Nicht nur für Dressurpferde gehört das Geraderichten zur Ausbildung, auch für Spring­pferde ist geraderichtende Biegearbeit unabdingbar

In den FN-Richtlinien Band I heißt es: „Die Geraderichtung ist für ein fehlerfreies und präzises Springen wichtig und auch notwendig, damit nicht unnötig viel Sprungkraft aufgewendet werden muss, um das Pferd auf gerader Linie zu halten und ein seitliches Ausweichen auszugleichen. Ein geradegerichtetes Pferd lässt sich auch in Wendungen präziser auf der Ideallinie halten. Eine schräge Linie zum Anreiten eines Sprunges ist nur mit einem geradegerichteten Pferd einzuhalten.“ Dem kann Springprofi Markus Beerbaum nur beipflichten: „Für mich ist das Geraderichten ein essenzieller Bestandteil der Ausbildung unserer Springpferde – der jungen, aber auch der erfahrenen. Mein Ziel ist, ein losgelassenes, geradegerichtetes Pferd unter dem Sattel zu haben. Auch bei meinen Schülern ist es mir sehr wichtig, dass sie von Anfang an lernen, gerade zum Sprung zu reiten und nach der Landung geradeaus weiter zu reiten. Was man später bei den hohen Abmessungen braucht, sollte man bei den kleinen Sprüngen nicht vernachlässigen. Nur wenn ein Springpferd geradegerichtet ist, kann ich es vor meine treibenden Hilfen bekommen und es gerade und aufmerksam zum Sprung reiten. Dann sind die Ohren des Pferdes gespitzt und es galoppiert gleichmäßig und geschmeidig unter mir. Und nur wenn ich es vor meinen treibenden Hilfen habe, kann ich das Tempo flexibel variieren – schneller reiten, den Galoppsprung vergrößern oder verkleinern – und eine optimale Distanz bekommen. Auf den Sprungablauf hat das Geraderichten indirekt Einfluss: Ich kann bei einem Pferd, dass aufmerksam und gleichmäßig an einen Sprung galoppiert und bei dem ich den Galoppsprung beliebig verändern kann, optimal die Bascule schulen und den Sprungablauf positiv unterstützen. Im Training und in der dressurmäßigen Arbeit bedeutet das, dass wir viel Wert legen auf geraderichtende Biegearbeit – und das von Tag eins der Ausbildung an. Mir ist wichtig, dass der ganze Platz genutzt wird und dass das Pferd durch gleichmäßiges Treiben an beide Zügel herangetrieben wird. Die Ecken müssen ausgeritten werden und ich verhindere ein Hereindrängeln über die Schulter durch ein leichtes Schultervor. Später kommen große Volten hinzu und das Zulegen und Einfangen im Trab und Galopp. Schulterherein reiten wir weniger.“

Text: Laura Becker, Jana Herrmann, Bente Rudat, Jan Tönjes         Foto: imago images/ Brose/Sorge 

#doitride-Newsletter   Sei dabei und unterstütze die #doitride-Kampagne! Mit unserem Newsletter verpasst Du keine Neuigkeiten rund um #doitride. Jetzt aktivieren!