MUSKELN RICHTIG AUFBAUEN An der Bemuskelung des Pferdes lässt sich ablesen, wie es geritten wird. Besonders die Form der Oberlinie ist ein Gradmesser für das tägliche Training. Pferdegesundheitstrainerin Nadja Krumbiegel zeigt, wie Sie muskuläre Fehlentwicklungen erkennen und mit welchen Übungen Sie Hals, Rücken und Hinterhand kräftigen können.
Für einen straffen Bauch machen wir Sit-ups, für einen ordentlichen Bizeps stemmen wir Hanteln. Um unsere Problemzonen zu bekämpfen, machen wir allerlei Übungen. Das muss doch auch beim Pferd gehen, oder? Ein paar Trainingseinheiten für den Hals, ein paar für den Rücken und die Hinterhand – und schon hat der Vierbeiner eine tolle Oberlinie. Leider ist es nicht ganz so einfach. Das Problem? „Die Muskeln der Oberlinie kann man nicht einzeln betrachten bzw. trainieren, da die muskuläre Struktur sehr komplex ist. In der oberen Funktionskette steht beispielsweise der lange Rückenmuskel in funktionellem Zusammenhang mit der Halsmuskulatur im vorderen Bereich und der Kruppenmuskulatur im hinteren Bereich. Aber auch in der unteren Muskelkette, zu der u.a. die verschiedenen Bauchmuskeln gehören, besteht eine direkte Verbindung zu Vor- und Hinterhand. Und beide Muskelketten verbinden sich wiederum im Bereich des Zungenbeins“, erklärt Nadja Krumbiegel, mobile Pferdegesundheitstrainerin aus Berlin. Um die Oberlinie zu verbessern, müssen daher Hals, Rücken und Hinterhand als Ganzes betrachtet und auf die Geschmeidigkeit und Kraft aller Muskelstrukturen hingearbeitet werden.
Bevor es ans Training geht, schauen Sie sich die Oberlinie ihres Pferdes von der Seite an und verschaffen Sie sich einen Gesamteindruck. Sieht alles rund und harmonisch aus? Gibt es Dellen, Kuhlen oder ausgeprägte, hervortretende Muskelbereiche? Und wie fühlen sich die Muskeln an? Weich und fleischig? Zeigen sich Verhärtungen oder reagieren einige Partien schmerzhaft auf Berührung?
Wichtig bei der Beurteilung ist, Fettpölsterchen nicht mit Muskeln zu verwechseln. „Ein Pferd mit guter, harmonischer Muskulatur ist ein ‚rundes‘ Pferd. Es wirkt nicht eckig oder kantig. Nun kann ein Pferd aber auch rund gefüttert sein. Den Unterschied kann ich jedoch sehen und fühlen. Zum einen sollte mein Pferd, wenn ich es gut trainiert habe, trotz Rundungen fit und sportlich wirken. Zum anderen fühlt sich Fett meistens deutlich weicher und wabbeliger an als Muskeln. Fettpolster finde ich außerdem eher am Mähnenkamm und auf der Kruppe, dafür sehr selten im Bereich des Pferderückens“, erläutert die Expertin.
Auch die rassebedingten Verschiedenheiten im Exterieur müssen bei der Begutachtung der Oberlinie Berücksichtigung finden. „Ich kann einen Araber nicht mit einem Friesen vergleichen, ein Warmblut nicht mit einem Iberischen Pferd. Jede Rasse hat seine Besonderheiten, jede Zucht ihre individuellen (teils sehr traditionellen) Ziele. Allein innerhalb einer Rasse kann es große Unterschiede geben. Daher sollte man sein Pferd nicht mit anderen messen, sondern jedes Tier individuell analysieren und das Training entsprechend gestalten“, so Krumbiegel.
Besondere Obacht ist bei Jungspunden angebracht. „Die heutige Zuchtauswahl ist zumeist auf Pferde mit hervorragendem Exterieur ausgelegt. Diese sehen bereits mit drei oder vier Jahren ‚fertig‘ aus. Sie haben von Natur aus eine gute Oberlinie, einen schönen Halsansatz, der sich nach vorne-oben leicht aufwölbt und eine lange, mäßig abgeschrägte Kruppe. Diese schöne Hülle kann darüber hinwegtäuschen, dass sie physisch noch nicht tragfähig sind, das heißt, dass ihnen die Kraft fehlt. Probleme der Muskulatur fallen bei diesen Pferden gegebenenfalls erst auf den zweiten Blick auf“, warnt die Expertin. Es gäbe allerdings deutlich mehr Pferde, die nicht diesen nahezu perfekten Körperbau aufweisen. Je schwieriger das Exterieur sei, umso besser müsse übrigens die gymnastizierende Arbeit sein. „Wir können die Natur unseres Pferdes nicht verändern, aber wir können ihr helfen“, sagt sie.
Gute und schlechte Bemuskelung
Jetzt geht es tiefer ins Detail. Wie sieht der Hals ihres Pferdes ganz konkret aus? Ist er gut trainiert, zeichnet er sich durch eine runde, nach oben gewölbte Linie vom Widerrist bis zum Genick aus und wird zum Mähnenkamm hin dicker. Die Muskeln am Oberhals und an den Seiten sind gut erkennbar. Hinzu kommt eine schlanke Halsunterseite mit wenig ausgeprägter Muskulatur und einer deutlichen Drosselrinne (eine Längsfurche bzw. Einsenkung an der Unterseite des Halses, die den Verlauf der äußeren Drosselvene anzeigt). „Die Oberhalsmuskulatur sollte besser ausgeprägt sein als die Unterhalsmuskulatur, wobei dies immer in Relation zum Exterieur des jeweiligen Pferdes betrachtet werden sollte. Bitte kein Pferd in eine Schablone pressen. So wie jeder Mensch anders ist, ist auch jedes Pferd anders“, meint die Ausbilderin. Der Nackenbereich ist idealerweise lang, offen und geschmeidig. Vom Sattel aus betrachtet ist der Hals am Ansatz am breitesten und verjüngt sich zum Kopf hin.
Bei einem schlecht bemuskelten Hals sist die Oberhalsmuskulatur unterentwickelt, die seitlichen Nackenmuskeln sind eingefallen und es wird eine große dreieckige Mulde zwischen Halswirbelsäule, Halsansatz und Mähnenkamm sichtbar. Häufig zeigt sich eine Kuhle am Halsansatz, die direkt vor dem Widerrist liegt. Der Unterhals ist übermäßig stark ausgeprägt. Aus der Perspektive des Reiters wird der Hals in Richtung Mähnenkamm sehr schmal. „Heutzutage wird zu viel auf den Hals geachtet und zu wenig auf den Rücken einschließlich Hinterhand. Aber lege ich als Reiter meinen Fokus darauf, Rücken und Hinterhand meines Pferdes wirklich gut zu arbeiten, ergibt sich die Entwicklung der korrekten Oberlinie des Halses automatisch“, weiß die Pferdegesundheitstrainerin.
Weiter geht es mit dem Rücken: Eine gute Rückenmuskulatur erkennen Sie daran, dass die Wirbelsäule zwischen den Rückenmuskeln eingebettet ist und nicht heraussteht. Zudem sind weder Dellen noch Kuhlen zu sehen. Ist die Wirbelsäule sichtbar und sind die Rückenmuskeln flach oder eingesunken, spricht dies für einen ungenügend trainierten Rücken. Besonders auffällig sind die fehlenden Muskeln rechts und links am Über-gang zwischen Widerrist und Rücken. Bei manchen Pferden kommt es hier nicht selten zum Muskelschwund.
Nicht zu vergessen, ist die Hinterhand. Kruppe und Hinterbacken sollten gleichmäßig rund und fest sein. Schauen Sie von hinten auf das Pferd, treten die Schenkel- und Wadenmuskeln in der Regel deutlich hervor, sind nach außen gewölbt und zeichnen sich durch Zwischenmuskelrinnen unter der Haut ab. „Das kann aber typbedingt und rasseabhängig unterschiedlich sein. Wichtig ist in jedem Fall eine gut erkennbare und gut gefüllte Muskulatur“, so die Ausbilderin. Die Spalte zwischen den Innenschenkeln ist schmal. Fehlt es der Hinterhand jedoch an Muckies zeigt sich eine abgeflachte, kantige Kruppe und eine glatte Oberfläche der Hinterschenkel, die keine Konturen der hervortretenden Muskeln aufweist. Sie sehen dürftige, flache seitliche Wadenmuskeln sowie eine breite Schenkelspalte.
Ist ein Vierbeiner schlecht oder falsch bemuskelt, sollte der Reiter sein Training überdenken, denn er formt schließlich das Pferd. Das Laufen auf der Vorhand und die Nicht-Beachtung der natürlichen Schiefe sind dabei die häufigsten Fehler. „Dies führt unweigerlich zu einer Überlastung und einem Festhalten der Muskulatur im Bereich von Schultern und Hals. Im weiteren Verlauf werden dann auch Muskelgruppen der Hinterhand beeinträchtigt, denn es bestehen, wie anfangs erwähnt, direkte funktionelle Zusammenhänge und Verbindungen zwischen Vor- und Hinterhand“, erklärt Krumbiegel.
Die Expertin gibt ein paar anschauliche Beispiele, die zeigen, wie falsches Reiten zu einer fehlerhaften Muskelentwicklung führt. Ist die Muskulatur auf einer Schulter- oder Kruppenseite stärker ausgeprägt als auf der anderen Seite, deutet dies auf mangelnde Geraderichtung hin. Findet sich im Bereich der Lendenwirbelsäule direkt hinter dem Sattel deutlich mehr Muskulatur (oftmals als Erhebung sicht- und spürbar), könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass die Energie der Hinterhand hier „steckenbleibt“ und nicht über den schwingenden Rücken nach vorne weitergegeben wird. Hier wären beispielsweise Seitengänge hilfreich. Durch das wiederholte langsame Kreuzen der Hinterbeine wird der sensible Bereich der Lendenwirbelsäule gelockert, Verspannungen gelöst und das Muskelsystem kann wieder physiologisch arbeiten. Hervorhebungen entlang des Halses zeigen häufig an, dass mit zu starker Handeinwirkung geritten wird, das Pferd nicht reell über den Rücken geht oder es (mit oder ohne den Einsatz von Hilfszügeln) in eine Beizäumung gezwungen wird.
„Muskeln, die beim Training nicht genutzt werden, bilden sich zurück. Andere Muskelgruppen übernehmen die Arbeit kompensatorisch und es bildet sich eine fehlerhafte Muskulatur aus. Die Muskelstrukturen können sich durch die dauerhafte Überlastung nicht mehr entspannen und verhärten mehr und mehr. Dies führt dazu, dass auch die umliegenden Strukturen verspannen. So entsteht schnell ein Teufelskreis, der für das Pferd sehr schmerzhaft sein kann. Denn arbeiten die Muskelketten nicht elastisch, werden auch Sehnen, Knochen und Gelenke in Mitleidenschaft gezogen. Sie nehmen Schaden und verschleißen schneller“, erläutert die Pferdegesundheitstrainerin.
Eine mangelhafte, falsch ausgebildete oder feste Muskulatur spürt auch der Mensch im Sattel. Das Pferd lässt sich wenig bis gar nicht zur Losgelassenheit bringen und den Reiter nur sehr schwer sitzen, weil es den Rücken dauerhaft festhält. Außerdem zeigt der Vierbeiner verschiedenste Anlehnungsfehler: Er dehnt sich in den Pausen nicht vorwärts-abwärts, geht gegen oder über den Zügel. Hinzu kommen Rittigkeitsprobleme aller Art – von extremer Schiefe über Steifheiten im Körper bis hin zu Widersetzlichkeiten.
Kräftigendes Training
Deshalb ist es so wichtig, sein Pferd gesund zu reiten, Muskelmasse aufzubauen und geschmeidig zu halten. Hierfür ist das Wechselspiel von An- und Abspannen entscheidend. Muskulatur, die nur entspannt ist, erschlafft logischerweise. Muskulatur, die unter Dauerspannung steht, entwickelt sich nicht. Der Grund? Bei der Muskelarbeit fallen Stoffwechselprodukte an, die über das Blut aus den Muskeln abtransportiert werden. Das funktioniert aber nur, wenn sie durch korrektes Reiten gut durchblutet sind. Dadurch entsteht eine Pumpmechanik: Bei Anspannung wird Blut aus dem Muskel gedrückt, bei Entspannung fließt frisches, mit Sauerstoff angereichertes Blut nach. Sind die Muskeln aber dauerhaft verkrampft, findet keine optimale Durchblutung mehr statt. Sie werden quasi durch die eigenen Stoffwechselprodukte vergiftet. Das Wachstum bleibt aus und sie können sich sogar zurückbilden.
Für das Training heißt das: Beim Reiten sollten sich Arbeits- und Entspannungsphasen abwechseln und nur gezielt einzelne Reize gesetzt werden. „Diese sollten natürlich dem jeweiligen Ausbildungs- und Trainingszustand des Pferdes entsprechend angepasst sein. Aber nur durch regelmäßige Arbeit und kleine Steigerungen im Laufe des Trainings, kann das Pferd kräftiger werden“, so Krumbiegel.
Um die Oberlinie optimal zu trainieren, empfiehlt sie vor allem Seitengänge. „Sie sind Krafttraining und Mobilisierung zugleich und eignen sich hervorragend zum Aufwärmen und Lösen des Pferdes. Übertreten-Lassen macht es aufmerk
sam auf unsere Hilfen, bringt es in Balance und hilft, seinen Körper symmetrischer zu entwickeln. Bei den verschiedenen Seitengängen werden alle Strukturen des Pferdes miteinbezogen, die Muskelketten können in ihrem natürlichen Kreislauf arbeiten, die Gelenke werden in ihrem vollen Ausmaß bewegt.“ Die Ausbilderin rät, die Seitwärtsbewegungen sehr langsam und ohne Kraftaufwand des Reiters auszuführen. Machen Sie einmal folgenden Selbstversuch: Gehen Sie seitwärts und kreuzen Sie ihre Beine deutlich voreinander. Führen Sie die Übung dann sehr schnell und bewusst ganz langsam aus. „Sie werden einen Unterschied spüren“, prophezeit die Expertin.
Zu den weiteren Übungen, um Hals-, Rücken- und Hinterhandmuskeln zu stärken, gehören Tempounterschiede, Rückwärtsrichten, häufiges Angaloppieren aus dem Schritt und Trab, Hänge im Gelände hinauf- und hinabklettern, Cavaletti-Arbeit sowie kleine Gymnastiksprünge. Denken Sie bei diesen Übungen daran, sie nicht mit einer zu hohen Geschwindigkeit anzugehen. „Vorwärts ist ein Pferd dann, wenn es an den Hilfen ist, jederzeit auf meine reiterliche Einwirkung wartet, gewillt und imstande ist, sie prompt umzusetzen“, sagt Krumbiegel. Dabei sei es irrelevant, ob das Pferd sich seitwärts, nach vorne oder zurückbewege. In einer korrekten Piaffe befände sich ein Pferd zum Beispiel absolut im Vorwärts – allerdings auf der Stelle. „Derzeit sieht man jedoch viele Pferde völlig gehetzt und in viel zu hohem Tempo durch die Bahn eilen. So aber können Gelenke nicht gesund genutzt, Muskeln und Atmungsorgane nicht in physiologischer Weise arbeiten sowie Gehirn und Nervenzellen Bewegungsmuster nicht wirklich aufnehmen. Das ist beim Pferd nicht anders als bei uns Menschen“, gibt die Fachfrau zu bedenken.
Form der Oberlinie verbessern
Zur Verbesserung der Oberlinie empfehlen viele Ausbilder auch das Reiten mit wechselnden Halseinstellungen. Dabei variiert der Reiter zwischen Aufrichtung und Dehnungshaltung. Diese Auffassung teilt die Pferdegesundheitstrainerin jedoch nicht. Sie rät stattdessen, das Pferd sich nur nach einer Arbeitsphase strecken zu lassen. „Es dient ihm als Pause und uns als Check, ob die Muskulatur unseres Pferdes richtig gearbeitet hat, sowie gleichzeitig zur Überprüfung der vorherigen Arbeitseinheit. War sie gut, so streckt das Pferd entspannt seinen Hals nach vorne-unten, geht einen taktreinen, raumgreifenden Schritt ohne zu eilen. Je nach Ausbildungsstand sollten diese kleinen Pausen nach kurzen oder etwas längeren Trainingsintervallen einfließen“, sagt Krumbiegel. Besonders nach schwierigen Lektionen ist es ratsam, es in die Dehnungshaltung zu entlassen. Erfahrungsgemäß arbeiten die Vierbeiner dann besser mit und ermüden weniger schnell.
Die Ausbilderin weist aber darauf hin, dass sich ein Pferd nicht über mehrere Minuten in dieser Haltung bewegen sollte. „Dehnungshaltung ist keine Arbeitshaltung. Ein in Dehnung befindlicher Muskel kann nicht physiologisch arbeiten. In diesem Zustand kann er höchstens Haltearbeit leisten und das führt auf Dauer zu Verkrampfungen und Schmerz. Wie ein Tänzer braucht das Pferd eine leichte Grundspannung, um den Reiter gesund tragen zu können und sich anmutig zu bewegen. Zur Verdeutlichung muss man nur einmal selbst seinen Arm seitlich ausstrecken und versuchen, in diesem Zustand ein Gewicht zu heben bzw. zu tragen.“ Hinzu komme, dass eine geforderte tiefe Kopf-Hals-Position das Gewicht des Pferdes auf die Vorhand bringe, ein Vorgreifen der Vorhand einschränke und ein Absenken der Kruppe verhindere. Dies hat immer einen Balanceverlust zur Folge.
„Von Anfang an sollten wir aber darauf bedacht sein, dass unser Pferd sein Gewicht, was es natürlicherweise mehr auf der Vorhand trägt, gleichmäßig verteilt, bzw. im Verlauf seiner Ausbildung mehr auf die Hinterhand nimmt. Nur so erhalten wir unseren vierbeinigen Partner gesund und erreichen das Gefühl von Leichtigkeit. Hierfür muss der Reiter auf eine natürliche, dem Pferd entsprechende Kopf-Hals-Position achten. Wir haben dann ein Pferd, welches aus einer aktiven Hinterhand heraus seinen Rücken benutzt und anhebt. Dadurch bereiten wir unser Pferd für die Versammlung vor, denn wir erleichtern infolge auch ein Anheben im Bereich der Schulter und des Widerrists. Ein so gearbeitetes Pferd hat eine runde Oberlinie und befindet sich im Gleichgewicht“, erklärt Krumbiegel. Nur eine korrekte Gymnastizierung macht das Pferd biegsam und geschmeidig, festigt und stärkt den Körper, gibt Kraft und hilft beim Geraderichten.
„Sämtliches dressurmäßiges Gymnastizieren kann ich mit meinem Pferd ebenso an der Hand erarbeiten – zum Beispiel Linien und Ecken im langsamen Schritt korrekt gehen, halten und rückwärtsrichten, daraus erneut halten und wieder versammelt angehen. Achten Sie dabei darauf, dass der Pferdekörper gerade bleibt, um Asymmetrien auszugleichen und Balance herzustellen. Genauso lassen sich Seitengänge im ruhigen, konzentrierten Schritt erarbeiten und in verschiedenen Abfolgen einbauen. Die Schrittarbeit ist sehr wertvoll und nicht zu unterschätzen“, ergänzt die Expertin. Egal, ob beim Reiten, bei der Boden- und Handarbeit oder an der Longe, eine korrekte Laufmanier ist Pflicht. Merken Sie sich: Wenn das Training stimmt, sieht man das einem Pferd an!
Ein wesentlicher Faktor für den gleichmäßigen Muskelaufbau ist neben dem regelmäßigen und korrekten Training ein entspanntes Pferd. „Innere und äußere Losgelassenheit bedingen sich gegenseitig. Ein Pferd unter Dauerstress oder -anspannung kann seine muskulären Strukturen nicht in gesundem Maße an- und abspannen. Die Psyche hat immer einen großen Einfluss auf die körperliche Konstitution“, weiß Krumbiegel. Auch Krankheiten und Schmerzen oder eine unpassende Ausrüstrung können den Muskelaufbau behindern. „Drückt der Sattel, ist die Polsterung zu hart oder die Auflagefläche zu lang, kann dies zu erheblichen Beeinträchtigungen führen. Hier finden sich leider häufig Muskelprobleme (von Hartspann bis zurückgebildeter Muskulatur), die einen negativen Einfluss auf den Bewegungsablauf des Pferdes haben“, so die Expertin. Auch scheinbar banal klingende Dinge, wie ein richtig verschnalltes Reithalfter, das dem Pferd genug Platz zum Kauen lässt, sollten berücksichtigt werden. „Die Kieferbewegungen und das Schlucken sind Hauptbestandteil einer funktionierenden Muskelkette. Hier entscheidet sich, ob das Pferd Genick und Rücken hergibt“, sagt die Ausbilderin.
Darüber hinaus ist die Zusammenstellung des Futters zu beachten, wenn Sie die Muskeln Ihres Pferdes aufbauen wollen. Das Wichtigste ist eine ausreichende Versorgung mit qualitativ gutem Raufutter (Heu), ein hochwertiges Mineralfutter und je nach Beanspruchung eine Zugabe von Kraftfutter.
Abschließend hat Inga Krumbiegel noch einen Tipp parat: „Als Reiter sollte ich auch mal daran denken, meine eigene Schiefe und meine Verspannungen regelmäßig von einem Therapeuten behandeln zu lassen bzw. durch gezielte Gymnastik meine Körperwahrnehmung zu verbessern, um meinem Pferd im Sattel besser helfen zu können.“
Text: Inga Dora Schwarzer, Bild: slawik.com