Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichten und Versammlung sind die sechs Phasen der Ausbildung, welche auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) als Grundlage für gutes Reiten benennt. Ihre Ursprünge liegen in Richtlinien, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts veröffentlicht wurden
Die Ausbildungsskala stellt kein starres Konstrukt dar, sondern lässt sich auf unterschiedliche Art und Weise zum Wohle des Pferdes nutzen. Wir werfen einen Blick auf die Skala und ihre einzelnen Punkte und lassen Experten zu Wort kommen. Sie betrachten Grundlagen als auch Feinheiten und geben dadurch einen tieferen Einblick in die Prinzipien, die bereits in der Militärreiterei ihren Platz hatten und heute zeigen, dass sie weit mehr als trockene Theorie sind. Den Anfang macht in diesem Heft der Takt.
Skala der Ausbildung: Aller Anfang ist schwer
„Der Takt beschreibt die Gleichmäßigkeit aller Schritte, Tritte und Galoppsprünge.“ So einfach klingt es zunächst in der Beschreibung der Skala der Ausbildung, welche die FN vermittelt. „Die Skala der Ausbildung gilt als Herzstück der klassischen Reiterei und ist der Leitfaden für den Ausbildungsweg des Pferdes, unabhängig von seinem Verwendungszweck“, heißt es dort weiter. Der Takt steht ganz am Anfang der Skala der Ausbildung, dort, in der „Gewöhnungsphase“, wo maßgeblich am Gleichgewicht gearbeitet wird und das Thema Durchlässigkeit noch keinen großen Stellenwert hat.
Die FN betont weiter „Der Takt muss in allen Tempi – Arbeitstempo, Verstärkung und Versammlung – erhalten bleiben.“ Leichter gesagt als getan manchmal, insbesondere mit jungen Pferden und als unerfahrener Reiter.
Skala der Ausbildung Takt: So soll es aussehen
Doch gehen wir gemeinsam zu den Grundlagen und werfen einen genaueren Blick darauf, wie es denn aussehen sollte, jenes Korrekt-im-Takt-Reiten.
Beginnen wir im Schritt, bekanntlich ein Viertakt mit acht Phasen, abwechselnd mit einer Dreibein- und Zweibeinstütze. Wir unterscheiden den Mittelschritt, den starken und den versammelten Schritt, und viele verwundert es nicht, dass der Schritt gemeinhin als die Gangart angesehen wird, bei der sich, leichter als im Trab und Galopp, unsaubere Bewegungen einschleichen können. Der Schritt, der schwerste Teil der Dressur, heißt es dann. Konzentration ist das A und O beim Reiten im Schritt, um nicht den Raumgriff zu gefährden und Taktfehler sich einschleichen zu lassen.
Doch wie soll der Schritt nun aussehen? Die Richtlinien der Deutschen Reiterlichen Vereinigung geben klare Anweisungen. Beim Mittelschritt sollen die Hinterhufe über die Spuren der Vorderhufe greifen. Im starken Schritt sollen weites Übertreten ohne Eilen und eine deutliche Rahmenerweiterung sichtbar sein. Der versammelte Schritt soll derart aussehen, dass die Hinterhufe höchstens in die Spur der Vorderhufe treten. Eine Rahmenerweiterung gibt es hier natürlich nicht.
Weiter geht es mit dem Trab, bekanntermaßen ein Zweitakt in vier Phasen, bei dem die diagonalen Beinpaare gleichzeitig auf- und abfußen und es dazwischen eine kurze freie Schwebephase gibt.
Man unterscheidet hier generell zwischen dem Arbeitstrab, dem Mitteltrab, dem starken und versammelten Trab. Der Arbeitstrab im Takt soll fleißig wirken. Das Pferd soll eine gute Aktivität in der Hinterhand zeigen und die Hinterhufe sollen laut den Richtlinien etwa in die Spur der Vorderhufe fußen, damit er korrekt ausgeführt wird. Im Mitteltrab geht alles deutlich schwungvoller vonstatten. Der Raumgriff sollte idealerweise deutlich größer sein, das Pferd aber niemals eilig wirken. Die Hinterhufe treten in diesem Fall über die Spur der Vorderhufe hinaus. Gewollt ist zudem, dass das Pferd durch das Dehnen des Halses eine Rahmenerweiterung zeigt. Der starke Trab ist die Form mit der deutlichsten Vorwärtsbewegung in dieser Gangart. Dabei fußen die Hinterhufe deutlich über die Fußspuren der Vorderhufe. Aber auch hier geht es nicht ohne Versammlung. Im versammelten Trab treten die Hinterbeine vermehrt unter den Schwerpunkt, der Raumgriff ist verkürzt, aber der Fleiß, Schwung und die Aktivität sind dabei auf keinen Fall eingeschränkt. Kommen wir noch zum Galopp, dem Dreitakt in sechs Phasen, bei dem man zwischen Arbeits-, Mittel-, starkem und versammelten Galopp unterscheidet. Er unterscheidet sich von Schritt und Trab insofern, dass er aus einer Reihe von aufeinanderfolgenden Sprüngen besteht. Der Arbeitsgalopp sollte fleißig sein und der Raumgriff, sprich der Bodengewinn, etwa den Umfang von einer Pferdelänge haben. Beim Mittelgalopp sind die Galoppsprünge noch einmal länger und raumgreifender. Die Rahmenerweiterung verhält sich entsprechend. Den höchsten Raumgriff und damit Bodengewinn gibt es im starken Galopp. Allerdings sollte auch in dieser Gangart darauf geachtet werden, dass das Pferd weder stürmt noch eilig wird. Ein starker Galopp kann nur korrekt geritten gelingen, wenn das Pferd vorher die Versammlung kennengelernt hat. Im versammelten Galopp nimmt die deutlich unterspringende Hinterhand vermehrt Last auf, aber verliert dabei nicht an Fleiß.
Text: Alexandra Koch Foto: www.Slawik.com