Winterzeit ist Hallenzeit. Das trübt bei vielen Reitern und auch Pferden auf Dauer die Laune. Dabei ist dies auch die Möglichkeit, vieles, was man in den sonnigen Monaten nicht macht, einfach mal zu probieren. Viele Pferde lieben das Freispringen, weil sie sich dabei ohne reiterliche Einwirkung und ohne großen Druck über die Hindernisse bewegen können. Der Experte gibt Tipps für den richtigen Flug
Text: Lara Wassermann, Foto: Slawik
Freispringen ist nur gut, wenn mein Pferd ein echter Springer werden soll? Natürlich nicht, denn in fast jedem Pferd steckt das Können, einen Sprung oder sogar einen Parcours zu springen.Zugegebenermaßen hat nicht jedesPferd ein großes Talent dafür, jedoch heißt das nicht, dass es ihm nicht großen Spaß machen wird. Pferdewirtschaftsmeister und Dressur- und Springausbilder Olaf Harke ist der Meinung, dass fast jedes Pferd freispringen kann: „Ein paar kleine Hüpfer kann man mit jedem Pferd probieren, und viele entdecken dabei, wie viel Spaß es ihnen macht. Es gibt natürlich auch Pferde, die sich im klassischen Sinne nicht gut eignen, wie Norweger oder Kaltblüter, jedoch kann man auch sie mit dem Freispringen abwechslungsreich beschäftigen.“Das Freispringen soll jedoch nicht nur beschäftigen, sondern hat viele positive Effekte auf das Pferd: Es fördert die Geschicklichkeit und Geschmeidigkeit des Pferdes, oft ist das Freispringen auch ein Schub für mehr Selbstbewusstsein und Mut, es stärkt die Aufmerksamkeit und gymnastiziert dieMuskeln. Es erhält die Aufmerksamkeit und das Lernvermögen, macht aufnahmefähig und stärkt das Vertrauen. Gerade in den Wintermonaten ist die Halle unser neues Zuhause. Auf dem Platz und im Gelände hat man durch die schlechten Wetterverhältnisse häufig nicht die Möglichkeit zu reiten und zu trainieren. Diese Tatsache birgt die Gefahren, dass man das Pferd einseitig belastet, wodurches mental ermüdet und Verspannungen inhäufig genutzten Muskelgruppen entstehen. Das Pferd fühlt sich schnell gelangweilt, und die täglichen Trainingseinheiten führen eher dazu, dass es sich entzieht oder abgestumpft wirkt. Zeit dagegen anzugehen und den Winter abwechslungsreich zu gestalten!
Aller Anfang ist schwer
Wie fängt man nun zunächst an? Olaf Harke bildet auf seinem Hof Pferde bis zur Klasse S aus und unterstreicht, dass mit Ruhe und Geduld an die neue Beschäftigung gegangen werden muss: „Zunächst sollte das Pferd über eine am Boden liegende Stange gehen. Diese kann dann nach und nach immer etwas höher gelegt werden, sodass das Pferd langsam herangeführt wird.“ Weiter erklärt er, dass jedes Pferd anders reagiert: „Pferde, die wirklich Spaß am Springen haben, gehen auch freiwillig über die Hindernisse, ohne dass man sie groß darübertreiben muss. Andere tun sich etwas schwerer und müssen erst davon überzeugt werden. Wichtig dabei ist, dass man ihnen klar macht, dass sie nicht daran vorbeikommen, sondern springen sollen.“ Schräg gelegte Stangen und ein paar Helfer, die sich nebenden Sprung stellen, helfen dabei. „Der einfachste Weg für das Pferd wäre erstmal der, daran vorbeizulaufen statt zu springen. Das darf nicht passieren. Bei vielen stellt sich dann aber nach einer Weile ein, dass der Weg über den Sprung gar nicht so schlecht ist. Wenn man aber nach mehrmaligem Versuchen merkt, dass das Pferd überhaupt nicht möchte, so sollte man lieber davon absehen. Dann sollte man es bei am Boden liegenden Stangen belassen“, so der Experte. Auf welchen Ausbildungsstand das Pferd ist, hat für das Freispringen keine Relevanz. Allerdings sollte es mindestens drei Jahre alt sein, sodass die Knochendichte schon höher ist. Gerade bei jungen Pferden ist diese abwechslungsreiche Arbeit wichtig, da die kleinste, innere Muskulatur (intrinsische Muskeln), die direkt um das Skelett gebildet ist, sich nur dann voll ausbilden kann, wenn sie möglichst unterschiedlichen Bewegungen ausgesetzt ist. Diese Muskeln stabilisieren den ganzen Pferdekörper und gewähren seine Funktionstüchtigkeit. „Das Freispringen hilft auch dabei, dass das Pferd lernt, seinen Rücken aufzuwölben“, so der Trainer. Natürlich hilft es auch dem zukünftigen Springpferd dabei, ohne Reitergewicht eine gute Balance über dem Sprung zu finden. Über niedrigen Sprüngen lernen die Pferde außerdem, dass sie passend abspringen müssen, sie sind nicht von den reiterlichen Einwirkungen abgelenkt. Das Tier setzt sich mehr mit dem Sprung auseinander und lernt selbst, wie und mit welcher Geschwindigkeit es am besten abspringt. „Jedes Pferd, egal aus welcher Sparte, profitiert davon. Für meine Dressurpferde fördert es die vermehrte Beugung der Hüft- und Kniegelenke. Die Streckmuskeln der Hinterhand, die vor allem für die Versammlung benötigt werden, werden durch das Freispringen trainiert“, so Olaf Harke.
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