Text & Fotos: Nicole Audrit

Der Grundgedanke beim ­Clickertraining ist, dass ein Click sozusagen ein Gutschein für eine Futterbelohnung ist. Welche Vorteile ein Click im Vergleich zu einem Lobwort hat und wie Sie am besten mit dem Clickertraining beginnen, erklärt die Pferdetrainerin Sylvia Czarnecki (www.motionclick.de).

 

Mein Pferd: Clickertraining basiert auf der Theorie der positiven Verstärkung. Wie sieht dies in der Praxis aus?

Sylvia Czarnecki: Positives Training hat verschiedene Grundlagen und Ziele: Unter anderem das Pferd zu motivieren, seine Bedürfnisse zu berücksichtigen und das Training stressfrei und ohne Zwang oder unangenehmen Druck zu gestalten. Pferde lernen besonders gut, wenn sich ein Verhalten für sie lohnt – dies geschieht entweder, indem etwas Unangenehmes vermieden oder etwas Angenehmes erhalten wird. Bei der Arbeit mit positiver Verstärkung erhält das Pferd daher für seine Leistung eine Belohnung.

Bei der Erarbeitung von neuen Verhaltensweisen wird meist Futter als Verstärker genutzt. Futter ist ein sogenannter primärer Verstärker, da er ein direktes und angeborenes Bedürfnis erfüllt, für das Pferd also besonders wichtig ist. Da Futterlob allein durch die Zeitverzögerung beim Füttern nicht sehr präzise ist, wird der Clicker genutzt, um ein gewünschtes Verhalten präzise zu markieren. Der Clicker wird damit zu einem sekundären Verstärker, er kündigt also den primären Verstärker an.

Was sind die Ziele beim Clickertraining?

Durch das Arbeiten mit positiver Verstärkung wird die Beziehung zwischen Pferd und Mensch gestärkt und das Pferd zum Mitdenken angeregt. Es entsteht ein vertrauensvolles Miteinander, das weitestgehend ohne Strafe oder den Einsatz von physischen und psychischen Druckmitteln auskommt. Natürlich gibt es auch im Training mit positiver Verstärkung Situationen, in denen wir zu unserer eigenen Sicherheit oder der des Pferdes kurzfristig Begrenzung oder auch Strafe benötigen. Diese wird jedoch nicht methodisch zum Training angewandt, sondern bezieht sich dann auf ebensolche Notsituationen.

Im Vordergrund des Gesamtkonstrukts des Clickertrainings steht nicht ein schneller Erfolg – auch wenn Clickertraining sehr oft sehr schnell zu Erfolgen führt –, sondern steht, dass der Lerner sich im Training gut fühlt und sich so ein langfristiger Trainingserfolg einstellt. Neben dem kleinschrittigen Aufbau jeder Übung sind viele Pausen wichtig: Clicker­training ist für das Pferd zu Beginn sehr anstrengend, schließlich ist es gewohnt, dass der Mensch ihm genaue Anweisungen gibt, und plötzlich soll es eigene Entscheidungen treffen. Dies könnte man damit vergleichen, dass man immer wieder denselben Weg mit dem Navigationsgerät fährt und auf einmal soll man den Weg ohne diese Hilfe finden – obwohl man den Weg schon oft gefahren ist, weiß man dann plötzlich nicht mehr, wo lang.

Wie sehen die Grundlagen bei dieser Trainingsform aus?

Grundsätzlich sind kurze Trainingseinheiten von etwa drei bis fünf Minuten, gefolgt von einer Pause, zu Beginn sinnvoll. Davon kann man durchaus fünf aufeinanderfolgende Einheiten machen. Zwischendurch hat das Pferd Zeit, sich zu sammeln, und der Mensch kann die vorherige Einheit reflektieren.

Es gibt keine Pferde, die für Clickertraining oder positive Verstärkung nicht geeignet wären. Letztlich ist Clickertraining ja nur eine Methode, die sich des natürlichen Lernverhaltens bedient. Dieses bringt jedes Lebewesen von Natur aus mit. Selbst gefährliche Raubtiere oder Fische lassen sich mit positiver Verstärkung trainieren – bei vielen dieser Tiere würde wohl auch keiner auf die Idee kommen, diese anders zu trainieren. Wir sind verwöhnt von Pferden, weil sie – als von Natur aus eher konfliktscheue Lebewesen mit natürlichem Vorwärtsdrang – so gut auf negative Verstärkung, also Training mit Druckaufbau und Nachlassen, ansprechen. Die Probleme, die viele Tiere damit haben, nehmen wir deshalb oft gar nicht wahr – es funktioniert ja. Wenn das Pferd ein Problem damit hätte, würde es sich ja wehren, und schließlich hat man das schon immer so gemacht. Immer schon hat aber auch die positive Verstärkung funktioniert, denn auch diese kommt im natürlichen Umfeld des Pferdes vor. Wenn Pferde Bindungen miteinander eingehen, sind diese geprägt von positiver Verstärkung. Generell finden Druck und Strafe im natürlichen Umgang der Pferde nur dann Anwendung, wenn es Konflikte um Ressourcen gibt. Ich möchte aber, dass die Beziehung mit meinem Pferd von positiven Erlebnissen und Emotionen begleitet wird. Ich streite mit meinem Pferd schließlich nicht um Ressourcen und muss ihm nicht beweisen, das ich der Stärkere bin – im Zweifel würde ich ohnehin den Kürzeren ziehen. Statt Kraft und vermeintliche körperliche Überlegenheit nutze ich lieber positive Verstärkung und verzichte auf Methoden mit Einschüchterung oder Druck.

Fairerweise muss man aber hier noch ergänzen, dass positive Verstärkung in manchen Situationen durchaus schwierig sein kann. Etwa wenn der Mensch nicht bereit ist, auf die Bedürfnisse des Pferdes einzugehen, weil er zumindest zum Teil seine eigenen Ziele verfolgt: Unter anderem in Wettbewerbssituationen, in denen das Pferd zumindest kurzfristig auch mal über seine Leistungsgrenze geführt wird. Das liegt in der Natur der Dinge – positive Verstärkung kommt immer dann an ihre Grenzen, wenn die kurzfristigen Bedürfnisse des Pferdes nicht berücksichtigt werden können.

…das komplette Interview zum Thema Clickertraining finden Sie in der Oktober-Ausgabe der Mein Pferd.

 

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Am 20. und 21. Oktober 2018 findet in Kerpen (NRW) das Megaevent für modernes Tiertraining statt. Im Fokus steht dabei das Clickertraining für Hunde und Pferde. Teilnehmen können sowohl Neulinge in dem Bereich der positiven Verstärkung als auch Fortgeschrittene. Zehn Referenten bieten an zwei Tagen 32 Vorträge und Demonstrationen an – auch Workshops zum Ausprobieren stehen auf der Tagesordnung. Der Ticketpreis für die zweitägige Veranstaltung beträgt 299 Euro. Mein Pferd-Leser sparen mit dem Code „CC18-551F0“ 20 Euro. www.clickercon.de

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