Text: Inga Dora Schwarzer Foto: www.Slawik.com
Pferde spüren eine Fliege auf ihrem Fell. Wenn Sie auf den Schenkeldruck nur eine ungenügende Reaktion zeigen, liegt das nicht daran, dass sie ihn nicht wahrnehmen. Die Hilfe wird oft nur als bedeutungslos eingestuft. Für das Problem hat Dr. Sandra Ruzicka folgende Tipps parat:
Grundlagen neu erarbeiten
Generell sollten dem Pferd die Grundlagen der Kommunikation am Boden klar sein. Mangelt es hier bereits an Durchlässigkeit, wird es im Sattel nicht anders sein. Deshalb sollten Sie die Durchlässigkeit ins Vorwärts zunächst am Boden üben und eine gemeinsame Sprache mithilfe von energetischen und körpersprachlichen sowie Stimm- und Equipmentsignalen entwickeln. Gehen Sie zum Beispiel neben Ihrem Pferd her und touchieren Sie es zum Antraben dort, wo auch der Schenkel liegt. Unterstützend kann ein positive Körperspannung sowie ein Stimmsignal sein. Wichtig ist außerdem, dass der Mensch ein klares, inneres Bild vor Augen hat. Was möchten Sie genau vom Pferd? Wie soll es konkret auf Ihre Hilfe reagieren?
Hilfen im Sattel geben
Beginnen Sie die vorwärts treibende Hilfe immer aus dem Sitz heraus mit einer positiven Körperspannung. Sammeln Sie Ihre Energie und starten Sie von einem guten energetischen Nullpunkt aus. Emotionslos Energie generieren zu können ist wichtig – nicht nur, wenn man wütend wird. Drehen Sie dann die Hüftgelenke aus, damit sich die innere, hintere Oberschenkelmuskulatur anspannt. Geben Sie jetzt, indem das Knie leicht auswärts gedreht wird, einen sanften Impuls mit der Wade. Folgt keine Reaktion, touchieren Sie es rhythmisch mit der Gerte hinter der Schenkellage und steigern Sie langsam die Intensität über der Reizschwelle des Pferdes. Wichtig zu wissen: Nicht immer ist eine Reizsteigerung der richtige Weg. Ist das Pferd nicht aufnahmebereit und lernfähig, gelingt sie nicht. Dann sollten Sie wiederholt nur eine sanfte Hilfe geben und warten, bis das Pferd entsprechend reagiert.
Timing und Reaktion verbessern
Achten Sie auf Ihr Timing. Die vorwärts treibende Hilfe sollte auf den Takt der Hinterbeine synchronisiert werden. Stellen Sie sich vor, das Bauchpendel im Schritt und Trab größer schubsen zu wollen. Dabei wird das Pferd abwechselnd mit dem linken und rechten Schenkel berührt, aber nie mit beiden gleichzeitig. Treiben Sie triebige Pferde außerdem so wenig wie möglich, und achten Sie darauf, immer eine Reaktion zu erhalten. Das wird oft als Widerspruch empfunden, aber diese Selbstkontrolle ist entscheidend. Und setzen Sie die Hilfe sofort aus, wenn die gewünschte Antwort erfolgt ist – auch wenn sie noch so klein war. Versteht das Pferd, was gewünscht ist, stellen Sie Ihre Frage nach mehr Vorwärts mit immer weniger Aufwand.
Über die Reizschwelle kommen
Für die meinungsstabilen und bewegungsunfreudigen Kandidaten dürfen Sie in der Aufforderung nach einer zunächst fein gegebenen Hilfe auch mal streng sein oder kurz ein starkes Signal geben, um über die Reizschwelle zu kommen. Um das Pferd wieder zu sensibilisieren, gilt zudem das Motto „Schenkel ohne Hand“, was bedeutet, dass Sie auf gar keinen Fall mit dem Zügel dagegenhalten, wenn das Pferd in ein Vorwärts reagiert.
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