte Tendenz von unten sehen zu können sensibilisiert viele Reiter dazu, auch unter dem Sattel vermehrt darauf zu achten, um das Pferd wirklich geradezurichten“, sagt Rieskamp. In der Freiarbeit erkennt man schnell, dass dem Pferd die Bewegung zu einer Seite leichter fällt als zur anderen oder dass es die Signale auf der einen Hand besser ausführt als auf der anderen. Dann ist die natürliche Schiefe Schuld, die durch die Geraderichtung korrigiert wird.
Text: Inga Dora Schwarzer Foto: Sophia Diestel