Der Schritt ist eine schwunglose Gangart ohne Schwebephase im Viertakt. Die Vorwärtsbewegung besteht aus vier nacheinander ablaufenden Bewegungsphasen.

Dabei setzt das Pferd die Hufe in einer diagonal-lateralen Reihenfolge. Das heißt, auf die Bewegung des linken Vorderbeins folgt das rechte Hinterbein. Dann das rechte Vorderbein und schließlich das linke Hinterbein. Der Schritt sollte fleißig, aber nicht eilig sein.

Mittelschritt

Im Mittelschritt greifen die Hinterhufe des Pferdes über die Spur der Vorderhufe hinaus. Dabei soll es mit steter, feiner Anlehnung schreiten. Der Reiter lässt die Nickbewegung des Pferdes zu beziehungsweise begleitet diese.

Versammelter Schritt

In der Regel sollten die Hinterhufe im versammelten Schritt maximal bis in die Spur der Vorderhufe einfußen, wobei der Raumgriff von der naturgegebenen Veranlagung und dem Körperbau des Pferdes abhängt. Ein Pferd mit einem großen, raumgreifenden Mittelschritt wird sich im versammelten Schritt kaum so weit verkürzen lassen, dass es nicht mehr überfußt. Es ist entsprechend dem vermehrten Versammlungsgrad und der stärkeren Hankenbeugung aufgerichtet, und der Fleiß bleibt erhalten. Wie gut das gelingt, hängt auch von der Losgelassenheit ab. Der versammelte Schritt soll Erhabenheit ausstrahlen und nicht einfach „langsam“ geritten werden.

Starker Schritt

In der Verstärkung des Schritts muss ein weiteres Vor- und Überfußen als im Mittelschritt erkennbar sein. Die Schritte sind weit und raumgreifend, wobei auch hier die naturgegebene Veranlagung sowie der Körperbau des Pferdes eine Rolle spielen. Wichtig ist, dass die Reiterhand die notwendige Dehnung des Halses durch Verlängerung des Zügelmaßes und ein entsprechendes Zulassen der Nickbewegung ermöglicht, ohne dass die Anlehnung aufgegeben wird. Nur wenn das Pferd im Genick nachgiebig bleibt und mit losgelassenem Rücken schreitet, kann die Bewegung bei optimalem Raumgriff durch den ganzen Körper gehen.

Schonend und wichtig

In der freien Natur legen Pferde jeden Tag weite Strecken im Schritt zurück. Diese Wohlfühl-Gangart verbraucht nur wenig Energie und ist sehr schonend, da Gelenke, Sehnen und Bänder nicht stark beansprucht werden. Auch das Schrittreiten hat viele positive Effekte:

  • Wie bei menschlichen Sportlern kann durch leichte Bewegung vor der eigentlichen Belastung die Muskulatur aufgewärmt und Verletzungen vorgebeugt werden. Die Produktion der Gelenkschmiere erhöht sich, und der Hufmechanismus wird angeregt.
  • Beim Warm-up kommt das Herz-Kreislauf-System in Schwung, und sowohl die Belastbarkeit des Bewegungsapparates als auch die Energiebereitstellung verbessern sich.
  • Da die Reaktions- und Kontraktionsgeschwindigkeit der Muskulatur steigt, kann das Pferd die Impulse des Reiters besser und schneller umsetzen.
  • Ein gutes Schritttraining unterstützt den Muskelaufbau und fördert die Losgelassenheit.
  • Zudem stimmt das Schrittreiten Pferd und Reiter mental auf das Training ein. Nervöse Spannungszustände können sich abbauen, und die psychische Leistungsbereitschaft steigt.
  • Nach schwierigen Lektionen beziehungsweise nach hoher Trainingsintensität kann das Pferd im Schritt körperlich und mental verschnaufen.
  • Der Schritt dient als Indikator für die mentale und physische Losgelassenheit. So wird ein Pferd, das sich festhält oder nervös ist, keinen guten, durch den Körper gehenden Schritt zeigen.
  • Werden Schrittpausen im richtigen Moment und mit der richtigen Einwirkung in das Training eingebaut und hat das Pferd gelernt, dass diese Zwanglosigkeit bedeuten, dann kann selbst nach höheren Anforderungen wie über einen Schalter wieder Entspannung eingeläutet werden. So stellen sich auch Lernerfolge schneller und nachhaltiger ein.
  • Auch vielen Korrekturpferden kommt die lösende Arbeit im Schritt zugute, da sie so wieder Vertrauen zum Reiter aufbauen und neue Bewegungsmuster lernen können.

Text: Aline Müller   Foto: Getty images

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