Text: Aline Müller           Foto: www.Slawik.com

Die Haltung des Kopfes wirkt sich auf den gesamten Sitz und die Einwirkung des Reiters aus. Ansagen wie: „Kopf gerade“ sind daher wenig hilfreich. Vielmehr kommt es darauf an, Bewegungen zuzulassen und dadurch zu einem lockeren Sitz mit feiner Hilfengebung zu finden

Wer Reiter-Pferd-Paare beim Training beobachtet, sieht häufig folgendes Bild: Der Reiter ist völlig fokussiert da- rauf, den Kopf seines Pferdes in die gewünschte Position zu bringen, und richtet seinen Blick dabei nahe- zu permanent auf die eigenen Hände, den Hufschlag oder den Mähnenkamm und die Ohren des Vierbeiners. Nicht selten ähnelt sich die Haltung der beiden. Das Pferd hat die Nase hinter der Senkrechten ebenso wie die Stirn-Nasen-Linie des Reiters. Eine feine Hilfengebung ist so nicht mehr möglich, denn der Schwung des Pferdes wird regelrecht blockiert. Der Kopf ruht nicht mehr losgelassen auf den oberen Halswirbeln, und der Nacken ist angespannt. Welche Auswirkungen das hat, betrachten wir noch. Dann gibt es da noch die Reiter, die alles geben, um kerzengerade im Sattel zu sitzen. Mit nahezu starrem Blick schauen sie nach vorne, und trotzdem wirkt der Sitz angespannt und nicht geschmeidig. Die äußerliche Form ist eben nicht alles. Es kommt neben dem Bewegungsgefühl vor allem darauf an, Bewegungen erst einmal zuzulassen. Dabei ist es völlig normal, dass etwas Übung nötig ist – auch beim Reiten ist noch kein Meister vom Pferd gefallen.

Bewegung schafft Losgelassenheit

Damit Reiter und Pferd überhaupt ihr Gleichgewicht und zur Losgelassenheit finden können, ist Bewegung notwendig. Betrachten Sie Kinder beim Laufenlernen: Die ersten Schritte sind schwankend, und die Hand der Eltern dient als sichere Stütze. Immer wieder ein Taumeln und ein kurzes Zusammensacken, dann wieder aufstehen, und weiter geht’s nach vorne. Dabei ist das Kind nicht angespannt, und es geht auch nicht in einer bestimmten Körperhaltung. Vielmehr lässt es alles Schwanken und Taumeln zu und lernt Schritt für Schritt, sich auszubalancieren. Ein paar Jahre später trägt der Vater seine Tochter Huckepack auf dem Rücken. Sie hat die Arme um seinen Hals geschlungen und hopst lachend von einer Seite zur anderen, wenn ihr Vater die Richtung wechselt und kleine Haken schlägt. Das Kind lässt sich automatisch auf die Bewegungen des Elternteils ein. Wenn die Tochter anfangen würde, ihren Vater „steuern“ zu wollen, indem sie sich zu einer Seite lehnt und Druck auf eine Seite des Halses ausübt, müsste ihr Vater Kraft aufwenden, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. Das ist natürlich abhängig von Größe und Gewicht des Kindes.

Auch beim Reiten treffen zwei Körper in Bewegung aufeinander. Hier ist alles noch komplexer, denn schließlich wollen wir ein Lebewesen über unsere Einwirkung trainieren und möglichst mit unseren Hilfen mit ihm kommunizieren. Pferd und Reiter müssen daher als ein System und nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Das Pferd ist ständig in Bewegung, ändert Richtung und Tempo. Aus diesem Grund hat das Gleichgewicht zwischen Reiter und Pferd etwas Dynamisches.

Führungszentrale Kopf

Außerdem finden Bewegungen auf unterschiedlicher Ebene statt. Wenn der Reiter das äußere Bein zum Angaloppieren nach hinten nimmt, führt er eine große, mehr oder weniger deutlich sichtbare Hilfe aus. Erhöht er allerdings kurz bewusst die Muskelspannung im Bauch, ist diese Einwirkung weniger deutlich erkennbar. Und dann sind da noch die Bewegungen der Muskulatur, die unwillentlich stattfinden, sozusagen als Reflex. Das Pferd macht einen kleinen Hüpfer, und wir halten uns im Sattel, ohne dass wir bewusst darüber nachdenken. Auch auf kleinster Ebene finden solche Ausgleichsbewegungen statt – zum Beispiel im Bereich der Halswirbelsäule.

Den kompletten Artikel finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.

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