Text: Inga Dora Schwarzer      Foto: Sandra Reitenbach/ Kosmos 

Die Fitness des Pferdes richtig einzuschätzen ist oft schwierig. Doch es gibt fünf Faktoren, anhand derer jeder Reiter den Leistungsstand ermitteln kann. Ist die aktuelle Kondition bekannt, helfen ein individueller Trainingsplan und eine objektive Pulskontrolle, die Fitness gezielt zu verbessern

Stellen, an denen das Pferd empfindlich auf Ihre Berührung reagiert und eine Verspan­nung durch eine Verhaltensänderung kenntlich macht (z.B. Hautzucken, Ausweichen des Drucks, drohendes Ohrenanlegen)? Wie füh­len sich die Muskeln an? Sind sie hart wie Beton oder schlaff? Ist alles im Lot, sind die Muskeln gut spürbar, aber weich und nicht berührungsempfindlich.

Die Muskulatur des Pferdes korrekt einzu­schätzen ist als Laie aber nicht immer leicht. „Sind Sie unsicher, lassen Sie sich am besten von einem guten Trainer oder Physiothera­peuten beraten. Er kann den muskulären Zu­ stand Ihres Pferdes professionell beurteilen“, rät Obst in ihrem ersten Buch „Fitnessstu­dio für mein Pferd“. Sie hat noch einen wei­teren Tipp parat: „Fotografieren Sie Ihr Pferd im Abstand von etwa drei Monaten von allen Seiten. So dokumentieren und registrieren Sie Veränderungen besonders objektiv, und zwar im negativen und im positiven Sinn.“

Einfluss auf die Beurteilung nehmen fer­ner die Rasse und die Nutzung des Tieres. „Ein Haflinger sieht immer anders aus als ein Vollblüter, ein Shetlandpony anders als ein Welsh-­A. Das Pferd sollte optisch seiner Rasse und seinem Ausbildungsstand entsprechen“, meint die Expertin. Je nach Trainingsschwer­ punkt zeigen sich weitere Unterschiede im Aussehen – vor allem von Sportpferden. „Ein Distanzpferd sieht aus wie ein Marathonläu­fer, ein Dressurpferd wie ein Bodybuilder. Die einzelnen Aufgabengebiete formen den Körper“, weiß die Therapeutin.

Gut zu wissen: Wir Menschen können gezielt ein Bizepstraining für die Arme, Sit­-ups für den Bauch oder Kniebeugen für die Beine machen und so bestimmte Mus­kelgruppen gesondert beanspruchen. Bei den Pferden ist dies nicht möglich. Bei ih­nen gleicht jedes Training einem Ganzkörper-­Workout. Die motorische Fähigkeit Kraft lässt sich deshalb kaum ermitteln. Ein Parameter, den der Reiter aber überprüfen kann, ist der Raumgriff. Und das geht so: „Ob Ihr Pferd ein aktives Hinterbein hat, er­ kennen Sie am besten im Sand. Konzentrie­ren Sie sich darauf, wo der Vorderhuf sei­nen Abdruck hinterlässt, und beurteilen Sie, ob der gleichseitige Hinterhuf in die Spur tritt (gut), noch nicht in die Spur kommt (schlecht) oder ob Ihr Pferd vielleicht sogar übertritt (sehr gut). Vergleichen Sie den so­ genannten Raumgriff bitte auch zu Beginn und zum Ende des Trainings noch einmal. Während einer Trainingseinheit sollte sich der Raumgriff verbessern“, schreibt die Ex­ pertin in ihrem Buch „Fit mit Obst“.

Aber Ausnahmen bestätigen die Regel: Je nach Alter und Rasse können die Übungen unterschiedlich ausfallen. Auch wenn ein Pferd durch sein Exte­rieur bedingt nicht übertritt, kann es dennoch einen kraftvollen Schub aus der Hinterhand entwickeln.

Weitere Tipps finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.

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