Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Schenkelweichen und einer Traversale? Was für den Laien oft so ähnlich aussieht, unterscheidet sich doch immens. Dr. Britta Schöffmann gibt Experten- Hilfe, wie es richtig geht
Bewegt sich ein Pferd entlang einer gedachten diagonalen Linie mit kreuzenden Beinen vorwärts-seitwärts und ist es dabei in Bewegungsrichtung gestellt und gebogen, dann spricht man vom Traversieren
Die Traversale sieht ähnlich aus wie ein Travers, jedoch bewegt sich das Pferd nicht entlang des Hufschlags, sondern entlang einer Diagonalen. Die ganzen Traversalen führen von einer langen Seite diagonal zur gegenüberliegenden Seite, die halben Traversalen lediglich bis zur Mittellinie.
Je steiler eine Traversale geritten werden soll, desto schwieriger ist sie, denn je steiler, desto mehr wird seitwärts geritten, wodurch mehr Längsbiegung notwendig ist. Traversalen können in allen Gangarten geritten werden. In Dressurprüfungen werden Traversalen sowohl im versammelten Trab als auch im versammelten Galopp verlangt. Wichtig: Der Schwung darf nicht verlorengehen, die Vorhand soll leicht führen und die Beine des Pferdes möglichst weit seitlich ausgreifend kreuzen. Während der Traversale ist das Pferd in die Bewegungsrichtung gestellt und um den inneren Schenkel gebogen. Die Traversale ist beendet, wenn sich Vor- und Hinterhand wieder auf der Hufschlaglinie befinden.
Traversale: Richtig reiten
„Egal ob man von der Mittellinie oder der Bande startet, es ist wichtig, dass sofort die Vorhand führt, um den häufigsten Fehler ‚Hinterhand voraus‘ zu vermeiden“, so Britta Schöffmann. Aus diesem Grund sollte der Reiter versuchen, jede Traversalverschiebung in Gedanken aus einem Schulterherein oder Schultervor zu beginnen.
Um dies zu erreichen, wird das Pferd zunächst in Bewegungsrichtung gestellt und ein Tritt oder Sprung schulterhereinartig geritten, bevor der äußere Schenkel hinterm Gurt beginnt, das Pferd seitwärts zu treiben. Der Reiter verlagert sein Gewicht leicht auf den inneren Gesäßknochen. Das Pferd wird um den inneren, am Gurt liegenden Schenkel gebogen und damit vorwärts getrieben. Im Zusammenspiel mit dem äußeren Schenkel entsteht die Vorwärts-seitwärts-Bewegung. „Wenn sich die Vorhand als Erstes in die Bewegungsrichtung bewegt und der Rest des Pferdes folgt, ist die Einleitung gelungen“, erklärt die Dressurtrainerin. Die Stellung wird dabei mit dem inneren Zügel gegeben, der äußere Zügel geht leicht vor und lässt Stellung zu, ist aber trotzdem der führende Zügel. Sobald das Pferd die Stellung angenommen hat, wird die innere Reiterhand wieder weich, damit weder die Schulter noch das Hinterbein blockiert werden. „Diese schulterhereinartige Einleitung einer Traversale muss der Reiter auch bei jedem Richtungswechsel innerhalb der Traversalverschiebung im Hinterkopf haben, soll er fehlerfrei und geschmeidig fließend gelingen“, betont Britta Schöffmann.
„Bei jedem Richtungswechsel ist das Pferd deshalb kurz gerade gerichtet, dann einen Moment schulterhereinartig in die neue Bewegungsrichtung, bevor der neue seitwärts treibende Schenkel die Hinterhand wieder herbeiholt. Den kurzen Moment des Geraderichtens und des Umstellens muss der Reiter dazu nutzen, seinen Sitz auf die neue Bewegungsrichtung einzustellen, also den anderen Gesäßknochen nun mehr zu belasten, den bisher inneren Schenkel als neuen äußeren nach hinten zu nehmen, den bisher äußeren Schenkel zum neuen inneren zu machen und die Zügelhilfe ebenfalls umzudrehen“, so Britta Schöffmann weiter.
Die Traversalen werden zwar erst ab fortgeschrittener L-Reife verlangt, jedoch gymnastizieren sie das Pferd in seiner Längsachse, fördern Schulterfreiheit und die Beweglichkeit der Hüftgelenke und verbessern die Lastaufnahme der Hinterhand. Sie schulen und fördern die Versammlungsfähigkeit. Auch wer kein Turnierreiter ist, kann sich an diese Lektion herantrauen – vorausgesetzt, er hat sein Pferd sicher an den Hilfen.
Text: Lara Wassermann Foto: www.Slawik.com