Fordern Sie immer nur das vom Pferd, was es auch leisten kann. Ansonsten kommt es schnell zu einer Überforderung, und das führt zu Unsicherheiten und Unmut. Wie Sie Probleme richtig lösen, erklärt Dressurausbilder Philipp Hess
Problem 1: Das Pferd hebt sich beim Angaloppieren bzw. beim Durchparieren heraus.
Lösung: • Treibende Hilfen vor dem Übergang überprüfen, notfalls nicht durchparieren, sondern zunächst wieder vorwärts reiten und die Wirkung der treibenden Hilfen verbessern (z. B. einige Male zulegen und aufnehmen)
• Herausheben geht rein anatomisch immer einher mit einem Wegdrücken des Rückens – das Pferd geht sozusagen in ein mehr oder weniger ausgeprägtes Hohlkreuz. Es kann hilfreich sein, im Remonte- bzw. Entlastungssitz zu reiten
Problem 2: Das Pferd springt im Kontergalopp statt im Handgalopp an.
Lösung: Wenn der Reiter bei der Galopphilfe in der Hüfte einknickt, belastet er unwillentlich den äußeren statt inneren Gesäßknochen und das Missverständnis zwischen Reiter und Pferd ist programmiert. Der Reiter muss seine Einwirkung und Hilfengebung genauer abstimmen. Bei der Galopphilfe innere Hüfte vorschieben, das Auge auf das äußere Ohr des Pferds richten.
Problem 3: Das Pferd stützt sich bei jedem Übergang auf die Hand.
Lösung: Lang machen, abstützen, im Galopp schneller werden – all dies sind Reaktionen des Pferdes darauf, dass es nicht genügend in der Balance ist, um den Reiterhilfen zu folgen, und dass seine Hinterhand noch nicht genügend Tragkraft entwickelt hat.Damit sich dieses Problem nicht zu einem Teufelskreis entwickelt, ist es wichtig, dass der Reiter das Abstützen auf die Hand nicht zulässt – Ziel ist es immer, dass das Pferd sich selbst trägt! Durchhaltende Zügelhilfen (Festhalten, Ziehen) helfen nicht! Versuchen Sie, weiterhin im Wechsel anzunehmen und nachzugeben, streichen Sie viel über, fördern Sie die Selbsthaltung des Pferdes! Notfalls zunächst in Remontehaltung, also mit längerem Hals und relativ offener Ganasche.
Problem 4: Der Galopp wird kürzer und kürzer, hüpfend, das Pferd kommt nicht in den Trab zurück.
Lösung: Dieses Bild ist bis hin zu Grand-Prix-Prüfungen zu finden: Das Pferd galoppiert immer kleiner, fast hüpfend, und findet nicht zurück in den Zweitakt des Trabs. Der Hintergrund: Der Pferderücken ist nicht zu 100 Prozent losgelassen, das leichte Öffnen und Aufwölben des Rückens, das normalerweise beim Übergang vom Galopp in den Trab geschieht, gelingt nicht. Es kann helfen, das Pferd für einen Moment geradezurichten oder leicht in Konterstellung zu bringen, um den Galopp zu „unterbrechen“. Auch zulegen, wieder einfangen und dann erneut durchparieren kann helfen. Langfristig aber gilt: An der Losgelassenheit des Pferdes arbeiten!
Text: Kerstin Niemann Foto: